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Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?

Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran?

Titel: Heilige Scheiße - Bonner, S: Heilige Scheiße: Wären wir ohne Religion wirklich besser dran? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan;Weiss Bonner
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Gelegenheiten zu Gehör. Die Kirchensteuer, die wir Monat für Monat abdrücken, kommt Kindergärten, Krankenhäusern und sozialen Diensten zugute – das glaubt inzwischen die Mehrheit der Deutschen. Auf die Frage »Wofür sind Ihnen Kirchen wichtig?« antworteten dann auch siebenundsiebzig Prozent, »um Kindergärten und Krankenhäuser zu betreiben«, und nur sechsundvierzig Prozent, »um Gottes Wort verbindlich zu deuten«.
    Auf die Frage, ob er sich ein Ende der Kirchensteuer vorstellen könnte, sagte Kardinal Lehmann im Sommer 2009: »Der Staat weiß viel zu gut, wie viele Aufgaben und Lasten wir übernehmen – etwa in Kindergärten, Schulen oder Krankenhäusern.« Auch die kirchlichen Medien pflegen die Geschichte von der milden Gabe. Auf der Seite katholisch.de heißt es: »Viele Angebote der Kirche wie soziale Dienste, Caritas oder Lebensberatung sind für alle Bürger kostenlos zugänglich. Ohne die Kirchensteuer müsste der Staat ein Gros dieser Einrichtungen übernehmen und damit wieder den Steuerzahler belasten. Kirchliche Angebote stünden vor allem Kirchenmitgliedern offen. Alle anderen müssten für Dienste wie katholische Kindergartenplätze selbst bezahlen.«
    »Hey, ich bin Pastor, trallali trallala trallahopsassa,
Ja, ich bin Pastor, ich mach, was mir gefällt.
Geben, das ist toll, klingelingeling, hier kommt mein Beutel, Ihr sollt selig sein, dafür sacke ich die Kohle ein.«
    Oliver Kalkofe
    Wie viel Geld gibt die Kirche wirklich zu den sozialen Einrichtungen dazu? Und wie sehr ist sie auf unsere Spende im Klingelbeutel angewiesen?
    Seit ihren Gründertagen am See Genezareth hat die Kirche eine Wachstumsgeschichte hingelegt, die jedem eingefleischten Börsianer die Freudentränen in die Augen treiben müsste. So wie Bill Gates aus einer Garagenbastelbude ein Weltunternehmen machte, führten die Päpste eine kleine Splittergruppe des Judentums aus einer Fischerhütte in die Beletage der Wirtschaftsmächte. Dort hat sich die katholische Kirche seit Jahrhunderten als Global Player etabliert und im Laufe der Zeit selbst mächtige Dynastien wie die Fugger wie Schießbudenbetreiber aussehen lassen. Das Vermögen des Vatikans wird heute auf eine immense Summe irgendwo zwischen elf und zweihundertsiebzig Milliarden Euro geschätzt, da sind sich die Experten nicht so ganz einig, und wegen strenger Geheimhaltung kann auch niemand die genaue Finanzlage nachvollziehen. Es ist auf jeden Fall ein ziemlich dicker Batzen Geld, den der Glaube an einen Allmächtigen erwirtschaftet hat.
    Auch heute erhält die Kirche noch die Hälfte ihrer Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen. Weitere Einkünfte stammen vom Staat, kircheneigenen Geldinstituten wie der Pax- und Liga-Bank oder aus Beteiligungen an Unternehmen wie dem katholisch organisierten Weltbildverlag, der es allein im Geschäftsjahr 2009/2010 auf 1,6 Milliarden Gesamtumsatz brachte. Wie viel die Kirche durch Devotionalienhandel mit Heiligenbildchen, Kitschkreuzen oder Jesusfiguren und den Eintrittsgeldern für Museen, Sonderbriefmarken, Münzen oder dem päpstlichen Segen auf Schmuckpapier einnimmt, weiß kein Mensch außerhalb der Kirche. Sicher ist aber, dass sich größere Abteien wie Maria Laach alleine durch ihre Merchandising-Artikel über Wasser halten können.
    Nur wer Geld hat, kann auch Unfug damit anstellen, das war klar, als es 2010 in den Medien um das Geldmanagement der Kirche ging. Gleich drei Vorwürfe auf einmal wurden laut: Missmanagement, Veruntreuung und Prunksucht. Mehrere Finanzaffären erschütterten die katholische Kirche, nicht nur in Augsburg, wo der beherzte Griff von Bischof Walter Mixa in die Kasse einer Kinderheimstiftung Staub von den Kirchenbänken aufwirbelte. Allein im Bistum Magdeburg sind über vierzig Millionen Euro einfach nicht mehr aufzufinden, in Limburg verschwanden fünf Millionen, in der Diözese Münster flogen dreißig Schwarzkonten eines leitenden Geistlichen auf – während deutschlandweit in Pfarreien Stellen und Mittel für die Gemeindearbeit gestrichen werden. »Teuflische Verhältnisse« sah auch die SZ im Zusammenhang mit dem Buch Die Vatikan AG in den Finanzen der Gottesmänner.
    Missstände wie diese deckt Carsten Frerk in seinem Violettbuch Kirchenfinanzen auf und widerlegt damit das Märchen vom bedürftigen und wohlmeinenden Gotteshort: In Wirklichkeit werden viele kirchliche Ausgaben wie kirchliche Schulen, Hochschulen und Kindergärten, diakonische und karitative Einrichtungen, Entwicklungshilfe,

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