Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
Vom Netzwerk:
Peace – Justinian Peace.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Geoffrey und nannte ebenfalls seinen Namen.
    »Ah, der Komponist«, sagte Peace liebenswürdig. »Es ist mir ein großes Vergnügen. Also, Mr. Vintner, – mein ganzes Problem läßt sich in drei Worten zusammenfassen: Ich habe Zweifel .«
    »Gütiger Himmel«, sagte Geoffrey. »Doch nicht wie Mr. Prendergast?«
    »Wie bitte?«
    »In Auf der schiefen Ebene .«
    »Das habe ich leider bisher noch nicht gelesen«, sagte der andere, und dieses Eingeständnis schien ihn aus unerfindlichen Gründen zu ärgern. »Es geht darum, daß ich von Beruf Psychoanalytiker bin – ein recht erfolgreicher, wie ich wohl sagen darf; jedenfalls erfolgreich in finanzieller Hinsicht. Die Summen«, sagte er vertraulich, »die manche Leute für Informationen bezahlen, die sie auch bekommen könnten, wenn sie sich drei Stunden lang in einer Bibliothek mit sinnvoller Lektüre beschäftigen würden … Wie dem auch sei« – er merkte, daß er abschweifte – »so verhält es sich nun mal. Ich denke, in London zähle ich zu den führenden Vertretern meiner Zunft. Selbstverständlich mögen Sie uns alle für Scharlatane halten – viele Menschen tun das« – Geoffrey schüttelte rasch den Kopf – »doch zumindest was meine Wenigkeit betrifft, so versuche ich, in meinem Beruf methodisch und systematisch vorzugehen und das Beste für meine Patienten zu tun. Nun denn –« Er hielt inne und tupfte sich die Stirn ab, um zu unterstreichen, daß er jetzt zum Kern der Sache kam; Geoffrey nickte aufmunternd.
    »Wie Sie wissen, basiert die gesamte moderne Psychologie – und die Psychoanalyse im besonderen – auf der Idee des Unbewußten; der Vorstellung, daß ein Teil der Psyche im gewissen Sinne vom Bewußtsein getrennt ist und verantwortlich ist für unsere Träume, für gewisse Triebe und all die komplexen Erscheinungsformen des Irrationalen im Leben des Menschen.« Seine Ausdrucksweise, so dachte Geoffrey, mutete fast wie aus einem bekannten Lehrbuch an. »Von dieser Vorstellung leiten sich alle Erkenntnisse der analytischen Psychologie ab. Unglücklicherweise kam mir vor etwa einem Monat in den Sinn, die Ursprünge und die logische Grundlage dieses Grundgedankens zu untersuchen. Und dabei ist etwas Schreckliches geschehen, Mr. Vintner.« Er beugte sich vor und klopfte Geoffrey heftig aufs Knie. »Ich konnte nicht den leisesten experimentellen oder rationalen Beweis finden, daß das Unbewußte überhaupt existiert.«
    Er lehnte sich wieder zurück; es war unübersehbar, daß er diese Aussage in gewissem Sinne als einen persönlichen Triumph betrachtete.
    »Je mehr ich darüber nachdachte, desto überzeugter wurde ich, daß es tatsächlich nicht existierte. Wir wissen schließlich so gut wie nichts über das Bewußtsein , warum also ganz und gar willkürlich ein Unbewußtes postulieren, um all das erklären zu können, was wir nicht verstehen? Das ist so«, fügte er in Anspielung auf die Küche in Kriegszeiten hinzu, »als würde jemand sagen, er esse eine Mischung aus Butter und Margarine, obwohl er nie im Leben das eine oder andere gekostet hat.«
    Geoffrey betrachtete Peace mit ablehnendem Blick. »Interessant«, murmelte er. »Sehr interessant«, wiederholte er leise, wie ein Arzt, der ein unbekanntes und übles Leiden diagnostiziert hat. »Man hat es natürlich vorausgesetzt, als etwas, das keinerlei weiterer Untersuchung bedarf, wie die Bewegung der Erde um die Sonne. Aber ich verstehe nicht ganz …«
    »Aber Sie müssen es verstehen!« unterbrach Peace ihn aufgeregt. »Es trifft nicht nur meinen Berufsstand an der Wurzel, sondern auch meine Berufswahl, meinen Broterwerb, mein Leben .« Seine Stimme wurde schrill. »Ich kann doch nicht weiter als Psychoanalytiker arbeiten, wenn ich nicht mehr an das Unbewußte glaube. Das ist so undenkbar wie ein vegetarischer Metzger.«
    Geoffrey seufzte; sein Blick verriet, daß zumindest er keinen Ausweg aus dem Dilemma sah. »Ach«, sagte er, »ganz so ernst kann die Frage doch wohl nicht sein.«
    Peace schüttelte den Kopf. »Das ist sie, leider«, sagte er. »Und wenn man mal richtig darüber nachdenkt, ist die Psychoanalyse eigentlich albern , finden Sie nicht? Alles kann nämlich alles bedeuten. Genau wie bei der Reihe von Additionen, bei der die Antwort immer einundzwanzig lautet, ganz gleich, mit welcher Zahl man anfängt.«
    »Tja«, sagte Geoffrey, »könnte man denn nicht ein psychoanalytisches System schaffen, das allein

Weitere Kostenlose Bücher