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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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fallen. Es schrie und fing dann an, schrill zu pfeifen, wie eine Lokomotive. Das Geräusch wurde lauter, wie ein heranfegender Tornado …
    Eine Lokomotive brauste in entgegengesetzter Richtung am Abteil vorbei, mit durchdringendem Pfeifen, während Geoffrey sich zurück ins Bewußtsein kämpfte. Ohne sich zu bewegen, öffnete er die Augen und sah sich um. Peace schlummerte in der entgegengesetzten Ecke, die Zeitung war ihm aus den Händen gefallen; der Eindringling schnarchte noch immer; die Mutter sprach leise flüsternd auf das Kind ein, das stöhnte und krampfhaft zuckte. Fielding saß da und las ein Buch – er wirkte seltsam isoliert und fremd. Geoffrey hatte das Gefühl, wenn er Fielding ansprechen würde, würde der ihn nicht wiedererkennen, wäre bloß noch ein Fremder. Der Geistliche und die Frau mit der Wolldecke unterhielten sich leise, ihre Stimmen unhörbar bei dem anhaltenden, monotonen Rattern der Räder. Geoffrey saß da und starrte zunächst auf ein häßliches Foto der Kathedrale von Salisbury und dann auf die »Anweisungen für Fahrgäste im Falle eines Luftangriffs«, die von irgendeinem Fahrgast, der wohl Langeweile gehabt hatte, mit Anmerkungen versehen worden waren:
    SÄMTLICHE ROLLOS SCHLIESSEN ZUM SCHUTZ GEGEN – neugierige Gaffer .
    VERLASSEN SIE DEN WAGGON NUR AUF ANORDNUNG – einer heißen Biene .
    Er sah sich schläfrig blinzelnd um und versuchte, nicht an die Hitze zu denken.
    Die Sirenen heulten, als der Zug vor der Einfahrt in den Bahnhof von Taunton anfing zu bremsen. Entlang der ganzen Küste begann der wilde, gnadenlose Kampf gegen die angreifenden Bomber. Der Eindringling erwachte aus seinem langen Schlaf und schaute mit trüben Augen zum Fenster hinaus. Die hastigen Bewegungen, mit denen er sich dann zum Aussteigen bereit machte, waren eine willkommene Ablenkung. Er stand auf, blickte sich mürrisch um und griff zu dem Gepäcknetz über Geoffreys Kopf, wo sein schwerer Koffer lag. Angesichts des Gewichts des Koffers war es natürlich nicht ganz unbegreiflich, daß er ihm aus den Händen glitt, und wenn der Koffer Geoffrey direkt auf den Kopf gefallen wäre, als er sich vorbeugte, um mit Fielding zu reden, hätte das ernste Folgen haben können. Zum Glück jedoch sah Fielding ihn kommen und stieß Geoffrey mit aller Kraft zurück gegen die Lehne seines Sitzes. Der Koffer landete mit einem widerlich dumpfen Geräusch auf seinen Knien.
    Ein wirres Geschrei erhob sich. Der Verursacher der Aufregung hielt es indes nicht für nötig, sich zu entschuldigen, sondern war, noch bevor der Zug zum Stillstand kam, aus dem Abteil heraus und auf dem Bahnsteig von Taunton. Geoffrey krümmte sich vor Schmerzen und rieb sich die Oberschenkel; doch glücklicherweise ist der menschliche Oberschenkelknochen ein robustes Ding, und Peace erwies sich als recht erfahrener Arzt. An eine Verfolgung des Übeltäters war allerdings nicht zu denken. Als endlich wieder Ordnung eingekehrt war, fuhr der Zug auch schon weiter.
    »Der hätte Ihnen das Genick brechen können!« sagte die Frau mit dem Kind empört.
    »Allerdings«, sagte Geoffrey gequält. Ihm war richtig schlecht, als er sich an Fielding wandte. »Danke – schon zum zweiten Mal heute.«
    Peace hatte den Koffer geöffnet und blickte verwundert auf das Sammelsurium von Alteisen darin. »Kein Wunder, daß er so schwer ist«, sagte er. »Aber was in aller Welt …?« Abrupt beschloß er, daß es nicht der rechte Zeitpunkt für Nachforschungen war. »Am besten Sie gehen ein paar Schritte, bevor Sie ein steifes Gefühl in den Beinen bekommen«, sagte er zu Geoffrey. »Es wird natürlich weh tun, aber es ist wirklich am besten.«
    Geoffrey kam mühsam auf die Beine, stieß sich den Kopf am Schmetterlingsnetz und fluchte laut; das, so dachte er, war der Tropfen, der Faß zum Überlaufen brachte.
    »Ich gehe mich etwas frisch machen«, sagte er. »Auf Zugfahrten fühlt man sich immer so schmutzig.« In Wahrheit hatte er Angst, sich übergeben zu müssen.
    »Ich komme besser mit«, sagte Fielding, doch Geoffrey lehnte ungehalten ab; er verspürte eine heftige Abneigung gegen die Menschheit im allgemeinen. »Es wird schon gehen«, murmelte er.
    Er torkelte über den Gang wie ein Betrunkener an Deck eines Schiffes im Sturm. Als er die Toilette erreichte, war sie besetzt, doch noch bevor er zur nächsten weitergehen konnte, kam ein junger Mann heraus, lächelte entschuldigend, und trat zur Seite, um ihn hineinzulassen. Geoffrey betrachtete zunächst düster

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