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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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sagte sie. »Mädchen in dem Alter, meine ich? Ich weiß, mit mir hat man das gemacht – aber Josephine ist eine so stolze, eigensinnige Göre, sie würde das nicht gut verkraften.«
    »Ich denke, man sollte es nach Möglichkeit vermeiden«, sagte Fielding mit unnötigem Ernst.
    Die junge Frau lachte – ein tiefes, glucksendes, ansteckendes Lachen. »Aha, ich verstehe – Sie denken, ich hätte das gemacht. Nein, ich bin noch nicht so weit, daß ich Kinder versohle. Vater hat es getan – und ich muß sagen, ich kann es ihm kaum verdenken. Stellen Sie sich vor, Josephine hat das ganze Manuskript des Buches, an dem er gearbeitet hat, zerrissen und verbrannt.« Eine kaum wahrnehmbare Kälte lag plötzlich in der Luft. Es gibt Handlungen, die aus Bockigkeit und Zorn geschehen, und es gibt Handlungen, die aus absichtlicher Boshaftigkeit geschehen. Geoffrey wechselte mit peinlich offenkundiger Absicht das Thema.
    »Wir sollten uns vielleicht vorstellen«, sagte er. »Das ist der Earl – Earl – Was für ein Earl sind Sie eigentlich?«
    »Das spielt gar keine Rolle«, sagte Fielding. Er hatte die Koffer abgestellt und wischte sich vergeblich Gesicht und Hals mit einem riesigen Seidentaschentuch ab. »Mißverstehen Sie mich nicht – wenn ich den Eindruck hätte, daß es bei einem von Ihnen auf Abneigung stößt, daß ich ein Earl bin, würde ich Ihnen sämtliche Einzelheiten ohne Umschweife nennen. Aber wir können uns genausogut mit Henry Fielding begnügen.«
    »Doch nicht«, sagte die junge Frau, »der Autor von –?«
    Geoffrey fiel ihr hastig ins Wort. »Und ich bin Geoffrey Vintner«, sagte er. Er sagte das verzagt, als würde er nicht erwarten, daß jemand mit seinem Namen etwas anfangen könnte.
    »Sehr angenehm«, sagte die Frau mit geschäftsmäßiger Überzeugung. »Wir spielen hier oft Ihre Messe. Ich bin Frances Butler.«
    »Schön. Jetzt haben wir uns also miteinander bekannt gemacht«, sagte Fielding. Er hielt inne und schaute Geoffrey erwartungsvoll an.
    »Ach ja«, sagte Geoffrey. »Wir möchten zu Fen – Gervase Fen.«
    »Das habe ich mir gedacht«, sagte die Frau mit betontem Blick auf das Schmetterlingsnetz, das er noch immer wie ein Banner vor sich hielt, »wegen dem Ding da.«
    Geoffrey betrachtete sie einen Moment lang finster. »Insekten?« stieß er endlich hervor.
    Sie nickte ernst.
    »Im Augenblick ist er nicht da, und ich weiß nicht, wann er wiederkommt. Ich vermute, er hat heute abend irgendein Experiment mit Motten vor, aber wir haben ihm gesagt, daß er es nicht hier machen kann, weil der arme kleine Dutton, der zweite Organist, sich schrecklich vor den Biestern ekelt, gelinde gesagt; und da es irgendwie darum geht, daß Männchen Hunderte von Meilen fliegen, um in einem dunklen Raum ein Weibchen zu finden, dachten wir, das Gästehaus der Diözese sei für eine solche Demonstration ungeeignet. Und außerdem, sollte es wider Erwarten gelingen, hätten wir am Ende noch das ganze Haus voller Motten, und das wäre wirklich untragbar. Also gehe ich davon aus, daß er das Experiment woanders macht.«
    Geoffrey seufzte. »Das ist ja wieder mal typisch!« sagte er. »Da bittet er mich herzukommen und verschwindet dann im entscheidenden Augenblick spurlos. Er hat wohl nicht erwähnt, daß er mich erwartet?«
    »Mit keinem Wort.«
    »Nein.« Geoffrey seufzte; die Last des Atlas schien ihn niederzudrücken. »Nein, ich hätte es mir denken können.«
    »Wollten Sie hier wohnen?« fragte die junge Frau.
    »Na ja, so hatte ich mir das vorgestellt. Aber ich kann mich Ihnen wohl kaum aufdrängen, wenn Sie nicht darauf vorbereitet waren.«
    »Einen von Ihnen könnte ich unterbringen«, sagte die Frau skeptisch, »aber nicht beide, so leid es mir tut. Es ist einfach kein Bett mehr frei.«
    »Ich komme bestimmt irgendwo in der Stadt unter«, sagte Fielding.
    »Ich empfehle Ihnen das ›Whale and Coffin‹«, sagte die junge Frau.
    »Das klingt ja schrecklich.«
    »Es ist schrecklich, aber das beste Pub am Ort. Hören Sie, Mr. Vintner, stellen Sie doch Ihre Koffer hier im Eingang ab. Irgendwer trägt sie dann später hinein. Und möchten Sie sich gerne frisch machen?«
    »Was ich wirklich möchte«, sagte Geoffrey, »ist ein Bier. Mehrere Biere.«
    »Schön. Wir gehen ins ›Whale and Coffin‹. Es ist doch schon nach sechs, nicht wahr? Dann können wir alles besprechen.«
    »Ich möchte Sie von nichts abhalten …«
    »Von was denn? Seien Sie nicht albern. Kommen Sie, alle beide, gehen wir. Es ist nur

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