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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Worten. So ausgedrückt, hörte es sich lange nicht so schwerwiegend an, wie es gewesen war. »Ich habe auch anonyme Briefe erhalten«, schloß er lahm.
    »Aber das ist ja furchtbar«, sagte die junge Frau. »Nein – so was zu sagen ist dumm. Ich meine« – sie machte eine hilflose Geste – »aber wieso denn?«
    »Ich weiß es nicht. Das ist ja gerade das Problem. Aber ich denke, es hat irgendwas mit dem Angriff auf Brooks hier zu tun.«
    Frances stellte ziemlich jäh ihr Glas hin. Die Geste war geringfügig und an sich nicht von Bedeutung, löste aber eine merkwürdige Beklommenheit aus. Nach einer langen Pause sagte sie:
    »Ist das Ihr Ernst?« Ihre Stimme war plötzlich sehr leise.
    »Anders kann ich es mir nicht erklären. Wenn Fielding nicht gewesen wäre, wäre ich jetzt vielleicht tot – ganz bestimmt sogar.«
    Als Frances wieder nach dem Glas griff, war ihre Hand eine Spur unsicher. Aber ihre Stimme war ruhig, als sie fragte:
    »War Dr. Brooks ein Freund von Ihnen?« Die Frage schien eine größere Dringlichkeit, eine größere Bedeutung zu haben, als auf Anhieb einsichtig war. Geoffrey schüttelte den Kopf.
    »Ich kannte ihn nur flüchtig – auf beruflicher Ebene.« Er stockte. »Sie sagten › war ‹ –«
    Sie lachte erneut, aber ohne Belustigung. »Nein, er ist nicht tot, wenn Sie das meinen. Ich –« Sie schien ganz plötzlich eine Entscheidung zu treffen; ganz bewußt und ostentativ wechselte sie das Thema. »Und Daddy hat Sie hergebeten, damit Sie statt Brooks die Orgel spielen?«
    Geoffrey fügte sich und unterdrückte eine fast nicht zu unterdrückende Neugier. »Tja, nein, eigentlich nicht. Das heißt, ich nehme an, daß er informiert war. Genaugenommen war es Fen, der mich telegraphisch hergebeten hat.« Ein unbehagliches Gefühl beschlich ihn. »Wenn ich nicht gebraucht werde, macht das nichts. Ich bin froh über die Unterbrechung, und ich freue mich, Fen wiederzusehen …« Er hielt inne, merkte, daß die Worte bedeutungslos waren.
    Die Stimme der jungen Frau klang jetzt heiterer. »Oh, ich bin sicher, daß Sie gebraucht werden – ich weiß nicht, wer sonst spielen sollte, wenn Sie nicht gekommen wären.«
    »Ich habe mich gefragt – es gibt doch sicherlich einen Stellvertreter? Sie haben doch vorhin jemanden erwähnt.«
    »Der kleine Dutton – ja. Aber der hat einen Nervenzusammenbruch gehabt. Der dumme Junge hat zuviel gearbeitet, um Gott weiß was für einen albernen Abschluß in Musik zu machen. Der Arzt läßt ihn zur Zeit nicht mal in die Nähe einer Orgel.«
    Geoffrey nickte selbstgefällig. »Das ist die Erklärung«, sagte er. In Wahrheit, so dachte er, erklärte es nur sehr wenig. Frances hatte sich praktisch geweigert, über den Angriff auf Brooks zu sprechen – und, zum Donnerwetter, wenn jemand die Fakten erfahren sollte, dann er. Er faßte sich gerade ein Herz, um wieder auf das Thema zu sprechen zu kommen, als der Wirt vorbeieilte und angestrengt auf eine große Taschenuhr mit Vergrößerungsglas blickte, das die Zeiger und Ziffern in grotesken Dimensionen erscheinen ließ. Als er schon fast zur Tür hinaus war, blieb er stehen und kam zurück zu ihnen.
    »Hab Sie jetzt erst erkannt, Miss Butler«, sagte er. Er verschluckte die Silben mit der typischen Nervosität von extrem Kurzsichtigen. »Wie geht’s Mr. Brooks? Schon besser?«
    »Ich hab heute abend noch nichts Neues gehört.« Frances war kurz angebunden. »Harry, Sie wissen nicht zufällig, ob Professor Fen heute abend hier ist?«
    »Dieser große, verrückte Bursche?« In der Stimme des Wirtes schwang so etwas wie Ehrfurcht mit. »Vielleicht ist er in einer von den anderen Bars. Ich seh nach. Aber ich glaube nicht.«
    »Wenn Sie ihn sehen, sagen Sie ihm doch bitte, daß ich hier bin. Mit einem Freund von ihm, Mr. Vintner.«
    Die Reaktion des Wirtes auf die letzte Information war unerwartet. Er trat einen Schritt zurück und atmete plötzlich sehr schnell. »Geoffrey Vintner!« entfuhr es ihm.
    »Aber Harry. Was haben Sie denn nur? Sie machen ja ein Gesicht, als hätten Sie einen Geist gesehen.«
    Der Wirt riß sich rasch wieder zusammen. »Tut mir leid«, murmelte er. »Hab den Namen nicht richtig verstanden. Dachte, Sie hätten einen Freund von mir gemeint, der – tot ist.« Er blieb einen Moment lang unsicher vor ihnen stehen und strebte dann ein wenig zu rasch zur Tür.
    »Nicht zu fassen!« sagte Frances offenkundig überrascht.
    »Wenn Fielding nicht gewesen wäre, dann wäre ich jetzt bestimmt auch tot«,

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