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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Geraden war es bei ihnen unvorstellbar, daß ihre Standpunkte sich je treffen würden, nicht mal in der Unendlichkeit.
    Die unerwartete Anwesenheit von Geoffrey und Fielding stoppte Kanonikus Spitshukers Redefluß schlagartig. Er stotterte einen Moment lang wie ein defekter Motor, fing sich dann wieder, stürmte nach vorn und drückte Geoffrey kräftig die Hand.
    »Guten Tag«, sagte er. »Mein Name ist Spitshuker, und das« – er deutete auf den anderen, der die Szene mit leichtem, aber eindeutigem Widerwillen beobachtete – »ist mein Kollege Dr. Garbin.«
    Garbin verbeugte sich kaum merklich, und ein unsicheres und spöttisches Lächeln huschte über sein Gesicht. Geoffrey stellte sich und Fielding leise vor.
    »Henry Fielding?« Kanonikus Spitshuker schnalzte erfreut mit der Zunge. »Doch nicht«, fügte er hinzu, »der Autor von Tom –«
    »Nein«, sagte Fielding ziemlich kurz angebunden. Kanonikus Spitshuker schien ein wenig verlegen.
    »Und Sie« – er hielt kurz inne, offenbar um in sich zu gehen, ob sich die Frage geziemte – »wohnen hier?«
    Geoffrey erläuterte die Situation, wobei Kanonikus Spitshuker die ganze Zeit unnötigerweise heftig nickte. Kanonikus Garbin schlich durch den Raum und brachte seine langen Gliedmaßen vorsichtig in einem Sessel unter.
    »Sie erinnern sich doch bestimmt, Spitshuker«, sagte er. »Professor Fen hat Mr. Vintner erwähnt, als die Sache mit dem armen Brooks passiert ist, und Butler hat ihn gebeten, sich mit ihm in Verbindung zu setzen.« Er machte eine lange Pause, fügte dann, gerade noch rechtzeitig Spitshukers nächstem Ausbruch zuvorkommend, hinzu: »Wir sind sehr froh, Sie zu sehen. Wirklich sehr froh. Sie werden uns eine große Hilfe sein.«
    »Eine große Hilfe«, wiederholte Spitshuker im Wechselgesang.
    »Ich hatte schon Sorge«, sagte Geoffrey, »da ich Fen kenne, daß er mich sozusagen inoffiziell hergeholt hat.«
    »Ich nehme an, Sie haben gehört, was mit Brooks passiert ist?« fragte Spitshuker. »Der arme, arme Kerl. Eine schreckliche und mysteriöse Geschichte. Hoffen wir, daß Ihnen nichts dergleichen passiert.«
    »Aber das ist es bereits«, wollte Geoffrey schon erwidern, doch im letzten Moment überlegte er es sich anders und hielt sich zurück. »Sie wissen nicht zufällig, wo Fen ist?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung. War er denn nicht hier, um Sie zu begrüßen? Nicht nett, gar nicht nett. Aber ich habe ihn seit seiner Ankunft kaum zu Gesicht bekommen – ich komme nur sehr selten hierher. Die Wohnarrangements hier sind ungewöhnlich. Keine Klöster – die Präbendarhäuser sind im ganzen Ort verteilt. Es gibt natürlich eine Dechanei und eine Art Bischofspalais, aber der Bischof hält sich nicht sehr oft dort auf. Sehr ungemütlich – man kann ihn verstehen. Dieses Haus«, sagte Spitshuker munter, »wird als eine Art Abstellkammer für kleinere Kanoniker und den zweiten Organisten und alle Mitarbeiter der Diözese genutzt, die nur ein oder zwei Nächte unterkommen müssen. Ich weiß wirklich nicht, warum Fen nicht in der Dechanei wohnt – und das gilt auch für Sie. Eine Schande. Trotzdem wird es Ihnen hier an nichts fehlen. Frances – ich meine, Miss Butler – ist eine vortreffliche Haushälterin. Ich würde Ihnen ja anbieten, bei mir zu wohnen, aber meine Haushälterin ist zur Zeit erkrankt, und Gäste ins Haus zu holen, so angenehm sie auch sind, wäre eine zu große Belastung.« Er hielt inne, um Atem zu holen, während Geoffrey Laute von sich gab, die zugleich Mißbilligung, Höflichkeit, Dankbarkeit, absolutes Verständnis, Mitgefühl und traurige Überraschung zum Ausdruck brachten.
    »Ich denke, mit dem Chor werden Sie sehr zufrieden sein«, fuhr Spitshuker unaufhaltsam fort, »und die Orgel ist, wie ich höre, ganz ausgezeichnet.« Er machte seine Gedankensprünge so schnell, wie ein Stellwärter Weichen umstellt. »Der Praecentor hat einen Schwager, der, soweit ich weiß, zur Zeit bei ihm zu Besuch ist, und er will ihn heute abend mitbringen. Die arme Frances wird also noch jemanden verköstigen müssen, fürchte ich.« Er kicherte. »Aber sie kann ja aus dem Nichts ein Festessen zaubern – eine überaus tüchtige Person. Der Schwager des Praecentors ist Psychoanalytiker, soviel ich weiß«, sprach er, ohne Atem zu holen, weiter. »Interessant – außerordentlich interessant. Wir werden sehen, was wir tun können, um seine säkulare Deutung der Funktionsweisen des menschlichen Verstandes in Frage zu stellen.«
    Garbin,

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