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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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anderen.
    Dallow stand mit bewußter Affektiertheit auf, als sie hereinkamen, wischte sich mit der Rückseite der Finger ein unsichtbares Staubkörnchen vom Revers. Er trug keinerlei klerikale Kleidung – nur einen höchst eleganten Straßenanzug und eine leicht irritierende rote Krawatte. Er stürzte auf Frances zu, um sie zu begrüßen, als sie vor den anderen den Raum betrat, ergriff ihre Hand und hielt sie lange, als wollte er den galanten Herrn spielen.
    »Meine liebe Frances«, legte er los, »Sie werden mir doch gewiß verzeihen, daß ich mir die Zwanglosigkeit erlaubt habe, einfach ins Haus zu gehen und es mir bequem zu machen.« Er hatte die beunruhigende Eigenart, seinem Gegenüber mit dem Gesicht ganz nah zu kommen. »Ich war ein wenig zu früh hier, und ich hatte Be-den-ken« – er zog das letzte Wort in die Länge und redete dann schnell weiter – »Sie … beim Essen … zu stören .« Seine kleinen Augen huschten über die anderen, die hereingekommen waren. »Garbin, Spitshuker, Dutton – und wie geht es Ihnen, mein Guter? Und …?« Er sah Peace, Geoffrey und Fielding an, die ihm vorgestellt wurden. »Sehr erfreut«, murmelte Dallow. »Sehr erfreut.« Er führte Frances mit vogelartigen Bewegungen zu einem Sessel und nahm neben ihr Platz.
    »Butler ist noch nicht da?« fragte er in den Raum hinein. »Ich hoffe – ich hoffe wirklich –, daß er pünktlich zur Besprechung erscheint. Die Angelegenheit ist äußerst dringlich – so schrecklich dringlich.« Mit einer jähen Bewegung suchte er in seinen Taschen und holte schließlich einen großen Schlüssel hervor. »Ich war im Krankenhaus«, sagte er, den Schlüssel hochhaltend, »und die Polizei hat mich gebeten, den hier … zurückzugeben.« Er legte ihn behutsam auf einen Tisch neben sich.
    Einen Moment lang trat Stille ein. Dann sagte Frances:
    »Ist das –?«
    Dallow nickte und verzog das Gesicht. »Genau. Der Schlüssel zur Kathedrale – genauer gesagt, der Schlüssel für die Tür im nördlichen Querschiff. Der Schlüssel, der normalerweise« – er betonte das Wort – »im Eingang dieses Hauses hängt, zur freien Verfügung für die hier Wohnenden.«
    »Mein lieber Dallow«, zwitscherte Spitshuker plötzlich ganz aufgeregt, »wollen Sie damit sagen, daß das – das – der Schlüssel ist, den Brooks –« Seine Stimme verlor sich.
    Dallow nickte. »Ganz genau.« Er blickte Frances an. »Wußten Sie, daß er nicht da war?«
    »Ich? Ich hatte keine Ahnung. Ich brauche ihn nie. Und Sie, Mr. Dutton?«
    Der zweite Organist trat von einem Bein aufs andere. »Ich gehe zur Zeit nicht in die Kathedrale. Anweisung meines Arztes. Vielleicht einer von den anderen beiden –?«
    »Aber die sind seit drei Tagen weg. Niemand hatte Gelegenheit zu bemerken, daß der Schlüssel verschwunden war. Außerdem hätte jeder ihn sich einfach nehmen können.«
    »Genau das habe ich der Polizei auch gesagt«, sagte Dallow. »Die eingeritzten Buchstaben ›GH‹ sagen eindeutig, woher er stammt. Es ist möglich, daß die Polizei noch Fragen dazu hat. Fürs erste brauchen sie ihn nicht mehr und haben mich gebeten, ihn zurückzubringen. Keine Fingerabdrücke, nehme ich an.«
    »Eins verstehe ich nicht«, sagte Garbin, »warum ist Brooks denn nicht mit seinem eigenen Schlüssel in die Kathedrale gegangen. Er hat doch einen, seit wir befugt sind, die Kathedrale abends um sieben abzuschließen.«
    Dallow beugte sich vor. »Mein li-ieber Garbin. Sie liegen völlig falsch. Brooks hat seinen Schlüssel benutzt. Aber wer auch immer mit ihm zusammen in der Kathedrale war – hat den hier benutzt.« Er klopfte langsam darauf. »Brooks’ Schlüssel wurde bei ihm gefunden. Dieser hier wurde, wie Sie wissen, im Gras vor dem nördlichen Querschiff gefunden.«
    Fielding blickte auf. »Das ist sonderbar.«
    »Sehr sonderbar, Mr. Fielding. Warum, so muß man sich fragen, hat der Eindringling den Schlüssel nicht hierher zurückgebracht, als er die Tür hinter sich abgeschlossen hatte?«
    »Ha, aber daran hat unser Eindringling nicht gedacht. Und Sie dürfen nicht vergessen, daß er Brooks aller Wahrscheinlichkeit nach für tot gehalten hat.«
    »Noch weniger Grund, die Tür abzuschließen«, sagte Dutton, der sich mühsam in die Unterhaltung einmischte. Alle starrten ihn mit der einmütigen Verblüffung an, die schüchterne Menschen einfach immer von Natur aus auf sich zu ziehen scheinen. Man hätte annehmen können, daß ihm jeden Augenblick eine weiße Maus aus dem Mund hüpfen

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