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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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würde.
    »Aber es gab einen Grund, natürlich«, quiekste Spitshuker aufgeregt. »Und zwar – angenommen, unser Eindringling wollte, daß seine Tat so lange wie möglich unentdeckt blieb. Die Polizei überprüft alle Türen der Kathedrale mindestens dreimal im Laufe der Nacht. Wenn eine von ihnen offen gewesen wäre, hätten sie natürlich gleich nach dem Rechten gesehen. Schließlich ist es um so schwieriger, den genauen Todeszeitpunkt festzustellen, je länger eine Leiche unentdeckt bleibt, und das macht es auch schwieriger, Alibis zu überprüfen.« Anscheinend hatte er das Gefühl, zu gründliche Kenntnisse der Kriminologie an den Tag gelegt zu haben, denn er fügte hinzu: »Das habe ich zumindest mal irgendwo gehört.«
    »Richtig – vollkommen richtig, mein li-ieber Spitshuker«, sagte Dallow, freundlich bestätigend.
    »Aber das erklärt immer noch nicht, warum der Schlüssel weggeworfen und nicht zurückgebracht wurde«, warf Peace ein.
    »Ich glaube, das kann ich erklären«, erwiderte Frances düster. »Jeden Abend um Punkt zehn wird die Tür dieses Hauses abgeschlossen. Danach können nur die vier von uns, die einen Schlüssel haben – Notewind und Filts, die zwei stellvertretenden Kanoniker, die hier wohnen, Dutton und ich – ins Haus. Ihr Täter würde wohl kaum einen Einbruch ins Haus riskieren, nur um einen Schlüssel zurückzubringen.«
    »Und das bedeutet« – Garbins tiefe Stimme ließ sie fast zusammenfahren – »daß diese vier soweit von jedem Verdacht befreit sind.«
    Frances zuckte gleichgültig die Achseln. »Wenn wir keinen Unfug geredet haben – was wir wahrscheinlich haben –, trifft das wohl zu.«
    »Das erscheint mir äußerst wichtig«, sagte Geoffrey, »denn nach dem, was ich bislang gehört habe, sieht es so aus, als könnte die Tat zu jedem Zeitpunkt begangen worden sein. Wann war übrigens die Chorprobe zu Ende?«
    »Sie muß um spätestens Viertel vor neun zu Ende sein«, sagte Spitshuker, »weil die Jungs um neun zu Hause sein müssen. Und wenn ich mich recht erinnere, hat einer von den südseitigen Altisten, der als letzter gegangen ist, gesagt, er sei um zehn nach zu Hause gewesen. Brooks hat lediglich zu ihm gesagt, er wolle ein wenig üben – was er vermutlich auch getan hat. Aber er wurde nicht in der Nähe der Orgel gefunden.« Spitshuker wandte sich an den Kanzler. »Wie geht es ihm übrigens?«
    »Er ist tot.«
    Eine neue Stimme hatte gesprochen. Gleichzeitig wandten sich alle zur Tür. Der Praecentor Dr. Butler stand da und blickte sie mit den kältesten Augen an, die Geoffrey je bei einem Menschen gesehen hatte. Er war von hünenhafter Statur und Größe, und sein Haar hatte die Farbe von schmutzigem Eis. Sein Gesicht, in dem die Knochen deutlich hervortraten, war dunkel gebräunt. Er war um die Fünfzig, vorzeitig ergraut.
    Frances sprang auf. »Daddy …«
    Der Praecentor ging auf Geoffrey zu. »Mr. Vintner? Sehr freundlich, daß Sie gekommen sind.« Er wandte sich wieder an die übrigen. »Ja, Brooks ist tot. Vor etwa drei Stunden war er wieder bei Verstand.«
    »Bei Verstand!«
    »Ja. Er erwachte aus einem langen und gnädigen Schlaf und verlangte mit völlig klaren Worten, die Polizei zu sprechen. Natürlich war sogleich ein Beamter bei ihm am Bett, doch er war offenbar so erschöpft, daß er nur ein paar unverständliche Worte herausbrachte, bevor er wieder einschlief. Kurz darauf war es Zeit für seine Medizin – eine Lösung aus Koffein, soviel ich weiß. Eine Krankenschwester hatte sie im Arzneiraum vorbereitet und wollte sie, zusammen mit irgendwelchen Utensilien, auf einem Rollwagen zu ihm bringen. Die törichte Frau ließ den Wagen dann in der Eingangshalle des Krankenhauses stehen, weil sie zu einem anderen Patienten gerufen wurde. Die Eingangshalle ist unbeobachtet, und dort herrscht ein ständiges Kommen und Gehen.«
    Er hielt inne, und wieder blickten die kalten Augen in die Runde. Seine Selbstbeherrschung war fast unerträglich.
    »Sie kam zurück«, fuhr er fort, »und brachte ihm die Medizin. Es war kriminelle Fahrlässigkeit, das Glas so unbeaufsichtigt stehen zu lassen, oder? Sie weckten ihn, und im Beisein von zwei Krankenschwestern und einem Polizeibeamten trank er die Koffeinlösung zusammen mit einer tödlichen Menge Atropin. Zehn Minuten später – vor gut zwei Stunden – starb er unter schrecklichen Qualen.« Butler hielt erneut inne und ließ den Blick wieder durch den Raum wandern. »Und das Absurdeste dabei ist, daß sie dachten,

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