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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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persönliche Eitelkeit ist da nicht zufällig mit im Spiel?«
    Fen machte eine ungeduldige Geste. »Persönliche Eitelkeit ist bei allem mit im Spiel, wie Rochefoucauld einmal gesagt hat. Handeln aus reinen Motiven heraus existiert einfach nicht.«
    »Nichtsdestoweniger gibt es verschiedene Abstufungen von Reinheit.«
    Fen stand auf. »Es hat offenbar wenig Sinn, diese Unterhaltung fortzusetzen.«
    »Bitte, bitte.« Garbin winkte mit einer Hand. »Wenn ich beleidigend war, entschuldige ich mich. Sie dürfen nicht vergessen, daß ich einer Generation und einem Berufsstand mit strengen Maßstäben angehöre. Rochefoucauld war kein Christ. Das Christentum behauptet, daß es einem Menschen möglich ist, gänzlich aus uneigennützigen Motiven heraus zu handeln. Wenn man das wegnimmt, bricht das ganze Gebäude der christlichen Moral zusammen.«
    »Sie haben es nicht für eine uneigennützige Handlung gehalten, als Butler Ihre Ideen gestohlen hat?«
    »Die Inquisition hat begonnen, wie ich sehe«, sagte Garbin trocken. »Nein, natürlich nicht. Aber es war verzeihlich, weil Butler kein Wissenschaftler war – er hatte einfach nicht die Veranlagung dazu. Ein Poseur muß plagiieren, sonst bringt er nichts zustande.«
    »Das ist ein hartes Urteil, oder?«
    »Vielleicht. Gott bewahre, daß ich über irgend jemanden urteile. Ich hätte sagen sollen – nun, das, was Butler sich vorgenommen hatte, überstieg seine Fähigkeiten. Sein Vorhaben war zu groß für ihn.«
    »Dennoch hielten Sie seinen Diebstahl für moralisch verwerflich?«
    »Natürlich.« Garbin lächelte leicht. »Aber Sie sind bestimmt nicht hier, um meine moralischen Maßstäbe zu untersuchen. Ich habe keinen dauerhaften Groll gegen ihn gehegt, wenn Sie das meinen.«
    Der Rabe erhob sich vom Schreibtisch, und mit einem Flügelgeschwirr, das sich anhörte wie ein wild gewordener Rasenmäher, flog er los und landete auf der Büste über der Tür. Fen und Geoffrey beäugten ihn fasziniert. »Ein literarischer Vogel«, murmelte Fen; dann kam er mit einiger Anstrengung wieder auf das eigentliche Thema zu sprechen.
    »Vor allem«, sagte er, »möchten wir erfahren, was alle Beteiligten im Laufe des gestrigen Tages getan haben.«
    »Ach ja.« Garbin legte die Fingerspitzen zusammen. »Um sechs Uhr, die Zeit, als der arme Brooks ermordet wurde, war ich allein hier. Lenore war zum Abendessen und Bridge eingeladen –«
    » Wer ?« Das Wort platzte aus Geoffrey heraus, bevor er sich bremsen konnte.
    »Lenore – meine Frau. Daher habe ich kein Alibi für diese Zeit. Zwischen zehn und Viertel nach –«
    Fen unterbrach ihn. »Was ist mit zwischen neun und zehn?«
    Die Frage überraschte Garbin offensichtlich genauso wie Geoffrey: Er zögerte leicht, aber merklich, bevor er antwortete. »Ich habe das Gästehaus kurz vor neun verlassen, nachdem Butler seine Absicht bekanntgegeben hatte, zur Kathedrale hinaufzugehen. Ich habe einen Spaziergang auf den Klippen gemacht.«
    »Haben Sie mitbekommen, daß Butler sich mit Peace in der Kathedrale treffen wollte?«
    »Das war nicht zu vermeiden. Ich denke, jeder hat es mitbekommen.«
    »Darf ich fragen, worum es bei der Besprechung ging?«
    »Ich glaube kaum, daß das in irgendeiner Weise mit dem Tod von Butler zu tun hat.«
    »Wie Sie meinen. Aber hat Butler vielleicht gesagt, daß er irgend etwas Genaues über den Tod von Brooks wußte?«
    »Da Sie fragen – nein.«
    Fen nickte. »Das könnte notwendig gewesen sein«, sagte er, mehr zu sich selbst. »Aber das hängt davon ab, um welche Uhrzeit genau die Polizisten ihren Posten an der Kathedrale verlassen haben … Das muß ich herausfinden.«
    Der Rabe auf der Büste plusterte sich erneut auf. Der Ast eines Baumes draußen vor dem Fenster schabte an den Fensterscheiben. Fen erlag plötzlich der quälenden Versuchung.
    »Ah, gewiß«, sagte er – »liegt’s an Ihrem Fenstergitter?«
    Garbin warf einen Blick über seine Schulter. »Das ist nur der Baum. Ich wollte ihn schon längst fällen lassen. Er macht den Raum sehr dunkel.« Die literarische Anspielung war ihm offenbar entgangen. Geoffrey zog sich diskret hinter ein Taschentuch zurück und lief rot an.
    »Darf ich fragen, wie lange Ihr Spaziergang gedauert hat?« Mit deutlicher Mühe hatte Fen es zurück zum Thema geschafft.
    »Bis kurz vor halb zehn. Als ich wieder hier war, habe ich mir einen Kakao gemacht und mich mit einem Buch an den Kamin gesetzt.«
    »Und der Kohlen matt Verglimmen«, sagte Geoffrey, »schuf ein

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