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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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verdauen konnte. »Wie wenig man doch über ihn gewußt hat.«
    Peace wich nicht aus. »Er war ein seltsamer Mann. Ich kannte ihn nicht gut, da ich ihn nur selten gesehen habe. Er lehnte meinen Beruf ab, willkürlich und ohne jede Rücksicht, was einer der Gründe war, warum ich weiter daran festhielt. Im übrigen können Sie mir glauben (obwohl das eigentlich egal ist), daß er durch und durch egoistisch war. Sein Amt verlangte von ihm einen gewissen Anschein von Nächstenliebe, aber die ging nie über das absolute Mindestmaß an bienséance hinaus. Und deshalb bin ich hergekommen.«
    »Ach ja?« Fens Stimme klang absichtlich desinteressiert.
    Peace beugte sich vor; er sprach langsam und mit Nachdruck. »Mein Vater ist als reicher Mann gestorben. Wir waren nur zwei Kinder. Da ich mich bereits auf dem besten Weg befand, ein wohlhabender Mann zu werden, und Irene, meine Schwester, nichts hatte, hinterließ er ihr sein Geld – unter der Bedingung, daß die Hälfte, sollte mein Glück mich mal verlassen, an mich fallen würde, im Interesse meiner Kinder. Das Kapital, müssen Sie wissen, durfte nicht angetastet werden.« Er hielt inne und spielte mit seiner Krawatte.
    »Diese Abmachung unterlief Butler, als er Irene heiratete. Er überzeugte sie davon, daß das ganze Erbe ihren beiden Kindern zufallen sollte, und die arme Irene, die nicht mit sehr viel Verstandeskraft gesegnet ist, mußte sich fügen. Der Mann war ein Tyrann, und ich könnte mir denken, daß er bei meiner Schwester leichtes Spiel hatte.« In Peace’ Stimme lag jetzt echtes Gefühl, bemerkte Geoffrey.
    »Natürlich möchte ich meinen Kindern eine möglichst sorgenfreie Zukunft sichern, und in letzter Zeit ist es mir nicht mehr so gut ergangen. Die Leute müssen den Gürtel etwas enger schnallen, und wegen des Krieges machen sie sich nicht mehr so viele Gedanken über sich selbst – was verdammt gut ist. Aber vor gar nicht langer Zeit hat Butler versucht, Irene dazu zu bringen, ihm das Geld zu überschreiben, damit es sicherer ist, wie er sagte.« Peace’ Lippen kräuselten sich verächtlich. »Ich wußte, wenn das geschehen würde, wäre das Geld für mich und meine Familie verloren. Ich habe einen Brief geschrieben, aber ohne Erfolg, also bin ich hergekommen, um die Sache mit ihm zu besprechen. Deshalb bin ich gestern abend zur Kathedrale gegangen. Wir hatten nach meiner Ankunft kurz miteinander geredet, aber er war ziemlich unterkühlt, das kann ich Ihnen versichern. Hat gesagt, er würde mir seine Entscheidung später mitteilen. Seine Entscheidung!« Der Mann war aufgebracht; er stand auf und schritt nervös hin und her. »Nun, dazu ist es nicht mehr gekommen. Aber Sie sehen die Ungerechtigkeit des Ganzen – die widerliche Unverschämtheit und das völlige Fehlen jeden moralischen Anstands. Ich wollte doch nicht das ganze Geld; die Vereinbarung wegen des Geldes war doch nicht auf meinem Mist gewachsen – ich habe Briefe, die das belegen. Und trotzdem wollte er – ausgerechnet er, der fast zwanzig Jahre mit dem Geld ein angenehmes Leben geführt hatte – ›mir seine Entscheidung‹ mitteilen, als wäre ich ein Bettler, ein armer Verwandter, der an seine Tür klopft und um Geld bittet!«
    Der Mann hatte Grund zu Rachegefühlen, dachte Geoffrey: Aus jedem seiner Worte sprach Aufrichtigkeit, ein aufrichtiges Gefühl für empörende Ungerechtigkeit, aufrichtige Zuneigung für seine Familie; und, das verstand sich von selbst, ein aufrichtiges und einleuchtendes Mordmotiv. Fen fragte:
    »War der Grund Ihres Besuches hier allgemein bekannt?«
    »Er hatte seine eigene Version der Geschichte überall ausposaunt, das garantiere ich Ihnen – ich war der schnorrende Verwandte.«
    »Aha.« Fen dachte nach. »Und Geld ist so wichtig für Sie?«
    Peace grinste plötzlich. »Sehr. Ich bin nicht ganz so erfolgreich in meiner Arbeit, wie ich Ihnen gegenüber vorgegeben habe, Mr. Vintner. Ich bin nicht schlecht, denke ich. Aber im Grunde hatte ich schon immer das Gefühl, meinen Beruf verfehlt zu haben. Die meisten Menschen erfüllen die Anforderungen ihres Berufs, ich nicht. Ich weiß nicht, was ich eigentlich hätte werden sollen – Schauspieler, denke ich manchmal.«
    Fen bewegte sich unruhig. »Wie entsetzlich!«
    »Und wissen Sie was? Wenn ich den Platz im Leben gefunden hätte , auf den ich gehöre, hätte ich mir, glaube ich, wegen dieser Angelegenheit überhaupt keine Gedanken gemacht, ganz gleich, wie arm ich wäre.«
    Fen deutete vage Zustimmung an.

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