Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
eilig.«
»Was soll denn das heißen?«
»Das soll gar nichts heißen. Es ist ein Zitat von unserem großen englischen Dramatiker Shakespeare. Ich frage mich manchmal, ob Hemings und Condell in ihrer Folioausgabe da nicht doch ein wenig vom Original abgewichen sind. Es ist wirklich ein scheußlicher, absurder Zungenbrecher.«
Frances und Savernake waren in einem anderen Teil des weitläufigen Gartens und unterhielten sich angeregt und ernst. Geoffrey fragte sich, ob Dutton recht hatte und ob sie jetzt wirklich bald heiraten würden. Liebe geht mit einem gewissen Besitzanspruch einher; und obwohl Geoffrey nicht den geringsten Anspruch auf die junge Frau hatte, empfand er einen heftigen Groll wegen der Unbekümmertheit, die Savernake im Umgang mit Frances erkennen ließ. Niemand sollte soviel Schönheit achtlos behandeln. Denn Schönheit an sich ist, wie Samuel Johnson bemerkte, sehr achtenswert und sollte auch so betrachtet werden. Geoffrey stellte fest, daß er Savernake nicht leiden konnte, und das nicht nur, weil er eifersüchtig auf ihn war – er konnte seine Affektiertheit, seine ausweichende Art, seine Fahrigkeit nicht leiden. Als sie näher kamen, stand er da, die langen, dünnen Finger ineinander verdreht, das spärliche, weizenfarbene Haar akkurat nach hinten gekämmt, und seine grauen Augen huschten von einem zum andern; fast schon verschlagen.
Er eröffnete das Gespräch unglücklicherweise damit, daß er auf Fens Schmetterlingsnetz zu sprechen kam. Geoffrey konterte mit schwachem Sarkasmus, während Fen vorübergehend mit dem Versuch beschäftigt war, eine Libelle zu fangen. Die Stimmung verschlechterte sich merklich. Nicht etwa, weil starke Trauergefühle vorherrschten. Frances gab unumwunden zu, daß sie sich zwar gut mit ihrem Vater verstanden habe, daß sein Tod sie jedoch eher schockiere als traurig stimme. Aber es lag ganz eindeutig eine Spur von Gereiztheit in der Luft, eine eher nervliche als emotionale Reaktion. Alle waren angespannt.
»Arme Mummy«, sagte Frances. »Daddy hat sie leider immer viel herumkommandiert, aber ich denke, es nimmt sie mehr mit als sonst jemanden. Ist das nicht immer so?«
Sie trug ein leichtes Kleid in schlichtem Schwarz mit weißem Kragen und weißen Ärmelaufschlägen, das ihre Figur vollendet betonte. Selbst Fen, der sich in seiner Ehe wohl fühlte und schon seit einiger Zeit eher aus dem Gefühl vergeudeter Mühe heraus als aufgrund irgendwelcher moralischen Bedenken davon Abstand genommen hatte, bei jungen Frauen auf die Figur zu achten, war offenkundig beeindruckt. »Oh, mein Amerika, mein neues Land!« murmelte er und starrte trotz eines empörten Blicks von Geoffrey, der zufällig seinen John Donne kannte, mit unverhohlener Bewunderung weiter. Die eingehende Betrachtung fand jedoch ein plötzliches Ende, als Savernake sich mit der ärgerlichen gedehnten Sprechweise, die beizubehalten er leider manchmal vergaß, grob erkundigte:
»Können wir Ihnen irgendwie behilflich sein?«
Das war ein Fehler. Fen bedachte ihn mit einem quälend scharfen Blick. »Ja, Sie Schafskopf«, sagte er, den angemessenen Respekt außer acht lassend, der dem geistlichen Stande gebührt, »Sie können sich nach hinten in den Garten verziehen und einen Rigadaun tanzen. Eine nette Art, begrüßt zu werden, wenn man vorbeikommt, ganz voller Mitgefühl« – Fen brachte es fertig, entsprechend schwülstig zu wirken – »um seine Hilfe anzubieten. Entschuldigen Sie sich!« brüllte er abschließend.
»Mein Bester, Sir, ich vermute stark, Sie sind verrückt.«
»Sie Fatzke!« sagte Fen mit äußerster Verachtung. Er genoß die Szene. Wenn er nicht gerade sprach, strahlte er vor Begeisterung und Vergnügen. »Sie Hohlkopf!«
»Jetzt hören Sie aber mal –«
»Von wegen«, sagte Fen streng. »Entweder Sie beantworten meine Fragen oder Sie tun’s nicht.«
»Ich tu’s nicht.«
»Ach nein?« Fen wirkte ein wenig verblüfft. »Nun, wenn das so ist –«
»Ach, kommt schon, ihr beide«, sagte Frances ungehalten. »Hört auf zu streiten. Natürlich beantworten wir Ihre Fragen, Mr. Fen. Nicht wahr, July?« Sie blickte den jungen Mann einen Moment lang direkt an; dann nickte er.
»Tut mir leid.«
»Mir auch«, sagte Fen nicht sehr überzeugend.
»Gehen wir ein paar Schritte, ja?« sagte Frances. »Dieses Herumstehen mag ich nicht.« Sie schlenderten über den Rasen in Richtung Obstgarten.
Das folgende Gespräch erbrachte jedoch nur wenig Brauchbares. Bei der üblichen Frage nach
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