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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Royalistenfamilie stammte. Der Sohn hatte von beiden Elternteilen etwas: die Strenge und den lustfeindlichen Moralismus des Vaters und die leichtfertige Zügellosigkeit der Mutter. Er ging in Eton zur Schule und anschließend aufs King’s College in Cambridge, und mit dreiundzwanzig Jahren wurde er Geistlicher. Er blieb unverheiratet, wie in der damaligen Zeit üblich, doch als seine Eltern starben und ihm ein beträchtliches Vermögen hinterließen, konnte er sich seine sexuellen Freuden auf einem übersättigten Markt erkaufen, und allem Anschein nach hat er sich in dieser Hinsicht nicht zurückgehalten. Das war, kurz gesagt, sein Hintergrund, als er hier eintraf. Ich sollte vielleicht noch erwähnen, daß er kein Dummkopf war – daß er sogar ein ausgesprochen gebildeter und fähiger Mann war.«
    Dallow war ganz in seinem Element; die Affektiertheit und Gehemmtheit waren verschwunden. Geoffrey drängte sich der Gedanke auf, daß dieser Mann vermutlich ein geborener Romancier war; nur war das hier keine Fiktion …
    »Seltsamerweise«, fuhr Dallow fort, »begann die Hexenverfolgung nicht auf Thurstons Betreiben hin, sondern auf das der Städter, die mitbekamen, oder es sich einbildeten, daß die Schwarze Magie allerorten heimlich betrieben wurde. Und es ist kaum zu bezweifeln, daß in der Gegend diverse Hexenzirkel existierten. Warum, fragt man sich? Warum zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort? Warum in Salem? Warum in Bamberg? Warum in Tolnbridge? Und dennoch war es so. Und die Schwarzen Messen wurden, wie es angeblich verlangt wird, von abtrünnigen Geistlichen aus der Diözese gelesen. Damit rückten führende Vertreter der Kirche, allen voran Thurston, in den Mittelpunkt der Hexenverfolgung. Verdächtigungen und Beschuldigungen nahmen um ein Vielfaches zu, denn die beste Verteidigung gegen jeden Vorwurf war die, jemand anderen zu beschuldigen. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, daß der Bischof die Verfolgungen zunächst sonderlich unterstützte oder großen Gefallen daran fand. Doch bald änderte sich die Situation.« Dallow hielt inne. Fen zündete sich seine dritte Zigarette an der zweiten an; er wirkte nachdenklicher als sonst.
    »Sie müssen wissen«, fuhr Dallow fort, »daß es üblich war, Hexen zu foltern, um ihnen Geständnisse zu entlocken – obwohl sie häufig auch ohne Folter gestanden. Und es war zumindest erforderlich, daß die Geständnisse ohne Folter nochmals bestätigt wurden. Doch es gab das langsame, methodische Auspeitschen und den heißen Hexenstuhl und Daumenschrauben und das Brechen der Beine und das Streckbett. Und mit der Zeit wurde Bischof John Thurston – wenn auch stets im Hintergrund – häufiger bei Folterungen gesichtet, als sein Amt das verlangte. Er war auch bei den Hinrichtungen zugegen, und es hieß, daß er die Praxis einführte, Hexen zu verbrennen, anstatt sie zu hängen. Sicherlich waren dabei irgendwelche ungewöhnlich spitzfindigen Rechtsauslegungen im Spiel – obwohl ich nicht herausfinden konnte, wie die Rechtslage genau war –, denn überall sonst in England wurden Hexen ausnahmslos gehängt und nicht verbrannt. Es läßt sich leider nicht mehr feststellen, ob diese Unterstellung zutrifft. Jedenfalls las Bischof John auf einmal Glanvil und den Malleus . Und man sieht, wie diese allseits anerkannte moralische Aufgabe, die ihm da auf einem Silbertablett serviert wurde, seinen tiefsitzenden Puritanismus ansprach – und wie die Methoden im Umgang damit seine Sinnlichkeit ansprachen. Denn viele der Frauen waren jung und einige schön. So war es auch im Jahre 1704, ein Jahr vor seinem Tod.«
    Dallow ging zu einem Schrank und nahm eines von mehreren dicken, in Leder gebundenen Büchern heraus. Ehrfürchtig öffnete er es und blätterte die Seiten um.
    »Das ist«, sagte er, »das persönliche Tagebuch des Bischofs, das er in den letzten Monaten seines Lebens geführt hat.«
    Sogar Fen schien aufzumerken.
    »Es ist«, fuhr Dallow fort, »einer der umfangreichsten erhaltenen Berichte aus erster Hand über eine Spukerscheinung, und daß er authentisch ist, steht praktisch außer Frage. Der Bischof hatte angeordnet, daß das Tagebuch nach seinem Tod zerstört werden sollte – ungelesen. Doch der Mensch ist nun einmal neugierig, und was der Bischof über seine letzten Monate schrieb, ist derart außergewöhnlich, daß das Tagebuch in die Obhut des damaligen Kanzlers gelangte und so schließlich auch in meine Hände. Mr. Vintner« – Dallow ging zu

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