Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
Vom Netzwerk:
Geoffreys Sessel – »vielleicht wären Sie so nett, einen Blick hineinzuwerfen, ja, uns daraus vorzulesen. Ich höre die Geschichte immer wieder gern. Und das Tagebuch spricht für sich, bedarf keinerlei Kommentars. Sie sind doch nicht in Eile, Mr. Fen?«
    Fen schüttelte den Kopf, und Dallow reichte Geoffrey das Buch. Es war schwer und die Schrift säuberlich, groß und verschnörkelt. Dallow beugte sich über Geoffreys Schulter und blätterte die Seiten um. Schließlich zeigte er auf einen Eintrag:
    »Wenn Sie vielleicht hier anfangen würden …«
    Und so las Geoffrey, während der Regen leise im Garten plätscherte und das gelbe, verschleierte Licht der Sonne von Wolken getrieben über die steifen, dicken Seiten glitt.
    » 27. Februar A. 1705. In einer der Predigten von Dr. Donne von St. Paul’s, die durchaus verdient, als gute Lehre beherzigt zu werden, erfahren wir, daß es richtig ist, den Freuden der Sinne zu frönen, soweit sie keinen Schleier werfen zwischen die Seele und ihren Schöpfer; will heißen, ihnen maßvoll zu frönen. Doch Donne selbst war in jenem früheren Teil seines Lebens, bevor er in den Schoß der Kirche Christi aufgenommen wurde, als Leichtfuß bekannt, als ein Mann von ungeheurer Lasterhaftigkeit und Zügellosigkeit, als einer, der mit Huren und Betrügern auf gutem Fuße stand. Wenn ein Mann in seiner Jugend einmal die Grenzen der Mäßigung übersteigt und dennoch aufgrund von Reue und Nächstenliebe später den Qualen der Hölle trotzt, wieso sollte dann ich, noch in der Blüte meiner Jahre und voller natürlicher Kraft, durch die Ausübung meines heiligen Amtes an den Entspannungen gehindert werden, derer sich gewöhnliche Männer allenthalben erfreuen? Es steht geschrieben, daß es selbst die Söhne Gottes nach den Menschentöchtern gelüstete. Deren Verlangen war gottlos, fürwahr, wegen der grundsätzlichen Verschiedenheit zwischen ihrem engelhaften Wesen und den Körpern jener jüdischen Frauen, jedoch, wenn derlei Verschiedenheit nicht vorliegt, wo ist dann die Sünde? Wenn wir glauben, sind unsere Sünden bereits abgegolten, sobald wir sie begehen.
    Oft denke ich nächtens an meine Jugend in London, an die Theater und die Komödien von Mr. Wycherley, und an die Dunkelheit und den Geruch des Haares der Frauen und das Schimmern ihrer nackten Hälse, und mitunter nehme ich die Ars Amatoris zur Hand und lese die Passage über das Werben um eine Frau vom Theater (wie Mr. Dryden dies unrichtig umschrieben hat). Solcherlei Dinge gehören für mich der Vergangenheit an, aber es verlangt mich noch heute nach ihnen. Hier bin ich unter Bauerntölpeln, die weder Geist noch Anmut des Körpers oder der Seele besitzen. Ihre Frauen sind wie Säcke.
    Ich muß dafür Sorge tragen, daß ich das Geschriebene stets nach Durchsicht wegschließe.
    4. März . Habe sie diese Woche zweimal in die Morgenandacht kommen sehen, höchst sittsam verschleiert; konnte dennoch die außergewöhnliche Pracht und Fülle ihres Haares erkennen.
    6. März. Ich habe in Erfahrung gebracht, daß sie Elizabeth Pulteney heißt und die Nichte einer Frau ist, die letztes Jahr auf meine Anordnung als Hexe verbrannt wurde. Die Vollkommenheit ihres Körpers und die Anmut ihrer Bewegungen deuten auf eine edlere Herkunft und nicht auf den niederen Stand, dem sie, wie man mir versichert, angehört. Sie ist fromm, doch es sind Anschuldigungen gegen sie erhoben worden. Vier Frauen wurden diese Woche verbrannt. Die Zuschauer werden stetig weniger.
    21. März . War bei der Auspeitschung einer Frau zugegen, die zum Geständnis gebracht werden sollte. Es dauerte nicht lange. Sie wurde entblößt und mit dreifach geknoteten Lederriemen geschlagen. Die Schreie waren ungewöhnlich durchdringend. Es bereitete mir kein Vergnügen, was es doch sollte, wäre mir an der Geißelung Satans durch diese Bestrafung gelegen. Meine Gedanken waren fortwährend woanders.
    26. März . Sprach heute morgen zum erstenmal mit ihr. Ihre Haut ist außerordentlich weich und schön. Sie ist demütig und ehrfürchtig. Ich habe ihr regelmäßige geistige Unterweisung angeboten. Sie wird fortan häufig zu mir kommen. Ach, diese Unterwürfigkeit durch Züchtigung in spürbaren Schmerz zu verwandeln! Doch das sind eitle Trugbilder.«
    (Geoffrey übersprang eine Reihe von Einträgen, die von der Arbeit der Diözese handelten. Der nächste Eintrag zu Elizabeth Pulteney war auf den 23. April datiert.)
    »Heute abend ihr vierter Besuch. Ich machte ihr eindringlich

Weitere Kostenlose Bücher