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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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klar, wie notwendig ihre absolute Unterwerfung unter diejenigen sei, denen Macht über sie gegeben ist, und unterzog sie der Prüfung, sich sogleich vor mir zu entkleiden. Sie zauderte gar sehr, und es dauerte lange, bis ich sie (mit verschiedenen Mitteln) dazu bringen konnte. Ihre Schamhaftigkeit erregte mich so sehr, daß ich alle Vorsicht vergaß. Erfuhr, daß sie erst siebzehn Jahre alt ist, aber überaus wohlgestaltet, und ihre Haarpracht fällt in langen, goldenen Locken … Milton erzählt in seinem wunderbaren religiösen Gedicht von der nackten Schönheit Evas und ihrem Haar. Ebenso Donne in seiner Elegie.
    Sie erkannte meine Absichten früh und schien verängstigt. Ich wickelte ihr Haar um ihren Hals und tat so, als wollte ich sie töten. Sie ist ein töricht Kind, mit diesem Gerede, sie sei die Braut Christi. Wie ich schon zu ihr sagte: Ist nicht die Kirche selbst diese Braut? Doch die Drohung, sie als Hexe zu verfolgen, brachte sie zum Schweigen.
    Fühle mich ungewöhnlich niedergeschlagen. Das Haus ist über die Maßen still, und es ist nicht gut, allein zu sein. Muß ins Bett und diese Gedanken und Zweifel vertreiben, indem ich die Wonnen erinnere, die ich genossen habe. Doch zunächst muß ich das Tagebuch unten verschließen. Im Haus hallt alles wider, und die Dunkelheit war mir stets verhaßt. Ich wage nicht, das Tagebuch hier zu lassen. Die Dienerschaft hat sich längst zur Ruhe gelegt.
    13. August . Alles steht gut, und ich hatte nicht ausreichend Muße, früher zur Feder zu greifen. Da ich mir gegenüber ehrlich sein muß, war mir davor bang, mich den Zweifeln zu stellen, die mich plagen. Ich bin in mich gegangen und sehe in meinen Handlungen keinen Grund zur Furcht. Wenn ich ihren Körper gezüchtigt habe, so gibt es dafür genug Berechtigung und Präzedenzien in der Frühgeschichte der Kirche.
    Sie wird sehr schweigsam und teilnahmslos, und mein Begehren erstirbt. Ich werde sie nicht wiedersehen. Warum nur empfinde ich meine Taten fortwährend als ungeheuerlich, wo doch die Vernunft selbst sie nicht verurteilt?
    15. August . Das Schlimmste ist geschehen, und sie trägt ein Kind von mir. Aber der drohende Scheiterhaufen wird sie schweigen lassen.
    16. August . Traf sie heute heimlich, in dem Wäldchen hinter Slatter’s Close. Sie ist widerspenstig und will den Vater ihres Kindes nennen. Nicht einmal die Androhung von Folterung als Hexe scheint sie abzuschrecken. Aber es gibt keinen anderen Weg. Ihre Rasereien gegen mich werden der Beweis sein, daß sie vom Teufel besessen ist. Sie ist, so scheint es, zu Reue und Sühne entschlossen. Oh, die Tollheiten dieser Frauen des Glaubens! Ich möchte auf ihre abscheuliche Frömmigkeit spucken.
    23. August . Die Gefahr ist gebannt. Ihre Anschuldigungen gegen mich trugen, wie ich vorausgesehen hatte, nur noch mehr zu ihrer Verurteilung bei. Es war Tollheit, je zu befürchten, man würde ihr Glauben schenken. Heute die Daumenschrauben, um sie zum Geständnis zu bringen. Als jene keinen Erfolg brachten, das Streckbett. Das Geständnis, überaus ausführlich, brachte mich zu der Annahme, daß sie tatsächlich eine Hexe ist. Und liegt es nicht auf der Hand, daß der Teufel durch sie seine Künste wirken ließ, um meine Unerschütterlichkeit ins Wanken zu bringen? Ich bin überzeugt, daß dies die Wahrheit ist.
    Die ganze Zeit starrten ihre Augen mich an, obwohl sie nicht mehr gegen mich sprach. Ich erinnere mich nicht gern daran.
    29. August. Deus misericorde me . Heute hat sie gebrannt. Ich dachte, es würde nie enden. Zuerst wurde ihr der Kopf geschoren und das Haar gesondert verbrannt. In der Zuschauermenge erhob sich Murren und Raunen, so daß die Wachen gezwungen war, ihres Amtes zu walten, um für gebührende Stille und Ehrfurcht zu sorgen. Als man sie bedrängte, öffentlich zu gestehen, schwieg sie weiter hartnäckig, nur als sie an mir vorüberkam, sagte sie »Haltet Eure Türen fest verschlossen vor jenen, denen es gefallen wird, Euch zu besuchen.« Dann wurde sie hastig auf den Scheiterhaufen geführt, festgebunden, und das Reisig wurde entzündet. Sie schien noch fast ein Kind zu sein.
    Ich weiß nicht, was ihre Worte bedeuteten, aber das Haus ist kalt, und ich täte besser daran, ins Bett zu gehen. Ohne Zweifel habe ich gerecht gehandelt, denn sie war eine Hexe.
    4. September. Wir werden grausam bestraft für unsere Torheiten, und ich unglückseliger Sünder mit den heftigsten Peitschenhieben. Als ich gestern abend im Bett lag, die Vorhänge des

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