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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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Zigarette hatte ausgehen lassen und sie sich nun wieder anzündete. »Die Geschichte der Kathedrale von Tolnbridge ist offenbar unheimlicher, als ich gedacht hatte.« Er wandte sich an Dallow. »Gibt es heutzutage Teufelsanbeter in Tolnbridge? Ich habe Grund zu der Annahme, daß dem so ist.«
    Zu Geoffreys Verblüffung nickte Dallow. »Es existiert tatsächlich ein ungemein kindischer Dämonenkult – jedoch in keiner Weise eine Fortsetzung der alten Tradition, sondern lediglich eine künstlich hochgespielte, aufgesetzte Angelegenheit. Offenbar löst es bei gewissen Leuten einen leichten Schauder der Erregung aus.«
    »Ich denke«, sagte Fen, der jetzt richtig zappelig wurde und mit den Füßen scharrte, »daß es da eine indirekte Verbindung zu dem Mord an Butler geben könnte. Sie selbst leiten die Sache wohl nicht? So verächtlich, wie Sie darüber gesprochen haben, kann ich es mir nicht vorstellen.«
    »Da liegen Sie richtig, mein li-ieber Professor. Ich war das eine oder andere Mal bei der Schwarzen Messe, aber das Ganze war alles in allem so stümperhaft und – wenn ich das Wort benutzen darf – unkanonisch, daß ich meine Teilnahme kürzlich eingestellt habe.«
    »Haben Sie nie daran gedacht, es der Polizei zu melden? Es ist illegal, wissen Sie.«
    »Aber doch so harmlos ! Wenn Sie nur die armen Tröpfe sehen könnten –« Dallow hielt inne, blickte auf die Uhr und strahlte plötzlich. »Halb neun. Und gestern war Donnerstag. Kommt Freitag nach oder vor Donnerstag? Danach , hab ich recht?«
    »Warum?« Dieses überfreundliche Getue, dachte Geoffrey, war wirklich ein wenig zu viel.
    »Weil ich glaube, daß sie immer freitags den Teufel anbeten. Jeden Freitag – genau wie die Sitzung des Kirchenvorstandes , meine lieben Gentlemen. Wenn wir zu ihrer Versammlungsstätte gehen würden, könnten wir sie dort antreffen. Hätten Sie Lust?« Es war, als würde Dallow einen Sonntagsschulausflug planen.
    »Gute Idee«, sagte Fen. »Statten wir ihnen einen Besuch ab. Aber zunächst erzählen Sie mir mehr. Wer leitet das Spektakel?«
    »Mein li-ieber Professor, da habe ich nun wirklich nicht die leiseste Ahnung.«
    »Sie wissen es nicht?« entfuhr es Geoffrey.
    »Es könnte sogar der Bischof höchst persönlich sein.« Dallow kicherte nervtötend und stellte sich auf die Zehenspitzen, so daß er einen Moment lang aussah wie eine Zeichnung von Edward Lear. »Sowohl die Zelebranten als auch die Teilnehmer sind maskiert, müssen Sie wissen. Es ist praktisch unmöglich, irgend jemanden zu erkennen. Und dabei fällt mir ein, daß wir uns auch maskieren müssen.« Er ging zu einem Schrank und holte drei seltsame Gebilde heraus. »Tiermasken. Recht schön gestaltet. Sie sind hinduistischer Herkunft. Sie werden ausreichen.« Die Masken stellten ein Schwein, eine Kuh und eine Ziege dar.
    Fen setzte sich die Kuhmaske auf. Seine blaßblauen Augen blickten irritierend durch die Augenlöcher. Geoffrey nahm das Schwein und Dallow die Ziege. Sie musterten einander ohne Begeisterung.
    »Sie beide sehen ziemlich albern aus«, sagte Fen. Er muhte versuchsweise und tat es dann, offenbar angetan von dem Klang, noch einmal. Er muhte weiter auf dem ganzen Weg zu ihrem Ziel. Fen konnte manchmal wirklich sehr nervtötend sein.
    In einer alten Pfadfinderbaracke an einem einsamen Fleck etwas abseits von der Straße von Tolnbridge nach Tolnmouth war die Schwarze Messe bereits im Gange. Das Gebäude zeigte noch immer Spuren seiner früheren Funktion in Form von Pappbibern, -ottern und anderen amorph aussehenden Vertretern der Tierwelt, die an allen möglichen Stellen des Raumes befestigt waren und auf die Ziege, das Schwein und die Kuh hinabblickten, die da hereinkamen und hinten Platz nahmen. Die drei sahen ausgesprochen grotesk aus, aber niemand schien sie zu beachten.
    Es war eine stattliche Anzahl von Leuten da, alle maskiert, und überwiegend Frauen. Zwei maskierte Gestalten in schwarzen Roben hantierten konfus an einem improvisierten Altar herum. Es wurde nicht geredet. Gleich darauf begann die Zeremonie und erwies sich als äußerst langweilig. Sie bestand, soweit Geoffrey sagen konnte, aus der normalen römisch-katholischen Messe, nur ohne Confiteor und Gloria . Geoffrey, Dallow und Fen gingen nicht zur Kommunion, und offenbar erwartete das auch niemand von ihnen. Es gab keine diabolischen Ekstasen, aber andererseits, so dachte Geoffrey, waren ausgeprägte Ekstasen in einem Gottesdienst ja auch eher selten. Es gab weder Menschenopfer noch

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