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Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

Titel: Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Crispin
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glaube, deshalb mögen Frauen mich nicht. Weil sie wollen, daß ein Mann ein Mann ist – groß, behaart, herrisch. Eine Art Gärtner oder Bergarbeiter à la D. H. Lawrence.«
    »Was für ein Blödsinn! Frauen mögen ganz unterschiedliche Dinge an Männern. Solche Verallgemeinerungen sind grundsätzlich falsch. Männer, die solche Gemeinplätze über Frauen äußern, zeigen nur, daß sie nichts von ihnen verstehen.«
    » Ich verstehe nichts von ihnen.«
    »Ich weiß. Das ist einer der Gründe, warum Sie eine so angenehme Gesellschaft sind. Ein Mann, der einer Frau wirklich schüchtern begegnet, ist eine nette Abwechslung.«
    »Ist Savernake schüchtern?«
    Sie warf ihm einen raschen Blick zu. »Müssen Sie unbedingt die Rede auf ihn bringen?«
    »Ich bin nun mal eifersüchtig.«
    »Ach wirklich? Wie nett. Nun, er ist nicht schüchtern, wenn Sie es wissen wollen. Er ist großspurig.«
    »Sind Sie noch mit ihm verlobt?«
    »Ja.« Sie antwortete knapp, beinahe hastig.
    »Frances … es war mir ernst mit dem, was ich gestern gesagt habe …«
    Sie legte ihm rasch eine Hand auf den Arm. »Bitte, Geoffrey, ich möchte nicht darüber sprechen. Zumindest jetzt nicht. Vielleicht später.«
    Er spürte unsinnigerweise leichten Groll in sich aufsteigen; sie schien das zu merken.
    »Wir sprechen später darüber.«
    Und überhaupt, so dachte er, ich kenne sie noch keine achtundvierzig Stunden. Ich habe gar kein Recht, so in ihr Privatleben einzubrechen. Vielleicht werde ich nie das Recht dazu haben. Vielleicht will ich dieses Recht ja auch gar nicht. Sie zu heiraten würde bedeuten, viele Dinge aufgeben zu müssen, die ich nicht aufgeben will. Aber andererseits weiß ich ja nicht einmal, ob sie mich überhaupt würde heiraten wollen.
    Fast wünschte er, er wäre nicht mitgekommen. Sie war schön, sie war begehrenswert, aber wenn er eine feste Bindung einging … Er brauchte mehr Zeit zum Nachdenken. Dann beschimpfte er sich selbst als Trottel und Feigling, und plötzlich meldete sich sein Sinn für Humor wieder zu Wort, und er mußte laut lachen.
    »Worüber lachen Sie?«
    »Über meine eigene Absurdität.«
    »Ja, vermutlich sind Sie ziemlich absurd. Lassen Sie uns eine Weile nicht reden.«
    Sie gingen schweigend weiter. Die Sonne stand zwar noch tief am Himmel, aber sie brannte jetzt heißer, am Rand feurig züngelnd. Sie wandten sich von der heißen, staubigen Straße ab und stiegen einen steilen Pfad hinauf in einen Wald, der förmlich am Hang klebte. Im Wald war es kühl, eine grüne, feuchte Kühle. Am Fuße der Bäume hatten sich welke Farne und Brombeersträucher ineinander verschlungen. Dazwischen wuchsen ein paar wilde Rosenbüsche und einige säuerlich aussehende kleine Brombeeren. Der Pfad, der weiter den Berg hinaufführte, war schmal und an den Rändern leicht aufgeworfen, wie eine Rinne. Die Mitte war voll mit Steinen und gelbem Schlamm, noch naß von dem Wasser, das in der Rinne hinabfloß, so daß sie auf ihrem Weg nach oben etliche Male ins Stolpern gerieten.
    Als sie den Wald verließen, war es, als träten sie aus einer Höhle. Sie befanden sich nun auf einer weiten Fläche, die mit Felsbrocken übersät und von Stechginster gesäumt war. Über ihnen segelten Möwen mit ausgebreiteten Flügeln in langem und unglaublich schnellem Flug dahin. Abgesehen vom fernen Rauschen des Meeres waren ihre rauhen Schreie das einzige Geräusch. Die Jungvögel waren häßlich braun gesprenkelt. Eine flog so niedrig, daß sie sehen konnten, wie ihre Kehle beim Schreien pulsierte.
    Einen Augenblick später standen sie an der Mündung des Flusses und blickten hinaus aufs Meer. Unter ihnen erstreckten sich braune Klippen mit einem schmalen Sandstreifen darunter, auf dem verstreut die vergessenen Überreste eines stillgelegten Steinbruchs lagen: eine morsche hölzerne Landungsbrücke, zwei fast umgekippte Lastwagen, verrostete Schienen, zerbrochen und ungleichmäßig, die nirgendwohin führten. Das Gras war kurz, struppig, rauh und braun verdorrt. Ein schwacher Wind, der die Oberfläche des Meeres zu Reihen von kleinen gekräuselten Wellen aufbürstete, umspielte ihre Gesichter. In purer sinnlicher Freude reckte Frances die Arme.
    »Wie schön!«
    Sie gingen den Weg an den Klippen entlang auf das Meer zu. Winzige Fischerboote, blau und braun und rot, mit kleinen dreieckigen Segeln am Heck, tuckerten unter ihnen dahin, von Möwen eskortiert. Nach einer Weile winkte Frances Geoffrey zu, und sie traten ganz dicht an den Klippenrand.

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