Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)
Unter ihnen befand sich ein breiter Streifen sauberer, fast weißer Sand, eine Bucht, aus der sich das Wasser kristallklar in die Ferne erstreckte, soweit das Auge reichte.
»Das ist hübsch«, sagte Geoffrey ziemlich phantasielos.
»Kommen Sie.«
»Großer Gott! Ich kann da nicht runterklettern. Das wäre ja Wahnsinn. Wir würden uns das Genick brechen.«
»Es gibt einen Weg nach unten«, sagte sie, »man muß nur wissen, wo. Ich weiß, wo. Es ist ganz leicht.«
»Ich finde aber nicht, daß das leicht aussieht.«
»Die Stelle da unten kennt sonst niemand. Oder fast niemand. Man ist da so gut wie immer ungestört.«
»Ich wünsche mir einen Sarg aus Blei, falls es noch irgendwas Erkennbares zum Hineinlegen gibt.«
Tant bien que mal gelang ihnen dank einer Reihe athletischer Meisterleistungen der Abstieg.
»Himmel«, keuchte Geoffrey, als sie den Strand erreichten, »ich hoffe bloß, daß wir auch wieder raufkommen.«
»Rauf ist viel leichter als runter.« Frances vollführte ein paar Tanzschrittchen auf dem Sand. »Ist es nicht herrlich hier? Wir sind ganz allein. Kommen Sie, wir gehen schwimmen.«
»Aber ich habe gar keine Sachen mit.«
»Macht nichts. Ich auch nicht.«
Er starrte sie an. »Meinen Sie wirklich, daß wir uns schon lange genug kennen? …«
Sie lachte ansteckend. »Ach, Geoffrey, seien Sie doch nicht so prüde. Möchten Sie denn nicht gern schwimmen?«
»Doch, schon, aber …«
Es war zu spät. Sie hatte schon begonnen, ihre Kleidung abzulegen. Beklommen tat Geoffrey es ihr nach. Als sie fertig waren, betrachteten sie einander einen Moment lang schweigend; dann prusteten sie gleichzeitig los.
» Starren Sie mich nicht so an!« sagte sie mit gespielter Entrüstung. »Das ist unhöflich.« Sie machten ein Wettrennen ins Wasser, das Geoffrey sehr kalt vorkam.
Frances schwamm schnell hinaus, mit kräftigen, eleganten Kraulschlägen. Geoffrey folgte ihr leicht außer Atem.
»Es ist ein angenehmes Gefühl«, sagte er, »aber ich fühle mich trotzdem ziemlich verrucht.« Tief unter ihren Füßen konnten sie in dem klaren Wasser zwei kleine Fische sehen, die sich um ihre eigenen rätselhaften Angelegenheiten kümmerten.
Als sie aus dem Wasser waren und sich auf ein paar Felsen trocknen ließen, legte Geoffrey ihr einen Arm um die Schultern, aber sie schob ihn weg.
»Nicht, solange ich nichts anhabe.« Geoffrey lief plötzlich und unerwartet rot an.
Dann, sobald sie sich wieder angekleidet hatten:
»Frances?«
»Ja?«
»Du weißt, daß ich mich in dich verliebt habe?«
»Ja; ich glaube, ich habe mich auch in dich verliebt.« Die Aufrichtigkeit in ihrer Stimme beunruhigte ihn schon fast.
»Ich möchte dich heiraten.«
Sie schwieg lange Zeit. Dann sagte sie: »Geoffrey, es tut mir leid, aber … ich kann nicht.«
»Warum?« Er packte beinahe brutal ihren Arm.
»Nicht. Du tust mir weh.«
»Warum?«
»Wegen Daddy. Ich habe nachgedacht, und nach dem, was passiert ist, kann ich Mummy nicht allein lassen. Das verstehst du doch, Darling?«
»Ja, aber du mußt auch dein Leben leben. Und außerdem finden wir eine Lösung. Deine Mutter kann bei uns leben – und Josephine auch.« Er sprach dieses Angebot mit einer gewissen Bedrücktheit aus.
»Das ist lieb von dir, aber ich darf dir nichts versprechen – noch nicht.« Sie lachte. »Versprechen – als hätte ich irgendein Privileg zu vergeben. Das klingt so eitel.«
»Und du weist mich auch nicht wegen Savernake ab?«
»Nein, nein.« Das Dementi kam schnell und energisch. »Ihn werde ich auf keinen Fall heiraten.«
»Du hast doch gesagt, daß ich dir etwas bedeute.«
»Das tust du, Darling. Ach, das tust du. Ich liebe dich so sehr. Aber verstehst du denn nicht … ich bin ganz durcheinander. Es geht alles so schnell. Wir können warten, oder?«
»Ich will nicht warten.«
»Wir müssen. Es ist soviel geschehen … Ach, Darling, was ist ihm nur passiert? War es ein Unfall? Es muß ein Unfall gewesen sein. Bestimmt hätte nicht mal Peace …«
»Er ist festgenommen worden.«
»Ich weiß.« Es war wie ein Schatten zwischen ihnen. »Hat Professor Fen irgendwas herausgefunden?«
Er schloß sie in die Arme. »Mach dir deshalb keine Gedanken. Andere werden sich darum kümmern.« Er wollte seine Lippen auf ihre legen, aber sie wandte den Kopf ab. Er machte einen Schritt zurück. Sie sah ihn an, und in ihren Augen konnte man Tränen ahnen.
»Laß uns nach Hause gehen.«
Aber als sie wieder oben auf der Klippe angekommen waren, drehte
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