Heiliger Bimbam – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Gervase-Fen-Serie (German Edition)

etwas für Sie tun? Alles zu Ihrer Zufriedenheit, hoffe ich?«
    Savernake sagte:
    »Trinken Sie ein Glas mit uns. Ich tue das selbst nur ganz selten – man muß ja auf seinen Ruf achten –, aber hin und wieder plaudere ich mit Harry gern mal übers Fischen.«
    Er stand auf und schob sich zwischen Fielding und die einzige Tür, die, durch die er eingetreten war. Fielding sah, daß das einzige große Fenster schwer vergittert war und auf einen menschenleeren Hof hinter dem Gasthaus ging. Er erkannte, daß er kämpfen mußte. Die beiden Männer musterten ihn sonderbar. Plötzlich fühlte er sich hilflos und wollte etwas sagen, doch die Worte blieben ihm im Halse stecken.
    Dann stieß er den Tisch um und schleuderte einen Stuhl auf den Wirt. James taumelte kurz, richtete sich dann wieder auf. Weder er noch Savernake machten ansonsten irgendeine Bewegung. Fielding wich langsam zurück in die Ecke und schabte mit der linken Schulter an der Wand entlang.
    »Aber Fielding«, hörte er Savernake sagen, »was ist denn bloß los?«
    Nackte Angst schloß sich um sein Herz. Eine Ewigkeit lang schien es nicht mehr schlagen zu wollen. Dann füllte er seine Lungen tief mit Luft, um zu schreien.
    Das Zimmer wurde plötzlich blutrot. Undeutlich nahm er eine Explosion wahr, einen jähen wilden Ruck, der ihn heftig gegen die Wand schleuderte und dann nach unten riß, wo er auf den Boden krachte. Als er da lag, kämpfte er verzweifelt darum, sowohl bei Bewußtsein zu bleiben als auch diese fürchterliche Panik niederzudrücken (er biß sich auf die Zunge), die einen angesichts der Erkenntnis erfaßt, daß ein Teil des eigenen Körpers zerstört worden ist. Er wußte dunkel, daß er bei Bewußtsein bleiben mußte, für den Fall, daß sie irgend etwas sagten, das sie zu Fen führen konnte; er mußte sie glauben machen, daß er tot war … Die Lichter von einer Million Karussells wirbelten und kreisten vor seinen Augen; der Schmerz fing gerade erst an. Ihre Stimmen drangen seltsam hallend wie durch endlos lange Tunnel und Labyrinthe an sein Ohr.
    »Was soll denn die Ballerei, du Idiot?« fauchte James. »Das ist schon das zweite Mal, daß du uns fast ans Messer lieferst, weil du mit dieser Pistole rumspielst. Willst du die ganze Nachbarschaft herlocken?«
    »Das hat keiner gehört. Vergiß bitte nicht, daß ich hier das Sagen habe. Ich tue, was ich für richtig halte.«
    »So ein Blödsinn. Und was hast du jetzt vor, Mr. Neunmalklug? Du weißt doch, daß Vintner unten ist und ein Bulle vor der Tür steht.«
    »Natürlich müssen wir machen, daß wir wegkommen. Das Zeug vernichten und weg. Wenn wir es bis nach Schottland schaffen …«
    » Wenn wir es bis nach Schottland schaffen! Treffend gesagt.«
    »Geh nach unten und tu Vintner was in den Whisky. Wir können ihn ins Hinterzimmer bringen und sagen, er wäre krank geworden. Das verschafft uns etwas mehr Zeit.«
    »Du dämlicher, eingebildeter Stümper …«
    »Ich hätte nicht die leisesten Skrupel, die Pistole noch einmal einzusetzen – gegen dich. Das würde meine Flucht sogar erheblich erleichtern.«
    »Hör mal. Da kommt jemand.«
    »Nein, da kommt keiner. Den Schuß hat niemand gehört. Los, verschwinde endlich und tu Vintner was in den Whisky.«
    »Und Fen? Was willst du mit dem anstellen?«
    »Der wird inzwischen tot sein.«
    »Das glaube ich nicht. Bei dem bißchen Gas, das du aus dem Hahn gelassen hast, und der Raum ist nicht richtig abgedichtet. Dein verfluchter kleiner Hang zum Sadismus wird uns noch den Rest geben. Wir sollten zu der alten Anstalt fahren und ihn erledigen.«
    » Dazu haben wir keine Zeit mehr, du Mistkerl. Nun tu ihm endlich was in den Whisky. «
    James ging, und Fielding, unfähig, noch länger durchzuhalten, und unfähig, Geoffrey zu warnen, sank in tiefe Ohnmacht. Fünf Minuten später war der Wirt wieder da – fünf Minuten, in denen Savernake auf und ab ging, sich den Schweiß von dem langen, schmalen Gesicht wischte, sein weizenfarbenes Haar nach hinten strich und nervös die Finger ineinander verschlang. Seine dünne Oberlippe bebte leicht vor Angst, und ein Muskel im rechten Augenwinkel zuckte ununterbrochen.
    »Hat’s brav geschluckt«, sagte James knapp. »Ich habe Anweisungen gegeben, was mit ihm gemacht werden soll, wenn er umkippt.« Er wandte sich um und musterte Fielding. »Der ist nicht tot. Wenn du auf die Entfernung keinen töten kannst, solltest du die Finger von der Pistole lassen.«
    Savernake holte die Waffe wieder heraus.
    »Oh nein,