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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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war.
    »Euch beide. Tanaseda will deinen Kopf auf einem Tablett serviert haben, für das, was du mit Yukio gemacht hast, aber du bist nicht die Hauptattraktion.«
    Ich nickte matt. Eine Weile hatte ich gedacht, Sylvie musste sich gestern in Tekitomura durch irgendetwas verraten haben. Mit jemandem gesprochen haben, von einer Überwachungskamera aufgenommen worden sein, irgendetwas getan haben, was den Verfolgungstrupp auf unsere Spur gebracht hatte, worauf er wie Engelsfeuer auf uns niedergefahren war. Aber das war es nicht. Es war einfacher und viel schlimmer – sie hatten mein unbedachtes Herumstöbern in den Archiven zu Quellcrist Falconer bemerkt. Sie mussten den Datenfluss global überwacht haben, seit dieser ganze Mist begonnen hatte.
    Und du bist mitten hineinspaziert. Tolle Leistung.
    Ich verzog das Gesicht. »Und Tanaseda leitet diese Aktion?«
    Plex zögerte.
    »Nein? Und wer holt die Leine ein?«
    »Ich habe keine…«
    »Lass mich jetzt nicht hängen, Plex.«
    »Scheiße, ich weiß es wirklich nicht. Aber es muss jemand ganz weit oben in der Nahrungskette sein. Ich habe was von den Ersten Familien gehört, irgendeine Hofspionin aus Millsport.«
    Mich überkam ein starkes Gefühl der Erleichterung. Also nicht die Yakuza. Schön zu wissen, dass mein Marktwert noch nicht so tief gefallen war.
    »Hat diese Hofspionin auch einen Namen?«
    »Ja.« Er stand unvermittelt auf und ging zum Gastfreundschaftsmodul. Starrte in das verwüstete Innenleben. »Sie heißt Aiura. Ein ziemlich harter Brocken, wie man so hört.«
    »Du bist ihr nicht begegnet?«
    Er stöberte in den Trümmern, die ich hinterlassen hatte, und fand eine unbeschädigte Pfeife. »Nein. In letzter Zeit bekomme ich nicht einmal Tanaseda zu Gesicht. Man würde mir auf keinen Fall Zugang zu irgendwas gewähren, was auf der Ebene der Ersten Familien stattfindet. Aber in den Hoftratschkreisen ist immer wieder von dieser Aiura die Rede. Sie ist ziemlich berüchtigt.«
    Ich schnaubte. »Sind sie das nicht alle?«
    »Ich meine es ernst, Tak.« Er entzündete die Pfeife und blickte mich vorwurfsvoll durch den plötzlich aufsteigenden Rauch an. »Ich versuche dir zu helfen. Du erinnerst dich an den Trubel vor sechzig Jahren, als Mitzi Harlan in einem Totalorama-Pornofilm aus Kossuth auftauchte?«
    »Vage.« Damals war ich beschäftigt gewesen und hatte zusammen mit Virginia Vidaura und den Kleinen Blauen Käfern Bioware und Außenwelt-Datenbonds gestohlen. Ertragreiche Kriminalität, die sich als politisches Engagement getarnt hatte. Wir verfolgten die Nachrichten, aber in erster Linie, um uns über den Stand der polizeilichen Ermittlungen zu informieren. Wir hatten nicht viel Zeit gehabt, uns Gedanken über die ständigen Skandale und Fehltritte der Aristo-Maden von Harlans Welt zu machen.
    »Jedenfalls heißt es, dass die Aiura damals die Schadensbegrenzung und Aufräumarbeit für die Harlan-Familie übernommen hat. Sie hat das Studio ohne Rücksicht geschlossen und jeden gejagt, der mit der Sache zu tun gehabt hatte. Wie ich gehört habe, wurde den meisten ein Höhenflug spendiert. Sie wurden nachts zum Rila-Felsen gebracht, bekamen ein Gravgeschirr umgeschnallt, und dann wurde einfach der Knopf gedrückt.«
    »Sehr elegant.«
    Plex sog seine Lungen voll Rauch und gestikulierte. Seine Stimme klang piepsig.
    »Das scheint ihre Art zu sein. Alte Schule, du weißt schon.«
    »Hast du eine Ahnung, woher sie die Kopie von mir hat?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich vermute, aus einem militärischen Speicher des Protektorats. Er ist jung, viel jünger als du. Als du jetzt bist, meine ich.«
    »Du bist ihm begegnet?«
    »Ja, sie haben mich letzten Monat geholt, um mich auszufragen, als sie von Millsport rüberkamen. An der Art, wie jemand redet, kann man eine Menge über ihn erfahren. Er bezeichnet sich immer noch als Envoy.«
    Ich verzog erneut das Gesicht.
    »Er besitzt eine starke Energie. Es fühlt sich an, als könnte er es gar nicht abwarten, Dinge zu erledigen, endlich loszulegen. Er ist selbstbewusst, er hat vor nichts Angst, nichts ist ihm ein Problem. Er lacht über alles…«
    »Ja, schon gut, er ist jung. Habe ich verstanden. Hat er irgendetwas über mich gesagt?«
    »Eigentlich nicht. Hauptsächlich hat er Fragen gestellt und zugehört. Nur.« Plex zog erneut an der Pfeife. »Ich hatte irgendwie den Eindruck, dass er enttäuscht war oder so. Von dem, was du heutzutage so machst.«
    Ich spürte, wie sich meine Augenlider zusammenkniffen.

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