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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sekunden der Konfrontation, im anschließenden versengten Fleisch und Blut war ich nicht auf die Idee gekommen, mich zu fragen, warum er so wütend gewesen war. Wut war eine Konstante. Meine konstante Begleitung in den letzten zwei Jahren und schon viel länger, die Wut in mir und die Wut, die von den Menschen um mich herum gespiegelt wurde. Ich hinterfragte es gar nicht mehr, es war für mich ein Dauerzustand geworden. Yukio war wütend, weil er es war. Weil er ein männliches Arschloch war, das sich falsche Vorstellungen von seinem Status machte, genauso wie Daddy, genauso wie alle anderen, und ich hatte ihn vor Plex und Tanaseda gedemütigt. Weil er eben genauso ein männliches Arschloch wie alle anderen war und weil Wut die Standardeinstellung war.
    Oder:
    Weil du einfach mitten in einen komplizierten Deal mit einer gefährlich instabilen Frau hineinspaziert bist, die den Kopf voller hochmoderner Kampftech-Software hat und einen direkten Draht zu…
    Wohin?
    »Was hat sie verkauft, Plex?«
    Er stieß den angehaltenen Atem aus, und gleichzeitig schien er in sich zusammenzusacken.
    »Ich weiß es nicht, Tak. Wirklich, ich weiß es nicht. Es war irgendeine Art Waffe, irgendwas aus den Siedlerkriegen. Sie hat sie als Qualgrist-Protokoll bezeichnet. Irgendwas Biologisches. Sie haben es mir weggenommen, sobald ich sie mit ihnen in Verbindung gebracht hatte. Sobald ich ihnen gesagt hatte, dass die einleitenden Daten überprüft waren.« Er wandte wieder den Blick ab, diesmal jedoch, ohne nervös zu werden. Seine Stimme nahm eine schleppende Verbitterung an. »Sie sagten, es wäre zu wichtig für mich. Sie könnten nicht darauf vertrauen, dass ich den Mund halte. Sie haben Spezialisten aus Millsport geholt. Mit ihnen kam auch Scheiß-Yukio. Sie haben mich einfach rausgekickt.«
    »Aber du warst da. Du hast sie in jener Nacht gesehen.«
    »Ja, sie hat ihnen irgendwelches Zeug auf nackten DeCom-Chips gegeben. Ein Stück nach dem anderen, weißt du, weil sie uns nicht vertraut hat.« Er stieß ein hustendes Lachen aus. »Genauso wenig wie wir ihr. Ich sollte jedes Mal losziehen und die einleitenden Scroll-Codes überprüfen. Bestätigen, dass es echte Antiquitäten waren. Alles, was ich abgenickt habe, hat Yukio genommen und an seine beschissenen Polizeihunde weitergegeben. Ich habe nie wieder etwas davon gesehen. Und weißt du, wer sie, verdammt noch mal, überhaupt gefunden hat? Ich. Sie kam zuerst zu mir. Und dann werde ich mit einem Finderlohn abgespeist.«
    »Wie hat sie dich gefunden?«
    Ein deprimiertes Achselzucken. »Über die üblichen Kanäle. Sie hatte offenbar schon seit Wochen in Tekitomura herumgefragt. Nach jemandem gesucht, der das Zeug für sie verschieben konnte.«
    »Aber sie hat dir nicht gesagt, was es war?«
    Er kratzte übellaunig an einem Fleck Körperfarbe auf dem Autoformbett. »Nein.«
    »Komm schon, Plex. Sie hat dich so sehr beeindruckt, dass du deine Yak-Freunde dazugerufen hast, aber sie hat dir nie gezeigt, was sie eigentlich hatte?«
    »Sie wollte, dass ich die Scheiß-Yak rufe, nicht ich.«
    Ich runzelte die Stirn. »Sie?«
    »Ja. Sagte, sie wären bestimmt interessiert. Es wäre etwas, das sie bestimmt gut gebrauchen könnten.«
    »Das ist absoluter Blödsinn, Plex. Warum sollte die Yakuza an dreihundert Jahre alter Biotech interessiert sein? Sie führen doch keinen Krieg.«
    »Vielleicht hat sie gedacht, sie könnten es für sie ans Militär weiterverkaufen. Gegen Provision.«
    »Aber das hat sie nicht gesagt. Du hast mir gerade erzählt, es wäre etwas, das die Yak gebrauchen könnten.«
    Er blickte zu mir auf. »Ja, vielleicht. Ich weiß es nicht. Ich bin nicht für diese totale Envoy-Erinnerungsscheiße verdrahtet wie du. Ich weiß nicht mehr genau, was sie gesagt hat. Und es ist mir auch scheißegal. Wie ich schon sagte, ich habe sowieso nichts mehr damit zu tun.«
    Ich entfernt mich von ihm. Lehnte mich mit dem Rücken gegen die Containerwand und betrachtete geistesabwesend die Monomolwaffe. Meine periphere Wahrnehmung verriet mir, dass er sich nicht vom Bett rührte. Ich seufzte, und es fühlte sich an, als würde ein schweres Gewicht von meinen Lungen genommen werden, das jedoch im nächsten Moment zurückkehrte.
    »Also gut, Plex. Nur noch ein paar weitere Fragen, ganz einfache, und dann lass ich dich in Ruhe. Diese neue Version von mir, dieser Kovacs hat Oshima gejagt, nicht wahr? Nicht mich.«
    Er schnalzte mit der Zunge, was in der lauten Musik von draußen kaum hörbar

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