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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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mir nicht im Weg war.
    »Ja. Sie. Nächste Frage.«
    »Hör zu, Mann, ich kann dir nicht helfen. Du solltest eigentlich gar nicht…«
    Ich kam ihm ungeduldig näher. Von Wut gesäumt, wie Papier, das an den Rändern Feuer fing. Er zuckte wieder zusammen, schlimmer als zuvor, als er gedacht hatte, ich wäre Yukio.
    »Schon gut, schon gut. Ich sage es dir. Hauptsache, du lässt mich in Ruhe. Was willst du wissen?«
    Mach dich an die Arbeit. Saug es auf.
    »Zuerst will ich wissen, was du über Sylvie Oshima weißt oder zu wissen glaubst.«
    Er seufzte. »Mann, ich habe dir gesagt, dass du die Finger von der Sache lassen sollst. In der Quallenfischerbar. Ich habe dich gewarnt.«
    »Ja, sowohl mich als auch Yukio, wie es scheint. Sehr selbstlos von dir, herumzurennen und jeden zu warnen. Warum macht sie dir solche Angst, Plex?«
    »Das weißt du nicht?«
    »Tun wir einfach so, als wüsste ich es nicht.« Ich hob eine Hand als Verdrängungsgeste, während meine Wut auszubrechen drohte. »Und tun wir außerdem so, als würde ich, wenn du versuchst, mich anzulügen, dir den Scheißkopf wegbrennen.«
    Er schluckte. »Sie ist… Sie sagt, sie sei Quellcrist Falconer.«
    »Ja.« Ich nickte. »Ist sie es?«
    »Scheiße, Mann, woher soll ich das wissen?«
    »Könnte sie es nach deinem professionellen Kenntnisstand sein?«
    »Ich weiß es nicht.« Sein Tonfall klang beinahe flehend. »Was willst du eigentlich von mir? Du bist mit ihr in New Hok gewesen, du weißt, wie es da oben ist. Ich denke, ja, ich denke mir, dass sie es sein könnte. Sie könnte über einen Speicher mit Backups von verschiedenen Persönlichkeiten gestolpert sein. Wurde vielleicht irgendwie damit kontaminiert.«
    »Aber du glaubst nicht daran?«
    »Es klingt ziemlich unwahrscheinlich. Ich kann mir nicht vorstellen, warum man einen Speicher so anlegt, dass es zu einem viralen Leck kommen kann. Das ergibt keinen Sinn, nicht einmal für einen Haufen durchgeknallter Quellisten. Was hätten sie davon? Und erst recht nicht mit einem Backup ihres kostbaren scheißrevolutionären Feuchttraum-Idols.«
    »Gut«, sagte ich tonlos. »Du scheinst also kein großer Fan der Quellisten zu sein.«
    Nun erlebte ich zum ersten Mal, wie Plex seine Hülle aus bedauernder Zurückhaltung abschüttelte. Er stieß ein ersticktes Schnaufen aus – jemand mit weniger Manieren hätte vermutlich ausgespuckt.
    »Schau dich um, Kovacs. Glaubst du, ich würde so leben, wenn die Siedlerkriege den Tanghandel auf New Hok nicht zum Erliegen gebracht hätten? Was meinst du wohl, bei wem ich mich dafür bedanken kann?«
    »Das ist eine historisch sehr komplexe Frage…«
    »Das ist historisch komplexe Scheiße!«
    »… für deren Beantwortung ich mich nicht qualifiziert fühle. Aber ich verstehe, warum du stinksauer bist. Es muss ganz schön hart sein, deine Betthäschen in zweitklassigen Tanzschuppen wie diesem abzuschleppen. Wenn man sich den Dresscode für die Partys der Ersten Familien nicht leisten kann. Du tust mir aufrichtig Leid.«
    »Lach dich tot und fick dich selber!«
    Ich spürte, wie mein Ausdruck kälter wurde. Offenbar bemerkte er es ebenfalls, und sein plötzlicher Wutausbruch zog sich genauso schnell wieder zurück. Ich redete weiter, um mich davon abzuhalten, ihm körperliche Schmerzen zuzufügen.
    »Ich bin in den Slums von Newpest aufgewachsen, Plex. Meine Eltern haben in den Belatang-Fabriken gearbeitet, wie es jeder getan hat. Mit Zeitvertrag, auf täglicher Basis, ohne soziale Leistungen. Es gab Zeiten, in denen wir Glück hatten, wenn wir zweimal täglich etwas zu essen bekamen. Und das war nicht während irgendeiner beschissenen Wirtschaftskrise, sondern das normale Geschäft. Scheißer wie du und deine Familien sind durch uns reich geworden.« Ich holte tief Luft und fuhr mich wieder auf bloße Ironie herunter. »Also musst du mir verzeihen, wenn ich kein Mitgefühl für den tragischen Verlust deiner Aristo-Lebensumstände aufbringe, denn auch mir geht es im Moment nicht besonders gut. Okay?«
    Er befeuchtete die Lippen und nickte.
    »Okay. Okay, Mann, alles cool.«
    »Ja.« Ich erwiderte das Nicken. »Zurück zum Thema. Es gibt also keinen Grund, warum eine gespeicherte Kopie von Quell als Virus freigesetzt werden sollte, hast du gesagt.«
    »Ja, richtig. Völlig richtig.« Er geriet ins Stolpern, während er sich wieder auf sicheres Gelände zurückzuziehen versuchte. »Außerdem, sieh mal, Oshima ist voll gepackt mit allem möglichen Zeug, das virale Übergriffe

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