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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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verdrehte die Augen zur Decke. »Was ist bloß aus dem guten alten Urushiflash geworden? Das Zeug wird in Sekunden fest.«
    Der Chirurg ließ sich nicht ablenken. Eine Röhrennadel in seiner Hand gab leise Sauggeräusche von sich. »Sie haben um den Standardtarif gebeten, sam. Für diesen Preis gibt es keine militärische Biochemie.«
    »Und was kostet es mich, zur verdammten Luxusausführung aufzustocken?«
    »Etwa fünfzig Prozent extra.«
    Sylvie lachte. »Vergiss es, Orr. Bist doch ohnehin fast fertig. Du hättest nicht mal die Zeit, die Dorphine zu genießen.«
    »Scheiß drauf, Sylvie. Ich langweile mir hier ’nen Ständer.« Der Hüne spuckte sich auf den Daumen und hielt ihn hoch. »Stufen Sie mich hoch.«
    Der Implantatchirurg blickte auf, zuckte sparsam die Achseln und legte sein Werkzeug auf den Operationstisch.
    »Ana«, rief er. »Hol das Urushiflash.«
    Während die Gehilfin die neue Biochemie aus einem Schließfach holte, fischte der Chirurg einen DNS-Reader aus dem Durcheinander in der Ablage unter dem Spiegel und strich mit dem saugfähigen Ende über Orrs Daumen. Das Display leuchtete auf. Der Chirurg wandte sich zu Orr um.
    »Diese Transaktion bringt Sie in die roten Zahlen«, bemerkte er ruhig.
    Orr bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Scheiß drauf. Ich gehe morgen auf Fahrt, ich zahle, und das wissen Sie.«
    Der Chirurg zögerte. »Gerade weil Sie morgen auf Fahrt gehen…«, setzte er an.
    »Verfickt noch mal! Lesen Sie die Sponsorenzeile. Fujiwara Havel. Wir machen New Hok sicher für das neue Jahrhundert. Das ist nicht irgendeine verdammte kleine Tante-Emma-Truppe. Wenn ich nicht zurückkomme, kümmert die enka sich um die Bezahlung. Das wissen Sie ganz genau.«
    »Es geht nicht um…«
    Die frei liegenden Sehnen in Orrs Hals traten hervor. »Sind Sie mein Scheißsteuerberater oder was?« Er stemmte sich hoch und fixierte den Chirurgen. »Machen Sie’s einfach! Und holen Sie mir noch ein paar mehr von diesen militärischen Endorphinen, wenn Sie schon mal dabei sind. Für später.«
    Wir blieben lange genug, um mitzukriegen, wie der Chirurg schließlich nachgab, dann bedeute Sylvie mir mit einem sanften Stoß, sie nach hinten zu begleiten.
    »Wir sind dann oben«, sagte sie zu Orr.
    »Alles klar.« Der Hüne grinste. »Wir sehen uns in zehn Minuten.«
    »Oben« bezog sich auf ein paar spartanisch eingerichtete Zimmer, die von einer Kombination aus Küche und Wohnzimmer mit Blick aufs Hafenbecken abgingen. Gut schallisoliert. Sylvie streifte die Jacke ab und legte sie über eine Sessellehne. Auf dem Weg zur Küchennische warf sie mir einen Blick zu.
    »Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause. Das Bad ist da drüben, falls Sie sich ein bisschen frisch machen wollen.«
    Ich verstand den Wink mit dem Zaunpfahl, schrubbte mir in einer kleinen, verspiegelten Waschnische das gröbste Blut von Gesicht und Händen und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Sylvie stand vor der Küchenanrichte und durchsuchte die Schränke.
    »Arbeiten Sie wirklich für Fujiwara Havel?«
    »Nein.« Sie fand eine Flasche und öffnete sie, während sie sich gleichzeitig zwei Gläser zwischen die Finger der anderen Hand klemmte. »Wir sind eine verdammte Tante-Emma-Truppe. Und zwar so was von. Orr hat nur kürzlich einen Datenratten-Durchschlupf zu den Zugangscodes von FH aufgetan. Was trinken?«
    »Was ist es denn?«
    Sie warf einen Blick auf die Flasche. »Keine Ahnung. Whisky.«
    Ich streckte die Hand nach dem Glas aus. »So ein Durchschlupf dürfte allerdings schon mal einiges kosten.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Einer der Vorteile, die der Job als DeCom mit sich bringt. Wir sind allesamt besser fürs professionelle Verbrechen verdrahtet als die verdammten Envoys. Wir kriegen die elektronische Einbruchausrüstung regelrecht in den Arsch geschoben.« Sie reichte mir das Glas und goss uns beiden ein. Das leise Klirren des Flaschenhalses auf dem Glasrand klang durch den stillen Raum. »Orr hat sich die letzten sechsunddreißig Stunden in der Stadt rumgetrieben, rumgehurt und sich Drogen reingefahren, alles auf Kredit und enka-Zahlungsversprechen. Jedes mal das Gleiche, wenn wir rausfahren. Ich glaube, er betrachtet es als Kunstform. Prost.«
    »Prost.« Der Whisky war ziemlich stark. »Puh. Sind Sie schon lange mit ihm unterwegs?«
    Sie warf mir einen erstaunten Blick zu. »Lange genug. Wieso?«
    »Tschuldigung. Die Macht der Gewohnheit. Früher hat man mich dafür bezahlt, vor Ort Informationen aufzusaugen.« Ich hob erneut

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