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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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beruhigt, während wir fort gewesen waren. Der große Hurrikan hatte über eine Woche lang auf die östliche Meeresküste eingeschlagen, dann die Nordspitze von Vchira gestreift und war schließlich in den südlichen Nurimono-Ozean abgewandert, wo er vermutlich irgendwann in den kühlen Gewässern der Polregion absterben würde.
    In der folgenden Ruhe gab es eine plötzliche Explosion des Meeresverkehrs, als jeder versuchte, das Versäumte aufzuholen. Die Spiel mit dem Engelsfeuer stürzte mitten hinein wie ein Straßendealer, der sich auf einen überfüllten Platz flüchtete. Sie lungerte eine Weile herum, schlängelte sich dann neben dem kriechenden Koloss der Floßstadt Bilder der Schwebenden Welt heran und machte demütig am billigen Ende des Steuerbordkais fest, als die Sonne gerade am westlichen Horizont versank.
    Soseki Koi traf sich unter den Kränen mit uns.
    Von der Reling des Rochenjägers entdeckte ich seine Silhouette vor dem Sonnenuntergang und hob zum Gruß die Hand. Er antwortete nicht. Als Brasil und ich an Land gingen und uns näherten, sah ich, wie sehr er sich verändert hatte. In seinem faltigen Gesicht war nun eine helläugige Intensität, ein Schimmern, das auf Tränen oder gemäßigten Zorn zurückzuführen sein mochte, aber es war schwer zu sagen, woran es lag.
    »Tres?«, fragte er sofort.
    Brasil zeigte mit dem Daumen zurück zum Rochenjäger. »Auf dem Wege der Besserung. Wir haben sie bei ihr zurückgelassen.«
    »Richtig. Gut.«
    Seine Einsilbigkeit ging in allgemeine Stille über. Die Meeresbrise rüttelte an uns, zerrte an unserem Haar, trieb stechendes Salz in meine Nasenhöhlen. Neben mir spürte ich mehr, als dass ich es sah, wie sich Brasils Gesicht anspannte, wie jemand, der eine Wunde betasten wollte.
    »Wir haben die Nachrichten gehört, Soseki. Wer von euch hat es geschafft?«
    Koi schüttelte den Kopf. »Nicht viele. Vidaura. Aoto. Sobieski.«
    »Mari Ado?«
    Er schloss die Augen. »Es tut mir Leid, Jack.«
    Der Kapitän des Rochenjägers kam die Gangway herunter, begleitet von ein paar Schiffsoffizieren, die ich inzwischen gut genug kannte, um ihnen in den Korridoren zuzunicken. Koi schien sie alle zu kennen – sie tauschten grobe Schultergriffe auf Armeslänge und einen Schwall aus schnellem Stripjap aus, bevor der Kapitän brummte und sich mit den anderen im Schlepptau zum Turm des Hafenmeisters entfernte. Koi drehte sich wieder zu uns um.
    »Sie bleiben lange genug angedockt, um ein paar Reparaturen an den Gravsystemen durchführen zu lassen. An der Backbordseite liegt ein anderer Rochenjäger mit alten Freunden von ihnen. Sie werden frische Beute kaufen und sie morgen nach Newpest schleppen, um den Anschein zu wahren. In der Zwischenzeit sind wir bei Sonnenaufgang mit einem von Segesvars Schmuggelskimmern von hier verschwunden. Das ist die beste Strategie, uns unsichtbar zu machen, die ich arrangieren konnte.«
    Ich vermied es, Brasil ins Gesicht zu schauen. Stattdessen wanderte mein Blick über die urbanen Aufbauten der Floßstadt. Größtenteils war ich von egoistischer Erleichterung überwältigt, dass Virginia Vidaura auf der Liste der Überlebenden stand, aber ein kleiner Envoy-Teil von mir musterte die Strömung der abendlichen Menschenmengen und die möglichen Verstecke für Beobachter oder Scharfschützen.
    »Können wir diesen Leuten vertrauen?«
    Koi nickte. Er schien froh zu sein, sich mit Einzelheiten beschäftigen zu können. »Mehrheitlich ja. Die Bilder wurde in Drava gebaut, und die meisten der Aktionäre sind Nachkommen der Genossenschaft der ursprünglichen Eigentümer. Ihre Kultur ist quellistisch angehaucht, was bedeutet, dass sie dazu neigen, sich gegenseitig im Auge zu behalten, aber sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, wenn niemand Hilfe benötigt.«
    »Aha? Klingt etwas utopisch in meinen Ohren. Was ist mit der Hilfsbesatzung?«
    Kois Blick erstarrte. »Die Hilfsbesatzung und die Neuankömmlinge wissen, was sie unterschrieben haben. Die Bilder hat einen Ruf zu verlieren, genauso wie alle anderen Floßstädte. Wer damit Schwierigkeiten hat, geht wieder. Die Kultur ist ein effektiver Filter.«
    Brasil räusperte sich. »Wie viele von ihnen wissen, worum es geht?«
    »Dass wir hier sind? Etwa ein Dutzend. Warum wir hier sind? Genau zwei. Ehemalige Mitglieder der Schwarzen Brigade.« Koi blickte suchend zum Rochenjäger hinauf. »Sie wollen beide zur Konstatierung anwesend sein. Wir haben ein abhörsicheres Apartment im unteren Heck

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