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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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durch den Lärm von draußen, gegen ihre Zellenluken warfen. Ich verzog das Gesicht und ging langsam die Reihe der leise dröhnenden Türen entlang, die Nerven angespannt, den Blaster erhoben.
    Ich fand die anderen ein halbes Dutzend Türen weiter. Die Luke stand offen, das Innere der Zelle war gnadenlos hell ausgeleuchtet. Leichen lagen auf dem Boden, und die Wand dahinter war mit langen Blutstreifen beschmiert, als hätte man es eimerweise verschüttet.
    Koi.
    Tres.
    Brasil.
    Vier oder fünf weitere, die ich wiedererkannte, deren Namen ich mir aber nicht gemerkt hatte. Alle waren durch Festgeschosse getötet worden und dann mit dem Gesicht nach unten umgedreht worden. Die gleichen Löcher in jedem Rückgrat, die Stacks entfernt.
    Keine Spur von Vidaura, keine Spur von Sylvie Oshima.
    Ich stand mitten im Blutbad, während mein Blick von einer Leiche zur nächsten wanderte, als würde ich nach etwas suchen, das ich hier verloren hatte. Ich stand so lange reglos da, bis die Stille in der hellen Zelle zu einem stetigen Summen in meinen Ohren wurde, das die Außenwelt übertönte.
    Schritte im Korridor.
    Ich fuhr herum, hob den Blaster und hätte beinahe Vlad Tepes erschossen, als sein Kopf hinter dem Rand der Luke auftauchte. Er zuckte zurück, riss das Plasmagewehr hoch und erstarrte dann. Ein widerstrebendes Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht, und eine Hand schob sich nach oben, um sich die Wange zu reiben.
    »Kovacs. Scheiße, Mann, ich hätte Sie fast getötet.«
    »Was, zum Henker, ist hier los, Vlad?«
    Er schaute an mir vorbei auf die Leichen. Zuckte die Achseln.
    »Keine Ahnung. Wie es scheint, sind wir zu spät gekommen. Kennen Sie diese Leute?«
    »Wo ist Murakami?«
    Er zeigte in die Richtung, aus der er gekommen war. »Auf der anderen Seite, oben auf dem Parkdock. Er hat mich losgeschickt, um nach Ihnen zu suchen, falls Sie Hilfe brauchen. Die Kämpfe sind im Großen und Ganzen zu Ende. Nur noch ein bisschen aufräumen und etwas Piratenhandwerk.« Er grinste wieder. »Zeit zum Abkassieren. Kommen Sie, hier geht’s lang.«
    Benommen folgte ich ihm. Wir durchquerten den Feuchtbunker, gingen durch Korridore, die Spuren der Kämpfe aufwiesen, von Blasterschüssen versengte Wände und hässliche Flecken verspritzten menschlichen Gewebes, eine Leiche da und dort und einmal ein absurd gut gekleideter Mann mittleren Alters, der auf dem Boden saß und in katatonischer Ungläubigkeit auf sein zertrümmertes Bein starrte, dass vor ihm ausgestreckt war. Er musste im Casino oder im Bordell überrascht worden sein, als der Überfall begonnen hatte, schien in den Bunkerkomplex geflüchtet und ins Kreuzfeuer geraten zu sein. Als wir ihn erreichten, streckte er uns schwach beide Arme entgegen, worauf Vlad ihn mit dem Plasmagewehr erschoss. Rauch stieg vom großen Loch in seiner Brust auf, als wir ihn zurückließen und über eine Leiter zur alten Erntestation hinaufstiegen.
    Draußen auf dem Parkdock erwartete uns ein ähnliches Gemetzel. Zusammengebrochene Leichen waren über den Kai und die festgemachten Skimmer verstreut. Da und dort brannten kleine Feuer, wo die Blastersalven etwas Entflammbareres als menschliche Körper gefunden hatten. Rauch trieb durch den Regen. Der Wind hatte nachgelassen.
    Murakami war am Wasser, kniete neben einer am Boden liegenden Virginia Vidaura und redete eindringlich mit ihr. Eine Hand hielt eine Seite ihres Kopfes. Ein paar von Vlads Piraten standen herum und unterhielten sich friedlich. Die Waffen hatten sie sich über die Schultern gehängt. Alle waren klischnass, aber offenbar unverletzt.
    Quer über dem Bugpanzer eines grün lackierten Lagunenmobils, das in der Nähe festgemacht hatte, lag Antons Leiche.
    Er lag mit dem Kopf nach unten, die Augen offen erstarrt, das regenbogenfarbene Kommandokopfhaar hing fast bis zum Wasserspiegel herab. Ein Loch, durch das man seinen Kopf hätte stecken können, befand sich dort, wo zuvor sein Brustkorb und der Bauch gewesen waren. Es sah aus, als hätte Jad ihn von hinten bei engster Blasterstreuung mitten in den Rücken erwischt. Der Blaster selbst lag wie achtlos weggeworfen zwischen Blutpfützen auf dem Dock. Von Jad war nichts zu sehen.
    Murakami sah uns und ließ Vidauras Kopf los. Er hob den Monomolblaster auf und reichte ihn mir mit beiden Händen. Das Magazin war ausgeworfen, der Verschluss gesichert. Die Waffe war leergefeuert und dann zurückgelassen worden. Er schüttelte den Kopf.
    »Wir haben nach ihr gesucht, aber bisher nichts

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