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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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ist etwas, das nach Grigori klingt.
    »Diese Leute, die du in deiner Tasche hast«, sagte ich leise zu Murakami. »Die du ermordet hast, um die Zukunft für uns alle sicherer zu machen. Sie alle haben geglaubt, dass sie Quellcrist Falconer ist.«
    »Tja, der Glaube ist eine seltsame Sache, Tak.« Er starrte am Gravschlitten vorbei, und in seiner Stimme lag keine Spur von Humor. »Du bist ein Envoy, das weißt du.«
    »Ja. Und woran glaubst du?«
    Eine Weile schwieg er. Dann schüttelte er den Kopf und sah mich an.
    »Woran ich glaube, Tak? Ich glaube, dass wir kurz davor stehen, die Schlüssel zur marsianischen Zivilisation zu decodieren, und dann würde es verhältnismäßig unbedeutend und alltäglich erscheinen, wenn die real Toten ins Leben zurückkehren.«
    »Du glaubst, dass sie es ist?«
    »Es ist mir egal, ob sie es ist. Letztlich ändert es nichts.«
    Ein Ruf von Tomaselli. Der Pfähler kamum Segesvars verwüstete Farm herum, wie ein riesiger rauflustiger Cyborg-Elefantenrochen. Auf das Risiko hin, mich erneut zu übergeben, aktivierte ich vorsichtig das Neurachem und erkannte Mallory, der mit seinem Komoffizier und ein paar anderen Piraten, die ich nicht erkannte, im Ausguck stand. Ich ging näher zu Murakami hinüber.
    »Ich hätte noch eine Frage. Was hast du mit uns vor? Virginia und mir?«
    »Nun.« Er rieb sich heftig über das kurze Haar, sodass feine Tröpfchen spritzten. Die Andeutung eines Grinsens tauchte auf, als würde die Rückkehr zu praktischen Gesprächsthemen eine Art Wiederversöhnung mit einem alten Freund bedeuten. »Das ist etwas problematisch, aber wir werden uns etwas überlegen. So wie die Dinge im Moment auf der Erde liegen, will man wahrscheinlich, dass ich euch beide mitbringe oder euch beide auslösche. Abtrünnige Envoys werden von der gegenwärtigen Regierung nicht so gerne gesehen.«
    Ich nickte erschöpft. »Also?«
    Das Grinsen verstärkte sich. »Also scheißen wir drauf. Du bist ein Envoy, Tak. Genauso wie sie. Nur weil ihr eure Clubvergünstigungen verloren habt, heißt das nicht, dass ihr nicht mehr dazugehört. Einfach das Corps zu verlassen ändert nichts daran, was du bist. Glaubst du, ich würde euch abschreiben, nur weil eine schmierige kleine Truppe von Politikern auf der Erde irgendwelche Sündenböcke braucht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es sind deine Arbeitgeber, von denen du da redest, Todd.«
    »Scheiß drauf. Ich muss mich nur vor dem Envoy-Kommando verantworten. Wir EMPen unsere eigenen Leute nicht.« Er zog die Unterlippe zwischen die Zähne, schaute zu Virginia Vidaura hinüber und dann wieder zu mir. Seine Stimme senkte sich zu einem Murmeln. »Aber ich brauche etwas Kooperation, um das hinzubiegen, Tak. Sie sieht das alles viel zu verbissen. Mit dieser Einstellung kann ich sie nicht laufen lassen. Allein schon, weil sie mir wahrscheinlich eine Plasmafragmentladung durch den Hinterkopf jagen würde, sobald ich mich umdrehe.«
    Der Pfähler trieb seitwärts an eine unbelegte Stelle des Docks heran. Die Andockklammern wurden abgefeuert und gruben Löcher in den Beton. Ein paar trafen mürbe Stellen und rissen sich wieder los, als die Leinen gestrafft wurden. In einem Schwall aus aufgewirbeltem Wasser und zerschreddertem Belatang bewegte sich der Hoverlader ein kleines Stück zurück. Die Klammern wurden eingeholt und erneut abgefeuert.
    Hinter mir heulte etwas.
    Zuerst dachte ein Teil von mir, der etwas schwer von Begriff war, dass Virginia Vidaura endlich ihrer aufgestauten Trauer Luft machte. Doch einen Sekundenbruchteil später erkannte ich die maschinelle Natur des Geräusches und konnte es identifizieren – als Alarm.
    Die Zeit schien sich abrupt zu verlangsamen. Sekunden wurden zu schwerfälligen Wahrnehmungsbrocken, alles bewegte sich mit der ruhigen Trägheit einer Unterwasserszene.
    … Liebeck, die sich vom Kai wegdreht, während ihr der brennende Joint aus dem Mund fällt und von der oberen Wölbung ihrer Brust mit einem kurzen Glutregen abprallt…
    … Murakami, der neben mir brüllt und sich an mir vorbei zum Gravschlitten drängt…
    … das Kreischen des Überwachungssystems im Schlitten, ein ganze Staffel von Datengittersystemen, die flammend zum Leben erwachen, neben Sylvie Oshimas plötzlich wild zuckendem Körper…
    … Sylvies Augen, weit aufgerissen und starr auf mich gerichtet, während die Schwerkraft ihres Blicks meinen anzieht…
    … das Schrillen des Alarms, genauso un vertraut wie die neue Tseng-Hardware, obwohl es nur eins

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