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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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eingetroffen sind, folgen alle zusammen in Keilformation, und die Fußtrupps gehen rein und überprüfen die oberen Stockwerke. Haben das alle kapiert?«
    Die Versammelten bestätigten mit mürrischem Nicken. Es war ihnen ganz offensichtlich scheißegal. Sylvie nickte.
    »Muss reichen. Also los! Sensoren an.«
    Sie wandte sich um und nahm wieder hinter Orr auf der Gondel Platz. Als sie sich an ihn lehnte, sah ich, dass sich ihre Lippen bewegten, aber der synthetische Sleeve konnte ihre Worte nicht hören. Das leise Brummen der Gondelmotoren wurde geringfügig lauter, und Orr lenkte sein Fahrzeug langsam auf den Platz hinaus. Kiyoka ließ die Gondel, auf der sie mit Lazlo saß, links neben ihn einschwenken und schloss sich an. Ich wandte mich meinen Kontrollen zu und suchte mir die rechte Flanke aus.
    Nach der relativen Enge der trümmerübersäten Straßen fühlte ich mich auf dem Platz gleichzeitig befreit und ungeschützt. Die Luft kam mir dünner vor, der Regen schien nicht mehr so heftig auf meinen Schirm einzuprasseln. Auf der freien Strecke legten die Gondeln sogar einen Zahn zu. Ein täuschendes Gefühl von Fortschritt machte sich in mir breit…
    … und Gefahr.
    Die Envoy-Konditionierung kratzte an der Hinterseite meines Schädels. Schwierigkeiten, knapp unter dem Wahrnehmungshorizont. Etwas machte sich bereit, in die Luft zu fliegen.
    Schwer zu sagen, welche unterbewusst wahrgenommenen Details etwas in mir aufgeschreckt hatten. Die intuitiven Envoy-Funktionen waren im besten Falle launisch, und seit wir den Landkopf verlassen hatten, erweckte die ganze Stadt den Eindruck einer Falle.
    Trotzdem ignorierte man so ein Gefühl nicht einfach.
    Man ignorierte es nicht, wenn es einem schon tausendmal das Leben gerettet hatte, auf so unterschiedlichen und weit voneinander entfernten Welten wie Sharya und Adoracion. Wenn es einem ins innerste Selbst eingepflanzt wurde, tiefer als die eigenen Kindheitserinnerungen.
    Meine Augen suchten ununterbrochen die Pagodenterrassen ab. Meine rechte Hand ruhte leicht auf den Waffenkontrollen.
    Wir näherten uns dem zerstörten Skorpiongeschütz.
    Die Hälfte des Weges.
    Da!
    Adrenalinersatz schoss rauschend durch die Adern des Synthetiksleeves. Meine Hand glitt zur Feuerkontrolle…
    Nein.
    Nur die auf- und abwiegenden Blüten eines Pflanzenbüschels, das zwischen der gesprungenen Panzerung des Geschützes hervorwuchs. Regentropfen ließen die Blüten sanft auf ihren Stängeln federn.
    Die Spannung ließ nach, und ich holte Luft. Wir passierten das Geschütz, womit wir die Hälfte der Gesamtstrecke zurückgelegt hatten. Das Gefühl einer unmittelbar bevorstehenden Attacke blieb.
    »Alles in Ordnung, Micky?«, erkundigte sich Sylvies Stimme in meinem Ohr.
    »Ja.« Ich schüttelte den Kopf. »Nichts weiter.«
    Jadwiga schloss die toten Arme etwas fester um mich.
    Wir schafften es ohne Zwischenfall in den Schatten des Tempels. Das schräge Mauerwerk türmte sich über uns auf und lenkte den Blick aufwärts zu gewaltigen Statuen, die daiko-Trommler darstellten. Geneigte, schwer beladene Stützstrukturen, die aussahen wie betrunkene Säulen, verschmolzen nahtlos mit dem Verbundglasboden. Durch schachtförmige Seitenfenster fiel Licht herein, und weiter hinten im Halbdunkel konnte man das Prasseln von Regenwasser hören, das durchs undichte Dach hereinströmte. Orr steuerte seine Gondel ins Innere, wobei er für meinen Geschmack nicht gerade gebührende Vorsicht walten ließ.
    »Das ist weit genug«, rief Sylvie so laut, dass es im großen Raum widerhallte. Sie erhob sich, stützte sich auf Orrs Schulter und stieg mit einer geschmeidigen Drehung ab. »Beeilt euch ein bisschen, Leute.«
    Lazlo sprang hinten von Kiyokas Gondel und sah sich gemächlich im Raum um. Anscheinend begutachtete er die Stützstruktur des Tempels. Auch Orr und Kiyoka schickten sich an, abzusteigen.
    »Was sollen wir…«, setzte ich an und hielt inne, als ich das gedämpfte Rauschen eines toten Komlinks in meinem Ohr hörte. Ich zog die Bremse, nahm das Komset ab und starrte es an, dann blickte ich zu den offenbar beschäftigten DeComs hinüber. »He da! Kann mir mal jemand sagen, was hier für eine Scheiße läuft?«
    Kiyoka lächelte mir im Vorbeigehen geschäftig zu. Sie hatte einen Trageriemen mit genug Sprengsätzen in der Hand, um einen…
    »Ganz locker, Micky«, sagte sie unbekümmert. »Sind sofort fertig.«
    »Hier«, sagte Lazlo. »Hier. Und hier. Orr?«
    Der Hüne winkte vom anderen Ende der

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