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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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hier bleiben.«
    »Chef.« Lazlo klang angespannt. »Vielleicht sollten wir das Ganze einfach machen, anstatt darüber zu reden, okay? In den nächsten zwei Minuten vielleicht? Was denkst du?«
    »Ja.« Kiyoka warf einen kurzen Blick auf Jadwigas am Boden ausgestreckte Leiche, bevor sie sich abwandte. »Lass uns hier abhauen. Auf der Stelle.«
    Sylvie nickte. Die Schleicher stiegen auf, und in Formation fuhren wir dem Plätschern des Regenwassers am gegenüberliegenden Ende des Tempels entgegen.
    Niemand von uns blickte zurück.

 
8
     
     
    Soweit sich das sagen ließ, hatte alles bestens funktioniert.
    Der Tempel lag gute fünfhundert Meter hinter uns, als die Sprengsätze explodierten. Mehrere gedämpfte Detonationen waren zu hören, gefolgt von einem Rumpeln, das zu einem Donnern anschwoll. Ich wandte mich im Sattel um – jetzt, wo Jadwiga in Orrs Tasche war und nicht mehr hinter mir saß, hatte ich ungehinderte Sicht – und sah, eingerahmt von den Bauten links und rechts unseres schmalen Fluchtwegs, das ganze Gebäude undramatisch in einer brodelnden Staubwolke zusammensacken. Nach einer Minute führte die Straße in eine Unterführung, sodass ich auch diesen eingeschränkten Blick auf das, was hinter uns lag, verlor.
    Ich schloss zu den anderen beiden Gondeln auf.
    »Das hattet ihr alles geplant?«, fragte ich. »Ihr habt die ganze Zeit gewusst, was ihr tun würdet?«
    Sylvie nickte ernst im Halbdunkel der Unterführung. Anders als im Tempel war die Beleuchtung hier nicht mit Absicht so schwach. Die fast verbrauchten Illuminumkacheln an der Decke tauchten den Tunnel mit letzter Kraft in ein bläuliches Zwielicht, das schwächer war als das der drei Monde bei klarem Himmel. Die Navigationslichter der Gondeln schalteten sich ein. Die Unterführung machte eine Biegung nach rechts und schnitt das Tageslicht ab, das durch den Eingang hereinfiel. Die Luft wurde kühl.
    »Ich bin hier schon hundertmal durchgefahren«, brummte Orr. »Der Tempel war ein Traum von einem Schlupfloch. Hatte nur noch nie zuvor die Gelegenheit, vor jemandem wegzulaufen.«
    »Vielen Dank, dass du diese Erfahrung mit uns geteilt hast.«
    Das Lachen der DeComs hallte durchs blaue Zwielicht.
    »Die Sache ist die«, sagte Lazlo. »Wir konnten dich nicht einweihen, ohne dabei in Echtzeit akustisch zu kommunizieren, und das wäre ziemlich ungeschickt gewesen. Die Chefin hat uns innerhalb von fünfzehn Sekunden übers Teamnetz informiert und abgestimmt. Dir hätten wir das Ganze erzählen müssen, du weißt schon, mit Worten. Und bei dem Haufen erstklassiger Komgeräte, die auf dem Landkopf rumschwirren, hätten wir unmöglich wissen können, wer alles mithört.«
    »Wir hatten keine andere Wahl«, erklärte Kiyoka.
    »Keine andere Wahl«, wiederholte Sylvie abwesend. »Menschen verbrennen, der Himmel schreit, und sie sagen mir, ich selbst sage mir…« Sie räusperte sich. »Tschuldigung, Leute. Noch so ein Scheißausrutscher. Ich muss da wirklich was dran machen, wenn wir erst mal wieder im Süden sind.«
    Ich nickte in die Richtung, aus der wir gekommen waren. »Wie lange dauert es, bis ihre Komsysteme wieder laufen?«
    Die DeComs sahen sich an. Sylvie zuckte die Achseln.
    »Zehn, fünfzehn Minuten. Je nachdem, welche Sicherheitssoftware sie dabei haben.«
    »Wäre ziemlich übel, wenn in der Zwischenzeit die Karakuri auftauchen, oder?«
    Kiyoka schnaufte. Lazlo hob eine Augenbraue.
    »Stimmt«, knurrte Orr. »Ziemlich übel. So ist das Leben auf New Hok. Gewöhn dich lieber dran.«
    »Wie dem auch sei«, warf Kiyoka geduldig ein, »in Drava gibt es keine verdammten Karakuri. Die Dinger würden niemals…«
    Ein metallisches Peitschen von weiter vorn.
    Wir wechselten angespannte Blicke. Die Waffenkonsolen an allen drei Gondeln leuchteten auf und verkündeten Bereitschaft. Offenbar hatte Sylvie als Kommandokopf den wortlosen Befehl an die Maschinen gegeben. Ruckartig kam unser kleiner Konvoi zum Stehen. Orr richtete sich im Sattel auf.
    Vor uns ragte ein verlassenes Fahrzeugwrack im Zwielicht auf. Kein Anzeichen von Bewegung. Die hektischen Peitschgeräusche kamen von irgendwo weiter vorn, hinter dem nächsten Tunnelknick.
    Im blassen Licht sah ich Lazlo angespannt grinsen. »Was hast du gerade gesagt, Ki?«
    »He«, erwiderte sie flüsternd, »ich bin offen für Gegenbeweise.«
    Das Peitschen hörte auf. Dann setzte es wieder ein.
    »Was ist das für ein Mist?«
    Sylvies Gesicht war undeutbar. »Was auch immer es ist, die Datenmine sollte es

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