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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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schien anzuhalten.
    Es fühlte sich an, als wären die Geräusche der Bar in meinen Ohren plötzlich zu arktischem Schlamm gefroren. Die Rauchschwaden erstarrten, und der ständige Druck von den Körpern an der Theke hinter mir schien plötzlich nachzulassen. Es war eine Schockreaktion, die ich so noch nie mit dem Eishundo-Sleeve erlebt hatte, nicht mal im Kampf mit den Mimints. Durch die träumerische Ruhe des Augenblicks sah ich, wie Oishii mich aufmerksam beobachtete, und hob auf Autopilot das Glas an die Lippen. Der Single Malt rann mir brennend die Kehle hinab, und als die Wärme meinen Bauch erreichte, fing die Welt wieder an, sich zu bewegen, genauso plötzlich, wie sie erstarrt war. Musik, Geräusche, der unstete Druck der Menschen um mich herum.
    »Kovacs«, bemerkte ich. »Tatsächlich?«
    »Du kennst ihn?«, erkundigte sich Simi.
    »Habe von ihm gehört.« Es hatte nicht viel Sinn, es mit einer ernsthafteren Lüge zu versuchen. Nicht, solange Oishii mein Gesicht so aufmerksam beobachtete. Ich nahm einen weiteren Schluck. »Hat er gesagt, was er wollte?«
    »Nein.« Simi schüttelte in offensichtlichem Desinteresse den Kopf. »Er hat nur gefragt, wo du bist, ob du mit den Schleichern draußen wärst. War vor ein paar Tagen, also hab ich ihm gesagt, dass du in der Ungeräumten Zone wärst. Er…«
    »Hat er…« Ich hielt inne. »Entschuldigung, was wolltest du sagen?«
    »Er schien ziemlich dringend mit dir reden zu wollen. Hat irgendwen überredet, ihn in die Ungeräumte Zone zu bringen, um dich zu suchen. Ich glaube, es war Anton und seine Schädel-Bande. Du kennst den Kerl also? Ist er ein Problem für dich?«
    »Natürlich könnte es ein anderer Kovacs sein als der, den du kennst«, warf Oishii gedämpft ein. »Ist ja ein ziemlich verbreiteter Name.«
    »Könnte sein«, gab ich zu.
    »Aber das glaubst du nicht?«
    Ich brachte ein Achselzucken zustande. »Kommt mir unwahrscheinlich vor. Er sucht nach mir, ich habe von ihm gehört. Das Wahrscheinlichste ist, dass wir eine gemeinsame Geschichte haben.«
    Oishiis Teamkollege und Simi brachten mit abwesendem, alkoholisiertem Nicken ihre Zustimmung zum Ausdruck. Oishii schien sich genauer für die Sache zu interessieren.
    »Und was hast du über diesen Kovacs gehört?«
    Diesmal fiel mir das Achselzucken leichter. »Nichts Gutes.«
    »Ja«, stimmte Simi überschwänglich zu. »Das stimmt. Kam mir wie ein knallharter Psychowichser vor.«
    »War er allein hier?«, fragte ich.
    »Nein. Hatte eine ganze Truppe Schlägertypen dabei. Vier oder Fünf. Millsporter Akzent.«
    Na toll. Also handelte es sich nicht mehr um eine lokale Angelegenheit. Tanaseda hielt sein Versprechen. Ein globaler Steckbrief für Ihre Festnahme. Und irgendwo hatten sie…
    Das weißt du nicht. Noch nicht.
    Ach, komm schon. Es muss so sein. Warum sollte jemand sonst diesen Namen benutzen? Nach wessen Sinn für Humor klingt das für dich?
    Es sei denn…
    »Simi, hör mal. Er hat nicht mit meinem Namen nach mir gefragt, oder?«
    Simi blinzelte. »Keine Ahnung. Wie heißt du denn?«
    »Okay, vergiss es.«
    »Der Typ hat nach Sylvie gefragt«, erklärte Oishii. »Ihren Namen wusste er. Anscheinend kannte er auch die Schleicher. Aber wirklich interessiert hat er sich für einen möglichen neuen Rekruten in Sylvies Team. Und dessen Namen hat er nicht gekannt. Stimmt’s, Simi?«
    »So in etwa, ja.« Simi starrte in sein leeres Glas. Ich winkte den Barkeeper heran und ließ die Gläser nachfüllen.
    »Also. Diese Millsport-Typen. Meinst du, von denen sind noch welche hier?«
    Simi schürzte die Lippen. »Schon möglich. Keine Ahnung, ich hab die Schädel-Bande nicht rausgehen sehen. Weiß nicht, wie viel Extragewicht die mit sich rumschleppen.«
    »Aber es würde Sinn ergeben«, bemerkte Oishii gedämpft. »Wenn dieser Kovacs seine Hausaufgaben gemacht hat, weiß er, wie schwer es ist, jemanden in der Ungeräumten Zone aufzuspüren. Es wäre nur vernünftig, ein paar Leute dazulassen, für den Fall, dass du zurückkommst.« Er hielt inne und sah mir ins Gesicht. »Und um per Needlecast eine Meldung abzusetzen, falls du auftauchst.«
    »Klar.« Ich leerte mein Glas und erschauderte leicht. Stand auf. »Ich denke, ich rede jetzt lieber mit meinen Teamkameraden. Wenn die Herren mich entschuldigen.«
    Ich drängte mich durch die Menge zurück in Jadwigas und Kiyokas Ecke. Sie hielten sich in einer leidenschaftlichen, weltvergessenen Mund-zu-Mund-Umarmung. Ich setzte mich neben sie und tippte Jadwiga

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