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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
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Harlan-Nachkommen im Hafenbezirk von Millsport (Stack geborgen), im Golf von Kossuth baut sich ein Hurrikan auf, Mecsek streicht staatliche Gesundheitsausgaben zum Jahresende. Ich sah ohne Interesse zu.
    »Hör mal, Micky.« Lazlo zögerte. »Ich sage nicht, dass ich dir traue, weil ich das nicht wirklich tue. Aber ich bin nicht wie Orr. Ich bin nicht wegen Sylvie eifersüchtig. Für mich ist sie einfach nur unsere Chefin, das ist alles. Und ich vertraue darauf, dass du auf sie Acht gibst.«
    »Danke«, erwiderte ich trocken. »Und was verschafft mir die Ehre?«
    »Sie hat mir ein bisschen davon erzählt, wie ihr beiden euch begegnet seid. Die Bärte und so. Genug, um sich zusammenzureimen, dass…«
    Die Tür glitt auf, und Oishii trat heraus. Er grinste und zeigte mit dem Daumen in die Richtung, aus der er kam.
    »Er gehört ganz euch. Wir sehen uns in der Bar.«
    Wir traten ein. Ich fand nie heraus, was Lazlo sich zusammengereimt hatte oder wie weit er vielleicht von der Wahrheit entfernt gewesen war.
    Shigeo Kurumaya saß an seinem Schreibtisch. Ohne aufzustehen blickte er uns entgegen. Seine Miene war nicht zu entziffern, aber die starre Körperhaltung vermittelte seine Wut nicht weniger deutlich als lautes Gebrüll. Die alte Schule. Hinter ihm erzeugte ein Holo die Illusion einer Nische in der Kammerwand, in der Schatten und Mondlicht um eine kaum sichtbare Schriftrolle waberten. Neben seinem Ellbogen schwebte ein Datengitter träge über der Schreibtischplatte und malte darauf trudelnde Muster aus buntem Licht.
    »Oshima ist krank?«, fragte er ausdruckslos.
    »Ja, sie hat sich im Hochland etwas von einem Koop-Cluster eingefangen.« Lazlo kratzte sich am Ohr und blickte sich in der leeren Kammer um. »Nicht viel los hier, was? Wegen dem Mikro-Schneeestürmen außer Betrieb?«
    »Im Hochland.« Kurumaya ließ sich nicht ablenken. »Fast siebenhundert Kilometer nördlich von der Stelle, wo Sie laut Abmachung im Einsatz sein sollten. Wo Sie sich vertraglich zu Aufräumarbeiten verpflichtet hatten.«
    Lazlo hob die Schultern. »Nun ja, das war die Entscheidung der Chefin. Da müssten Sie…«
    »Sie hatten einen Vertrag. Noch wichtiger: Sie hatten eine Verpflichtung. Sie waren dem Landkopf giri schuldig, und Sie waren es mir schuldig.«
    »Wir waren unter Beschuss, Kurumaya-san.« Die Lüge kam mir mit Envoy-Leichtigkeit über die Lippen. Plötzliches Wohlgefühl, als sich die Dominanz-Konditionierung einschaltete – es war eine ganze Weile her, seit ich so etwas das letzte Mal getan hatte. »Nach dem Hinterhalt im Tempel war unsere Kommandosoftware beeinträchtigt, und ich sowie ein weiteres Teammitglied hatten schweren organischen Schaden erlitten. Wir waren blind.«
    Stille folgte meinen Worten. Neben mir zuckte Lazlo ungeduldig – offenbar wollte er etwas sagen. Ich warf ihm einen warnenden Blick zu, der ihn innehalten ließ. Der Landkopf-Kommandant ließ den Blick zwischen uns beiden hin und her wandern und schließlich auf meinem Gesicht zur Ruhe kommen.
    »Sie sind Dusel?«
    »Ja.«
    »Der neue Rekrut. Sie entbieten sich als Fürsprecher?«
    Merk dir den Druckpunkt und bleib dran. »Ich bin in diesem Zusammenhang auch eine giri schuldig, Kurumaya-san. Ohne den Beistand meiner Gefährten wäre ich in Drava gestorben und von den Karakuri zerlegt worden. Sie haben mich in Sicherheit gebracht und einen neuen Körper für mich aufgetrieben.«
    »Ja. Das sehe ich.« Kurumaya blickte kurz auf seinen Schreibtisch und dann wieder zu mir. »Na schön. Bisher haben Sie mir nicht mehr erzählt, als im Bericht steht, den Ihr Team aus der Ungeräumten Zone geschickt hat – und das ist so gut wie nichts. Sie erklären mir also bitte, warum Sie, blind wie Sie waren, beschlossen haben, nicht zum Landkopf zurückzukehren.«
    Das war einfacher. In der Ungeräumten Zone hatten wir unsere Lüge über einen Monat lang regelmäßig am Lagerfeuer geübt und verfeinert. »Unsere Systeme waren gestört, aber teilweise haben sie noch funktioniert. Sie zeigten Mimint-Aktivitäten hinter uns an, die uns den Rückweg abschnitten.«
    »Sie mussten doch annehmen, dass die Mimints eine Bedrohung für die Aufräumtrupps waren, die zu schützen eigentlich Ihre Aufgabe war. Trotzdem haben Sie nichts getan, um ihnen zu helfen.«
    »Lieber Himmel, Shig, wir waren blind, verdammt noch mal«, warf Lazlo ungeduldig ein.
    Der Kommandant wandte sich ihm zu. »Ich habe nicht um Ihre Interpretation der Ereignisse gebeten. Seien Sie

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