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Heiliges Feuer

Heiliges Feuer

Titel: Heiliges Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Backsteinmauern ragten die struppigen grünen Kronen indiskreter Palmen auf. Eine gewisse Exzentrizität der Fassade deutete darauf hin, dass der Erbauer ein Opium rauchender Ästhet im Stil D’Annunzios gewesen war, mit Beziehungen zu den höchsten und grusligsten Kreisen der Kurie des frühen zwanzigsten Jahrhunderts.
    Im Innern lag ein von Säulengängen umgebener Innenhof mit einem ausgetrockneten Springbrunnen und einer HermesStatue auf einem Sockel, die perfekte Umgebung für mitternächtliche Zusammentreffen zwielichtiger Gestalten. Der dreistöckige Ostflügel war mit Stromleitungen und optisch leitenden Fasern durchsetzt. Überall abgelaufene Parkettböden, stille, elfenbeinfarbene Gänge und unglaublich alte VR-Geräte, die wie Kröten hinter den verschlossenen Türen der Gesindekammern hockten. Zwei auf komische Weise unheimliche Brüder namens Khornak betrieben das Etablissement für weiß Gott welche Hintermänner, und unter ihrer Schirmherrschaft hatte das alte Gebäude die halbseidene Atmosphäre eines digitalen Bordells angenommen. Ein römisches Haus, das MenschMaschine-Affären vorbehalten war.
    Novak ging sehr methodisch vor, und Maya wurde beinahe verrückt. Benedetta erwies sich als ausgesprochen hilfreich. Wenn sie erst einmal Feuer gefangen hatte, war sie unermüdlich.
    Brett traf gegen drei Uhr nachmittags auf einem Mietfahrrad ein. Maya geleitete sie am Wachposten und den finster dreinblickenden Khornak-Brüdern vorbei.
    »Das ist ein erstaunliches Gebäude, so edel«, staunte Brett. »Es ist wirklich nett von Ihnen, dass Sie mich hergerufen haben.«
    »Hör endlich auf, mir was vorzujammern, Brett. Sag du zu mir und erzähl mal, wie du nach Rom gekommen bist.«
    »Möchtest du das wirklich wissen? Also, zuerst war ich in Stuttgart, aber dort sind die Mieten so hoch, und die Leute sind so von sich eingenommen, also beschloss ich, eine Art Wanderjahr einzulegen, und schließlich führen alle Wege nach Rom, nicht wahr? Niemand interessierte sich für meine Entwürfe, daher hab ich mich rumgehört und diesen Teilzeit-Brillenjob bei dem Boulevardnetz gekriegt, und jetzt hänge ich auf Modenschauen und in Cafes herum, und wenn ich Glück habe, treffe ich jemanden wie dich.«
    »Das habe ich mir beinahe gedacht. Du kennst bestimmt eine Menge Second-Hand-Läden in der Gegend, stimmt’s?«
    »Du meinst Kleiderläden? Klar. Hier in Rom gibt es unzählige. In der Via del Corso, in der Via Condotti, in Trastevere bekommt man gegen Cash alles mögliche…«
    »Josef ist oben und stöbert in seinen Prager Files. Er will mir ein paar neue Kleider anfertigen lassen, Sachen aus den Zwanzigern. Darum geht’s nämlich. Kennst du dich mit dem damaligen Stil aus?«
    »Ja, klar, ein bisschen. In den Zwanzigern waren doch weite Kittelhemden aus Lastex und Tüll mit jeder Menge optisch leitenden Fransenbändern beliebt.«
    Maya stutzte. Das mit den Kittelhemden klang plausibel, aber sie konnte sich nicht erinnern, jemals auch nur einen Zentimeter optisch leitendes Fransenband getragen zu haben. »Brett, wir brauchen ein paar Requisiten. Etwas, das Josef inspiriert. Er hat lange keine Modeaufnahmen mehr gemacht, daher brauchen wir eine Menge Atmosphäre, etwas ... wie das Glaslabyrinth aus Novaks Frühwerk. Josef Novak ging es immer um die inhärente Poesie der Dinge ... um diese eigenartig intensive poetische Dinglichkeit, die manchen ... äh ... Dingen anhaftet ... Verstehst du überhaupt, wovon ich rede?«
    »Ich glaube schon.«
    Maya reichte ihr eine prall gefüllte Geldkarte. Als Brett die Anzeige studierte, machte sie große Augen.
    »Alte Spielkarten«, sagte Maya. »Halbmonde. Damenhandschuhe. Buntes Garn. Netze. Skurrile wissenschaftliche Instrumente aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Altmodische Prothesen. Treibholz. Prismen. Kompasse. Gehstöcke mit Messingspitze. Ein paar räudige ausgestopfte Tiere mit furchteinflößenden Glasaugen, Nerze oder Wiesel oder Hermeline, weißt du. Kaputtes Blechspielzeug zum Aufziehen. Weißt du, was ein Plattenspieler ist? Na gut, dann vergiss den Plattenspieler. Hast du kapiert, worum es Novak geht?«
    Brett nickte unsicher.
    »Okay, dann nimm das Geld, durchstöbere die Ramschläden und sag den Verkäufern, du wärst meine Stylistin. Du arbeitest bei einer Fotosession für Giancarlo Vietti mit. Borge so viel wie möglich aus, miete, was du nicht borgen kannst, und kaufe nur das, was du selbst gern behalten würdest. Wir sind hier ziemlich in Eile, also treib ein paar

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