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Heiliges Feuer

Heiliges Feuer

Titel: Heiliges Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Junkie unter Drogen ausgeheckt hat.«
    »Gerontokraten verwechseln stets die Kategorien«, meinte Benedetta wegwerfend. »Software ist etwas anderes als Neurochemie! Wir - die Angehörigen unserer Generation - sind mit der Virtualität vertraut! Wir sind damit aufgewachsen! Das ist eine Welt, die die alten Menschen von heute niemals verstehen werden.«
    »Ihr scheint ja wirklich wild entschlossen zu sein«, sagte Maya, in die Runde blickend. »Wenn das stimmt, was ihr da sagt ... nun, dann habt ihr es geschafft. Oder nicht? Eines Tages werdet ihr die ganze Welt beherrschen. Mehr oder weniger jedenfalls. Weshalb macht ihr euch dann überhaupt Sorgen? Weshalb wartet ihr nicht einfach ab? Bis ihr das kleine schwarze Kreuz auf der Kurve erreicht habt.«
    »Weil wir vorbereitet sein müssen, wenn wir das Kreuz erreichen. Der Unsterblichkeit würdig. Ansonsten würden wir einmal genauso ausgebrannt und dumm sein wie die derzeitige herrschende Klasse. Diese Leute sind bloße Sterbliche und besitzen die Freundlichkeit, irgendwann zu sterben, wir aber sind unsterblich und werden nicht sterben. Wenn wir uns bei der Machtübernahme an ihre Regeln halten, bringen wir der Welt den Tod. Wenn wir ihre Fehler einmal wiederholen, wird unsere Generation sie in alle Ewigkeit wiederholen. Ihr komfortables kleines Krankenschwesternparadies würde dann zur permanenten Tyrannei.«
    »Ihr werdet es niemals schaffen«, sagte Maya mit schonungsloser Offenheit. »Es ist gefährlich. Das ist ein leichtsinniges, törichtes, extravagantes Unterfangen, das euch nur Schwierigkeiten einbringen wird. Man wird bestimmt dahinterkommen, was ihr dort macht, und man wird euch schnappen. Ihr könnt ein größeres Geheimnis nicht achtzig Jahre lang vor der Politas verbergen. Mal ehrlich, ihr seid doch bloß ein Haufen Kids. Ich bin selbst eine Gerontokratin, und ich konnte meine kostbaren Geheimnisse nicht einmal drei lausige Monate hüten!«
    Eine andere Frau - bislang hatte sie zumeist geschwiegen - ergriff unvermittelt das Wort. Sehr diplomatisch. »Mrs. Ziemann, es tut uns wirklich Leid, dass wir Ihr Geheimnis lüften mussten. Wir wollten Ihr geheimes Leben nicht stören.«
    »Es tut dir nicht halb so Leid, wie du behauptest, Schätzchen.«
    Die Sprecherin nahm die Brille ab. »Wir werden es nicht weitererzählen. Wir haben herausgefunden, was Sie sind, Mrs. Ziemann, aber wir waren gezwungen, Nachforschungen anzustellen. Unsere Entdeckung hat uns nicht im mindesten schockiert. Ehrlich. Meint ihr nicht auch?«
    Sie blickte die anderen an, die so taten, als seien sie nicht schockiert.
    »Wir sind moderne junge Leute«, sagte die kleine Diplomatin. »Wir haben keine altmodischen Vorurteile. Wir bewundern Sie. Wir applaudieren Ihnen. Sie ermutigen uns durch Ihr persönliches Beispiel. Wir halten Sie für eine hervorragende posthumane Person.«
    »Das ist wirklich reizend«, meinte Maya. »Ich bin regelrecht gerührt. Ich wäre noch stärker gerührt, wenn ich nicht wüsste, dass ihr mir zu schmeicheln versucht. Aus eigennützigen Motiven.«
    »Bitte versuchen Sie, uns zu verstehen. Wir sind nicht leichtsinnig. Hier geht es vielmehr um Weitblick. Wir tun dies, weil wir an die Sache unserer Generation glauben. Wir sind bereit, die Folgen auf uns zu nehmen. Wir sind jung und unerfahren, das stimmt. Aber wir müssen handeln. Selbst auf die Gefahr hin, festgenommen und schwer bestraft zu werden. Selbst auf die Gefahr hin, auf den Mond verbannt zu werden.«
    »Warum? Weshalb geht ihr dieses Risiko ein? Ihr habt eure Ziele nie öffentlich erklärt, ihr habt niemanden um Erlaubnis gebeten. Woher nehmt ihr das Recht, die Welt zu verändern?«
    »Das Recht haben wir, weil wir Wissenschaftler sind.«
    »Soviel ich weiß, habt ihr über diese Frage niemals abstimmen lassen. Dieser Vorschlag wurde nicht hinreichend diskutiert. Das ist undemokratisch. Ihr verfügt nicht über die Zustimmung der Betroffenen. Woher nehmt ihr das Recht, die Denkweise der Menschen zu verändern?«
    »Das Recht haben wir, weil wir Künstler sind.«
    Plötzlich ergriff eine andere Frau auf italienisch das Wort. »[Hört mal, ich kann dem blöden Englisch kaum folgen. Und politische Diskussionen auf englisch sind am schlimmsten. Jedenfalls ist diese Frau keine hundert Jahre alt. Das kann nicht stimmen.]«
    »[Sie ist hundert Jahre alt]«, beharrte Benedetta ruhig, »[und außerdem besitzt sie das heilige Feuer.]«
    »[Das glaube ich nicht. Ich wette, ihre Fotos stinken nach Tod, genau wie

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