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Heiliges Feuer

Heiliges Feuer

Titel: Heiliges Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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verblasstes, khakifarbenes geknöpftes Stoffhemd; den Mantel hatte er über die Sofalehne geworfen. Die Frau trug eine dunkle Strumpfhose, Stiefel und ellbogenlange weiße Datenhandschuhe. Sie gab sich große Mühe, Maya zu übersehen.
    Paul kniff nachdrücklich in eine Ecke des Tuches. Das sich windende Tuch erschlaffte. Er verband das Tuch mit einem dünnen Kabel, zog ein Notebook unter dem Sofa hervor, hämmerte, unablässig auf italienisch weiterredend, auf die Tasten und kommentierte die Anzeige in grusligem englischem Technikjargon.
    Schließlich drückte Paul die Entertaste. Dann wandte er sich wachsam Maya zu. »Amerikanerin?«
    »Ja.«
    »Kalifornierin?«
    »Das stimmt.«
    »Aus San Francisco.«
    »Gut geraten.«
    »Ich bin Paul, aus Stuttgart. Ich programmiere. Das ist Benedetta, eine Programmiererin aus Bologna.«
    »Maya. Ich komme eigentlich nirgendwo her. Und ich mache auch nicht viel.« Sie reichte der Frau die Hand über den Tisch.
    »Du bist ein Model«, sagte Benedetta gelangweilt.
    »Ja. Manchmal. Hin und wieder.«
    »Schon mal einen Gedanken in deinem hübschen Kopf hin und her gewälzt?«
    »Eigentlich nicht, aber sollte ich mal über einen stolpern, kann ich mir alleine den Staub abklopfen.«
    Paul lachte. »Benedetta, sei nicht taktlos.«
    Benedetta streifte mit dem Datenhandschuh über Mayas Finger und ließ sich ins Polster zurücksinken. »Ich habe einen weiten Weg zurückgelegt, um mich mit diesem Mann zu unterhalten. Ich hoffe, du kannst dich mit dem Flirten so lange zurückhalten, bis alle besoffen sind.«
    »Benedetta ist katholisch«, erklärte Paul.
    »Ich bin nicht katholisch! Bologna ist die unkatholischste Stadt in ganz Europa! Ich bin Anarchistin, Künstlerin und Programmiererin! Ich will den letzten Gerontokraten an den Eingeweiden des letzten Priesters baumeln sehen!«
    »Benedetta ist ein Musterbeispiel an Takt«, meinte Paul.
    »Ich wollte mich bloß nach dem Wandbild erkundigen«, sagte Maya.
    »Der Garten Eden, Eva Maskova, 2053«, antwortete Paul.
    Eugene war mittlerweile von der Bar zurückgekehrt, wurde aber von einer weiteren Geschichte des Erzählers aufgehalten. Eugene stützte sich mit den Ellbogen auf die Sofalehne, lachte prustend und nippte geistesabwesend an Mayas Mineralwasser.
    »Erzähl mir von dieser Eva. Wo lebt sie jetzt?«
    »Sie hat zu viele Tinkturen getrunken, ist vom Fahrrad gefallen und hat sich den Hals gebrochen«, erklärte Benedetta ungerührt. »Die Ärzte haben sie aber wieder zusammengeflickt. Dann hat sie einen reichen spanischen Banker geheiratet und arbeitet jetzt in einem dämlichen Hochhaus in Madrid für die Politas.«
    Paul schüttelte leicht den Kopf. »Du bist nachtragend. Damals hatte Eva das heilige Feuer.«
    »Das sagst du, Paul. Ich habe sie getroffen. Sie ist eine perfekte kleine Bourgeoise in mittleren Jahren, die ihre Topfpflanzen pflegt.«
    »Trotzdem hatte sie das heilige Feuer.«
    Maya ergriff das Wort. »Das Wandbild. Das sagt eine Menge aus über Leute wie euch, nicht wahr? Wenn ihr allein seid, bewirkt ihr wahre Wunder. Aber wenn man auch genauer unter die Lupe nimmt und von außerhalb analysiert, dann vertrocknet ihr.«
    Paul und Benedetta wechselten überraschte Blicke, dann wandten sie sich Maya zu.
    »Ich hoffe doch, du bist keine verhinderte Schauspielerin«, sagte Benedetta.
    »Keineswegs.«
    »Du tanzt nicht? Singst nicht?«
    Maya schüttelte den Kopf.
    »Du beschäftigst dich überhaupt nicht mit Kunst?«, fragte Paul.
    »Nein. Na ja - hin und wieder fotografiere ich.«
    »Hab ich’s mir doch gedacht«, meinte Benedetta triumphierend. »Zeig mir deine Brille.«
    »Ich habe keine Brille.«
    »Dann zeig mir deine Kamera.«
    Maya holte die Touristenkamera aus der Webtasche. Benedetta lachte auf. »Ach, das ist hoffnungslos! Welche Erleichterung! Einen fürchterlichen Moment lang habe ich gedacht, ich hätte eine Intellektuelle vor mir, die gerne Paillettenhosen trägt.«
    Ein hochgewachsener Mann in einem langen grauen Mantel und schmutziger Arbeitshose kam die Treppe heruntergestolpert. »Emil ist da«, meinte Paul erfreut. »Emil hat es nicht vergessen! Erstaunlich! Einen Moment.« Er stand auf und entfernte sich.
    Benedetta sah Paul irritiert nach. »Jetzt hast du es geschafft«, sagte sie. »Wenn Paul sich erst einmal mit diesem Narren im Geiste einlässt, findet er kein Ende mehr.« Sie zog den sich windenden Datenhandschuh aus und erhob sich.
    So wollte Maya sich nicht abspeisen lassen. Nicht jetzt, wo sie kurz

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