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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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schlimmsten Wetterlagen, die der Mars aufweisen konnte, die allen vertrauten kurzen, böigen Stürme, die über Becken und Ebenen fegten und alles mit Staub bedeckten, aber im barometrischen Druck nur geringfügige Veränderungen verursachten.
    Aber unter bestimmten Bedingungen und in geeigneten Gebieten – wenn sie vormittags oder am späten Abend quer über die Ebenen des nördlichen Tieflands fegten – konnten die von der Tag/Nacht- und Wetterscheide erzeugten Winde schneller als der Schall sein. Und dann pressten sie die Luft so stark zusammen, dass der Normalwert von vier bis sieben Millibar auf das Hundertfache stieg. Beim Übergang von den Ebenen in raueres Terrain konnte es passieren, dass die Schockwelle eine kräftige horizontale Drehung machte und ein superdichter Wirbel entstand, der riesige Mengen von feinem Löß, Sand und sogar Kies und Steinen aufnahm und mit sich davontrug.
    Ilja und ich zogen sofort unsere Schutzanzüge an und machten uns an die Arbeit. Wir ließen das mobile Labor herunter und verankerten es tief im Boden und Gestein. Von Anker zu Anker spannten wir Drähte über das Labor. Als nächstes zogen wir Plastikplanen von unten über das Heck. Wir zogen die Planen vom Boden hoch und machten sie an den Seiten fest, so dass sie einen Windfang bildeten. Die Planen versteiften sich schnell zur richtigen Form. Gleichzeitig sollten sie uns als Schutz vor Trümmern dienen.
    »Uns bleiben noch ungefähr zehn Minuten«, stellte ich fest. Beide blickten wir zu dem wackeligen Wellblechschuppen im ausgetrockneten Wasserlauf hinüber, der so wertvolle Funde beherbergte. Die Blechdose würde bestimmt gut fliegen.
    »Es ist noch Zeltbahn und Folie da«, sagte Ilya. »Wir können sie in sechs Minuten anbringen – oder aber reingehen.«
    »Wir zurren sie fest«, antwortete ich. Er griff nach meiner Hand und drückte sie.
    Wir arbeiteten schnell. Wellen konnten selbst bei einem unterirdischen Stützpunkt schrecklichen Schaden anrichten, wenn man nicht gewappnet war. Im Mittelpunkt des Wirbels konnte ein Druck von bis zu einem halben Bar entstehen, ein Bolzen komprimierter Luft, der sich mit mehr als achthundert Stundenkilometern fortbewegte. Je weiter eine Welle rollte, desto dichter wurde sie, bis sie schließlich vor einem Vulkan oder einem Plateau zerplatzte und Staub und Tiefdruck über den ganzen Mars verteilte.
    Wir verstärkten die Folien am Schuppen und trieben Zeltpflöcke in den Boden. Alles war fest. Wir rannten zum Labor und versiegelten hinter uns die Windfangklappe. Ein kleiner Bagger kletterte aus dem frisch gezogenen Graben, den er unterhalb des zylindrischen Laborkörpers angelegt hatte, und gurtete sich in seinem Behälter im Boden des Labors fest. Wir krochen in den Graben und breiteten unsere Planen aus. Sie rollten sich aus, wurden steif und hefteten sich an die Ränder des Grabens.
    Ilya schaltete eine Lampe ein, so dass Licht auf unsere Gesichter fiel. In dem Graben lagen wir wie in einem Sarg. Über unseren Köpfen hatten wir zwei Schichten von Planen und das gewichtige Labor. Unsere Hände waren fest miteinander verschlungen.
    Draußen herrschte ein schreckliches, leeres Schweigen. Ein steinernes Schweigen. Die Welle war immer noch Dutzende von Kilometern entfernt. Ilya zog das Kom aus dem Sicherheitsgürtel und befahl der Kamera auf dem Labordach, uns zu zeigen, was passierte. Im Nordwesten war alles grau in grau, durchzogen von braunen Streifen.
    »Ist es nicht gemütlich?«, fragte Ilya. Unsere Funkverbindungen im Helm winselten leise, wir lagen zu nahe beieinander.
    »Geborgen wie zwei Häschen im Schmortopf«, antwortete ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Es tut mir leid, dass ich dich da mit reingezogen habe, Casseia …«
    Wegen seines Helms konnte ich ihm nicht die Hand über den Mund legen, aber ich deutete die Geste zumindest an. »Pst«, machte ich. »Erzähl mir eine Geschichte.«
    Ilya war großartig darin, spontan Märchen zu erfinden. »Jetzt?«, fragte er.
    »Bitte.«
    »Vor langer Zeit«, begann er mit heiserer Stimme, »und in ferner Zukunft gruben zwei Karnickel ein Loch im Garten des Bauern und fraßen sich durch sämtliche Wasserleitungen …«
    Ich schloss die Augen und hörte zu.
    Unsere Helme waren gegen den Felsen und gegeneinander gedrückt. Ehe Ilya seine Geschichte zu Ende erzählt hatte, drückte ich meine Handfläche gegen den Grund des Grabens, weil ich die Vibrationen spüren wollte. Der Streifen von Staub und zusammengepresster Atmosphäre im

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