Heimkehr
zurückgekehrt. Sie berichteten von einer entfernten Musik, der s i e gefolgt wä ren. Ich bin fest davon üb e rzeugt, dass sie tief e r in den Su m p f vorgedrungen sind, als ratsam ist. Ich habe sie b e ide ausgesch i m pft, und Petrus war auch entsprechend zerknirscht. Olpey jedoch fragte seine Mutter schn e idend, was er denn sonst wohl tun sollte? Hier im Su m p f hocken und Wurzeln schlagen? Es bestürzte mich, wie er zu seiner Mutter sprach. Ich bin sicher, dass er der Auslöser für Petrus' Alpträume ist, denn Olpey erz ä hlt gern wilde Geschichten, in denen es von Blut saug e nden Echsen und schmarotzenden Gespenstern nur so wimmelt, die wie die Nachtnebel u m herschweben. Ich will nicht, dass Petrus s i ch von diesem abergläubischen Uns i nn anstecken lässt, a b er was kann ich dagegen unternehmen? Die Jungen m ü ssen Holz suchen, und ich kann mein Kind nicht allein losschicken. Allen älteren Jungen unser e r Com p anie wurden solche Aufgaben übertragen. Es betrübt m ich, m i t anzusehen, dass Petrus, der Spross zweier berüh m ter Geschlechter, eine solch niedere Arbeit zusammen m it ganz gewöhnlichen Kindern t un m uss. Es steht zu befürch t en, dass er völl i g verdorben ist, lange bevor wir nach Jamailliastadt zurückkehren können.
War u m ist Jathan nicht längst wieder bei uns? Was ist aus unseren Männern geworden?
Tag neunzehn oder zwanzig des Grünenden Mondes
Im vierzehnten Jahr der Regentschaft des hochherrschaftlichen und Erhabenen Satrapen Esclepius
Heute kamen drei sch m utzbedeckte Männer und eine Frau in unser Lager. Als ich die Unruhe hörte, hüpfte me in Herz vor freudiger Erregung i n m e iner Brust, denn ich dachte, unsere Kundschafter seien z u rückgekehrt. Statt dessen musste i c h zu me i nem Schrecken feststellen, dass diese kleine Gruppe von einem der b e iden anderen Schiffe kam.
Sein Kapitän, die Mannschaft und alle Passagiere fa n d en sich eines Abends unversehe n s im Fluss wieder, nachdem das Schiff einfach auseinand e r gebrochen war. Ihnen blieb nicht einmal die Zeit, ihre Nahrungs m ittel aus dem sinkenden Schiff zu retten. Und sie verloren mehr als die Hälfte der Menschen. Von denen, die das rettende Ufer erreichten, verfielen viele dem Wahnsinn. In den ersten Tagen nach der Katastrophe setzten sie ihrem Leben selbst ein Ende oder verschwanden in der Wildnis.
Viele sta r ben auch in diesen ersten Nächten, weil sie kein festes Land finden konn t en. Ich h i elt m ir die Ohren zu, als sie berichteten, wie Menschen stürzten und wahrhaftig im Schlamm ertranken. Einige wieder wachten schwachsinnig und im Deliri u m auf, nachdem sie nachts von m erkwürdigen Träu m en h e imgesucht worden waren. Andere erholten s i ch, vie l e jedoch wanderten in die Sü m p fe hinaus und wurden n i e wieder g e sehen. D i ese vier hier waren die Vorhut derer, die ihr nacktes Leben retten konnten. Schon einige Minuten später tauchten die anderen auf. Sie gingen i n Dreier- und Vierergruppen, waren zerlu m p t, von Insekten zerstochen und von i h rem zu langen Aufenthalt i m Flusswasser schrecklich z u gerichtet. Es sind insgesa m t zweiundsechzig Menschen. Einige wenige sind entehrte Adlige, die anderen Gemeine, die auf ein neues Leben hofften. Die Spekulanten, die in der Erwartung, ein gewaltiges Ver m ögen zu gewinnen, viel Geld in diese Expedition gesteckt hatten, scheinen am verbittertsten zu sein.
Der Kapitän überlebte nicht e i nmal die erste Nacht. D i e Seeleute, die es schafften, s i nd entsetzt und verwirrt über ihr p l ötzl ic hes Exil. Einige von ihnen s e parieren sich von den »Kolonialisten«, wie sie uns v e rächtlich nennen. Andere hingegen scheinen zu begreifen, dass sie sich uns anschließen m ü ssen, wenn s i e nicht untergehen wollen.
Von unserer Co m p anie wiederum sonderten sich einige ab und m u rrten, dass wir k a um genug Schutz und Nahrung für uns selbst hätten. Die m e isten jedoch teilten bereitwillig das Wenige, das wir h a tten. Ich hätte niemals erwartet, hier auf Menschen zu treffen, d i e noch verzweifelter sind als wir. Und ich glaube, dass die Neuanköm m linge einen Gewinn für uns bedeuten, für Marthi und m i ch vielleicht sogar am meisten. Denn in i h rer Gruppe befindet s i ch auch Ser, eine erfahrene Hebamm e . Außerdem ist ein Reetdecker unter ihnen, der Schiffszimmermann und eine Handvoll Männer, die sich a u f die Jagd verstehen. Die Matrosen sind gesunde und kräft i ge Burschen, und m
Weitere Kostenlose Bücher