Heimkehr
öglicherweise anstellig gen u g, um sie nützlich einsetzen zu können.
Von unseren Kundschaftern indes g i bt es immer noch kein Lebenszeichen.
Tag sechsundzwanzig des Grünenden Mondes
Im vierzehnten Jahr der Regentschaft des Hochherrschaftlichen und Erhabenen Satrapen Esclepius
Meine Zeit kam, und ich gebar meine Tochter. Ich habe sie nie zu Ge s icht bekomme n . Die Hebamme brachte sie sofort weg. Marthi, Chellia und auch Ser, sie alle behaupteten, meine T o chter wäre tot geboren worden. Aber ich bin sicher, dass ich sie ei n m al weinen hörte. Ich war völlig erschöpft und einer Ohn m acht n a he, aber ich weiß sehr genau, was ich gehört habe. Mein Ba b y hat nach m ir gerufen, bevor es gestorben is t .
Chellia widerspricht dem ene r gisch und versichert m ir, mein kleines Mädchen wäre bei der Geburt b l au und regungslos gewesen. Ich wollte vo n ih r w i ssen , waru m ich es nicht ein m al halten durf t e, bevor sie es der Erde zurückgaben. Die Hebamme meinte, auf diese Weise würde ich weniger trauern. Aber sie wird ganz blass, wann immer ich sie danach frage. Marthi spricht gar nicht darüber. Fürchtet sie den M o ment, wenn ihre Zeit kom m t, oder enthalten die Frauen m ir etwas vor? Waru m , Sa, hast du m ir meine beiden Töchter so grausam genommen?
Jathan wird es erfahren, wenn er zurückkehrt. Viel l eicht hätte ich m i ch nicht so quäl e n m ü ssen, wenn er die letzten Tage an meiner Seite gewesen wäre und m ir beigestanden hätte. Vielleicht hätte mein kleines Mädchen dann auch leben dürfen. Aber er war nicht bei m ir und i st es immer noch nicht. Wer kümmert sich jetzt um meine jungen, sucht Nahrung für s i e und sorgt dafür, dass sie am Abend sicher zurückkehren, während ich hier liegen m u ss und von einem Baby blute, das nicht leben durfte?
Tag eins des Weizenmondes
Im vierzehnten Jahr der Regentschaft des
Hochherrschaftlichen und Erhabenen Satrapen Esclepius
Ich habe m i ch von meinem Wochenbett erhoben. Ich fühle m i ch, als wäre mein Herz z u sammen mit mei n em Kind begraben worden. Habe ich sie für nich t s und wieder nich t s so lange und durch all diese Strapazen hindurch getragen?
Unser Lager ist durch die Z a hl der Neuanköm m linge so überfül l t, dass man sich k a um einen Weg durch die verschachtelten Schutzhütten bahnen kann. Der kleine Carl m in, der während mei n es Wochenbettes von m ir getrennt war, folgt m ir j e tzt wie ein kleiner, dünner Schatten überall h i n. Petrus hat sich eng m it Olpey angefreundet und hört nicht mehr auf meine Worte. Wenn ich ihn bi t te, in der Nähe des Lagers zu bleiben, trotzt er m ir und wagt sich noch weit e r in d i e Sü m p fe hinaus. Chellia rät m ir, ihn gehen zu lassen. Die Jungen sind die Lieblinge aller hier im Lag e r, weil sie hängende Büsche voller saurer, kleiner Beeren e n tdeckt haben. Die winzigen Früchte s i nd strahl e nd gelb und sch m ecken säuerlich wie Erbrochenes, aber selbst eine solch widerli c he Nahrung ist hungernden Menschen wie uns höchst willkommen. Trotzdem ergrimmt es mich, d ass alle meinen Sohn darin bestärken, m ir den Gehorsam zu verweigern. Hören sie denn nicht die wilden Geschichten, welche die Jungen erzählen? Darin ist die Rede von merkwürdiger Musik, die in der Ferne zu hören ist. Die Jungen prahlen da m it, dass sie die Quelle dieser Mus i k finden werden, und mein Mutterherz weiß unfehlbar, dass es nichts Natürli c hes und Gutes ist, was sie da immer tiefer in diesen verfluchten Dschungel lockt.
Die Zustände im Lager verschlimmern sich m it jedem Tag. Die Pfade bestehen nur noch aus Schlamm und werden immer breiter und su m p figer. Zu viele von uns unternehmen nichts, um unser Los zu verbessern. Sie leben, so gut sie können, in den Tag hinein, treffen keine Vorkehrungen für d a s Morgen und verlassen sich auf uns andere, dass wir Nahrung besch a ffen. Einige sitzen da und starren nur ins Leere, ande r e beten und weinen. Erwarten sie tatsächlich, dass Sa selbst herabsteigt und sie errettet? Letzte Nacht wurde eine ganze Fa m ilie tot aufgefunden. Alle fünf. Sie lagen auf ein e r dürftigen Schicht aus Matten um einen Baum heru m . Es g i bt kein Anzeichen, was sie u m gebracht haben könnte. Und nie m and spricht aus, was wir alle fürchten: dass in dem Wasser der Wahnsinn schlummert oder er vielleicht aus dem Boden emporsteigt und als unirdische Musik in unsere Träume sickert.
Ich schrecke oft aus Träu me n
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