Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
benutzen. Wie hast du sie erle u c htet, Carlmi n ?« Pe t rus schien das Wis s en seines kleines Bruders Unbeh a gen zu verursachen.
    Aber Carl m in antw o rtete nicht. Mein kleiner Sohn trabte eilig durch die riesige Hal l e, als w ü rde er zu einem Vergnügen gelockt. »Carl m in! « , schrie ich, und meine Stimme erweckte hunderte geisterhafter Echos. Noch während ich m ich von dem Schreck erholte, verschwand er in einem der Gänge. Von da le u chtete es merkwürdig däm m rig. Ich rannte ihm hinte r her, und d i e anderen folgt e n m ir. Als ich das Forum übe r quert hatte, war ich außer Atem. Dann aber jagte ich Carl m in durch einen staubigen Korridor nach.
    Als ich ihm in ein d ä m m riges Gemach folgte, flackerte plötzlich Licht um m i ch h e rum auf. Mein Sohn saß am Kopfende einer lang e n Tafel m it Gästen in exotischen Gewändern. Sie lachten, und es spielte Musik. Ich blinzelte, und da s ä u m ten plötzlich nur leere Stühle die Längsseiten des Tisches. D a s Fest war zu staubigen Flecken auf den Kristallkelchen und Tellern vergangen, doch die Musik sp i elte weiter, gedä m p ft und ver z errt. Ich kannte sie. Aus meinen Trä u men.
    Carl m ins Stimme klang hohl, als er einen Kelch zum Toast erhob. »Auf meine Lady!« Er lächelte liebevoll, indes sein kindlicher Blick a u f für uns verborgene Augen traf. Als er den Kelch an die Lippen setzte, packte ich sein Handgelenk und sch l euderte das Glas aus seiner Hand. Es zerbarst auf dem staubigen Boden.
     Car l m in starrte mich mit einem Blick an, der m i ch nicht erkannte. Obwohl er in l e tzter Zeit ein gutes Stück gewachsen war, riss ich ihn i n meine Arme und drückte ihn fest an m i ch. Sein Kopf sank gegen m eine Schulter, und er schloss zi t ternd die Augen. Die Musik verstumm te . Retyo nahm m ir Carl m in ab. »Wir hätten dem Jungen nicht erlauben sollen, m i tzukommen«, erklärte er ernst. »Je schneller wir diesen Ort und seine sterbende Magie verlassen, desto besser.« Er sah sich unbehag l ich um.
    »Gedanken, die nicht die meinen sind, zupfen an m ir, und ich höre Stimmen. Ich habe d a s Gefühl, als wäre ich schonein m al hier gewesen, und weiß doch, dass das n i cht sein kann. Wir sollten diese Stadt d e n Geistern überlassen, die darin umgehen.« Er schien sich ein wenig zu schä me n,dass er seine Furcht offen zug a b, aber ich war froh, dass einer von uns sie laut aussprach.
    Dann schrie Chellia, dass w i r Olpey nicht hier lassen und ihn dem Zauber anheim geben könnten, dem auch Carl m in verfallen war. Sa m öge mir vergeben, aber ich hatte nur den Wunsch, meine eigenen Kinder zu packen und zu fl ie hen. Aber Retyo, der die Fackel und me inen Sohn trug, führte uns weit e r. Sein Freund Tremartin zertrümmerte einen Stuhl auf dem Boden und ergriff eines der Beine. Er hielt es wie einen Knüppel. Niemand fragte ihn, was ein Knüppel gegen die Spinnweben der uralten Erinnerungen ausrichten könn t e, die an uns nagt e n. Petrus übernahm erneut die Führung. A l s ich zurücksah, bemerkte ich, w i e die L i chter i n der Ka m mer erloschen.
    Wir durchquerten eine w e itere Halle und ka m en dann eine Treppe hinab, die in einen kleineren Saal führte.
     Zierliche Statuen in klein e n Nische n säu m ten die Wände, und vor i hnen staken staubverkrustete Kerzenstummel in ihren Haltern. Viele der F i guren stellten Frauen dar, gekrönt und geehrt wie Könige. Ihre gemeißelten Roben schimmerten von winzigen, eingelassenen Juwelen, und m it Perlen bestickte Netze hielten ihr Haar.
    Das unnatürliche Licht war blau und unstet. Es flackerte und droh t e ständig zu erlösch e n. Es machte m i ch me rkwürdig schläfrig. Ich glaubte, ein Flüstern zu hören, und ein m al, als ich an einer Tür vorbeiging, hörte ich in der Ferne zwei Frauen singen. Ich schüttelte m ich vor Furcht, und Retyo schaute zurück, als habe auch er sie gehört. Keiner von uns sprach ein Wort, sondern wir hasteten nur einfach weiter. Einige Dur c hgänge erstrahlten in hellem Licht, als wir hindurchtraten. Andere blieben s t arrsinn i g dunkel und schienen die Un z ulänglichkeit uns e rer Fackel zu verhöhnen. Ich weiß nicht, was von beidem m ir mehr Angst einflößte.
    Schließlich fanden wir Olpey in einem kleinen Raum. Er saß auf einem m it prachtvol l e n Schnitzere i en verzierten Stuhl vor dem Frisiertisch eines Edelmannes. Das Gold war vom Holz des Spiegels abgeblättert und lag in Flocken u m her. Der Spiegel selbst war blind vom

Weitere Kostenlose Bücher