Heimkehr
die Hauptwa s serader e i nes riesi g en Netzwerks von Flüssen und Gewässern, die auf dem W e g ins Meer in vielen Flussläuf e n durch ein breit e s Tal mäandern. Das Wasser fließt so w ohl unter als auch über Land. Die Männer haben keinen festen Boden gefund e n, nur Morast und Sü m p fe. Seit sie uns verließen, haben sie kein einziges Mal den Horizont gesehen. Von den zwölfen, die aufgebrochen waren, sind nur sieben zurü c kgekehrt. Einer ist im Treibsand versunken, ein zweiter in der Nacht verschwunden, und drei andere erlagen dem Fieber. Auch Ethe, Chellias Ehemann, ist nicht zurückgekehrt.
Die Kundschafter konnten n i c h t sagen, wie weit ins Landesinnere sie vorgedrungen seien. Die Bäume haben sä m tliche Be m ühungen vereitelt, sich an den St e r nen zu orientieren. Am E nde scheinen sie wohl in einem großen
Kreis gegangen zu sein, denn irgendwann fanden sie sich am Flussufer wieder.
Auf ihrem Rückweg sind sie den Überlebenden des dritten Schiffes begegnet. Die wurden flussabwärts von der Stelle au s g esetzt, an der wir im Stich gelassen wurden. Ihr Kapitän gab seine Mission auf, als das Wrack des anderen Schiffes an ihm vorbeischwamm. Allerdings war er bar m herziger als unser Schiffsführer, denn er ließ ihre gesam t e Ausrüstung an Land bringen und gab ihn e n sogar e i nes der Schiffsboote. Aber die Ausge s etzten kämpften mit immensen Schwierigkeiten, und die m e isten wol l ten lieber nach Hause zurückkehren. Die groß a rtige Nachricht war, d ass sie noch über vier Botenvögel v e rfügten. Einen hatten sie losgeschickt, kurz nachdem s i e an Land abgese t zt wurden. Ein anderer wurde nach einem Monat m it einem Bericht über ihre Fährnisse freigelassen.
Das Wissen unserer Kundsc h after zerstörte bei ihnen freilich jede noch v e rbliebene Hoffnung. Deshalb beschlossen sie, ihre Be m ühungen um die Gründung einer Siedlung aufzugeben. Sieben ihrer jungen Männer sind nun m it unseren Kundschaftern zurückgekehrt, um uns bei der Evakuierung zu helfen. Sollten wir uns ihnen anschließen, werden sie einen dritten B o tenvogel nach Jamailliastadt schicken und um ein Rettungss c hiff b i tten. Dann sollen wir uns fluss a bwärts bis zur Küste durchsch l agen und dort der Rettung harren.
Als Chellia, Retyo und ich zur ü ckkehrten, beklagten sich einige aus unserer Co m panie v erbittert, dass bestim m t k ein Schiff zur Rettung kä m e . Trotzdem hatten sich alle ans Packen gemacht. In diesem M o me nt tauchte C h ellia m it
ihrem juwelengesch m ückten Sohn auf. Als sie versuchte, der Menge, die zu groß war, als dass alle sie hätten hören können, i hre Geschichte zu erzählen, brach beinahe ein T u m ult aus. Einige Männer wollten sich trotz der einbrechenden Dunkelheit sofort zu dem versunkenen Turm auf den Weg machen. Andere wollten die Juwelen m it eigenen Augen sehen, und als der junge Olpey sich weigerte, sie von irgendje m andem berühren zu lassen, gab es ein Handgemenge. Der Junge riss sich los, spr a ng von der Plattform und hüpfte wie e i n Affe von Ast zu Ast, bis die Dunkelheit ihn verschluc k te. Ich bete, dass er heute Nacht in Sicherheit ist, für c h t e jedoch insgeheim, dass er jetzt völlig dem Wa h nsinn verfallen ist.
Eine andere Form des I r rsinns hat unsere Leute ergriffen. Ich verkr i eche m ich m it meinen beiden Söhnen in meiner Schutzhüt t e. Drauß e n auf der Plattform zerreißen Schreie d i e Nacht. I ch höre Frauen inständig flehen, dass wir von h i er fortgehen sollen, und Männer, die antworten ja, ja, das tun wir schon, aber erst wollen wir sehen, welc h e Schätze die Stadt uns bietet. Ein Botenvogel m it einem Juwel am Bein würde sehr schnell ein Schiff herbeiholen, spotten sie gar. Ihre Augen glänzen fiebrig, und sie haben ihre Stimmen laut erhoben.
Mein Ehemann ist nicht bei m ir. Trotz unserer la ngen Trennung befindet er sich m it t en unter den Strei t enden, statt bei seiner Frau und sei n en Söhnen zu sein. Ist ihm überhaupt aufgefallen, dass meine Schwangerschaft zu Ende ist und meine Ar m e dennoch leer sind? Ich bezweifle es.
Wohin Chellia und ihre Töcht e r gegangen sind, weiß ich nicht. Sie ist zusammengebrochen, als sie erfuhr, dass ihr Ethe nicht zurückgekehrt ist. Ihr Mann ist tot und Olpey vielleicht für im me r verloren oder verrückt. Ich habe Angst um sie und trauere m it ihr. Ich dachte, die Rückkehr der Kundschafter würde m i ch m it Freude erfüllen. Jetzt kann ich schwer sagen, was
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