Heimkehr
Großen Plattfor m e n bekommen? Ich lächle, während ich das niederschreibe. Ich frage m i ch nicht e i nmal m ehr, ob es getan werden kann, sondern nur, wie.
Olpey und Petrus leiden unter einem Ausschlag, der von ihrer Kopfhaut bis zu ihrem Hals und noch weiter hinunter reicht. Sie kratzen sich st ä nd i g und jammern. Ihre Haut fühlt sich so rau an wie Schuppen. Mir fällt nichts ein, diese Krankheit zu lindern und ich fürchte, dass sie auch auf andere übergreift. I c h habe schon viele Kinder beobachte t , die sich h e ftigst kratzen.
Tag sechs oder sieben des Goldmondes
Im vierzehnten Jahr des Satrapen Esclepius
Heute ha b e n sich zwei bede u tsame E r eignisse zugetragen. Dennoch bin ich so erschöpft und tr a u rig, dass ich sie kaum niederschreiben kann. Als ich gestern Nacht in meinem pendelnden Vogelnest von einem Heim einschlief, fühlte ich m i ch sicher und fast gelassen. Heute Abend jedoch ist das alles b ereits wie d er zunichte gemacht.
Zunächst hat m ich Petrus gestern Nacht geweckt. Zitternd krabbelte er unter die Matten neben m ich, als wäre er wieder mein kleiner Junge. Er flüsterte m ir zu, dass Olpey ihm Angst einflöße. Er sänge Lieder aus der Stadt, und er m u sste m ir unbedingt davon erzählen, obwohl er Olpey versprochen habe, dar ü ber Stillschweigen zu bewahren.
Petrus und Olpey waren offenbar auf ihr e r ausgedehnten Nahrungssuche auf eine unnatürlich kubische Erhebung im Wald gestoßen. Sie hatte Petrus Unbehagen eingeflößt, und er wollte sich ihr zunächst nicht nähern. Mein Sohn konnte m ir nicht sagen, was ihn abhi e lt. Olpey dagegen füh l te sich wie magisch zu dem Kubus hingezogen. Tag für Tag bedrängte er Petrus, dass sie dorthin zurückkehren sollten. An den Tagen, an denen Petrus allein nach Hause ka m , tat er das aus dem Grund, dass e r Olpey dort zurückgelassen hatte. Challias Sohn erforsc h te das Ge b ilde. Und irgendwann hatte er nach langem Stochern und Graben einen Zugang gefunden. Die Jungen waren bereits m ehrmals dort eingedrungen. Petrus beschri e b den Hügel als einen vergrabenen Turm, obwohl m ir das keinen Sinn zu ergeben schien. Er sagte, die Wände seien gebors t en, und Feuchtigkeit sickere hinein, ansonsten aber wä r e der Tu r m z u m größten T e il unberührt. Es gab dort Wandbehänge und alte Möbel, einige noch benutzbar, andere verrottet. Und es gab noch viel mehr Anzeichen daf ü r, dass dort früher ein m al Menschen gelebt hätten. D o ch P e trus zitterte, als er sprach, und sagte, er glaube nicht, dass es Menschen wie wir gewesen wären. Und er sagte, die Musik komme von dort.
Petrus war nur eine Ebene weit in den Turm hinabgestiegen, aber Olpey hatte i h m verraten, dass er noch viel tiefer reiche. Mein Sohn hatte Angst, i m Dunkeln weiterzugehen, aber dann war es Olpey wie durch Magie gelungen, den Turm mit Lic h t zu erfüllen. Olpey hatte Petrus wegen seiner Angst v e rspottet und Geschichten von unermesslichen Reichtü m e r n und m erkwürdigen Gegenständen tief im Inneren des T u r m s erzählt. Er behauptete, Geister sprächen zu ihm und verrieten ihm ihre Gehei m nisse, einschließlich der Orte, an denen kostbare Schätze zu finden wären. Schließlich fan t asierte Olpey sogar, dass er früher einmal in dem Turm gel e bt habe, vor langer Zeit, als er ein alter M a nn gewesen war.
Ich warte t e nicht bis z u m n ä chsten Morgen. Ich weckte Chellia, u nd nachdem sie m e inen Bericht gehört hatte, weckte sie Olpey. Der Junge war wütend und zischte, dass er Petrus nie wieder vertrauen würde. Der Turm wäre sein Gehei m nis, und alle die Schätze darin gehörten ih m , und er m u sste nicht teilen. Obwohl es m itten in der Nacht und stockfinster war, floh Olp e y und lief über einen der Äste, welche die Kinder als Pfade benutzten. Dann verschwand er, und wir wussten nicht, wohin.
Als schließlich der Morgen durch die schützenden Zweige sickerte, folgten Chellia und ich Petrus durch den Wald zu dem Tur m hügel. Retyo und Tremartin begleiteten uns, und auch der kleine Carl m i n , der sich geweigert hatte, bei Chellias Töchtern zu bleiben. Als ich die kantige Erhebung sah, die aus dem Su m p f ragte, verlor ich den Mut. Aber ich wollte nicht, d a ss Retyo m i ch für feige hielt, also riss ich m i ch zusammen und ging weiter.
Die Spitze des Turms war unter einer dicken Moosschicht verborgen und von K lett e rpflanzen bedeckt, aber sein U m riss war zu regel m äßig für etwas Natürliches und
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