Heimkehr
dass sich die Männer gegenseitig des Diebstahls beschuldigten. Sehr rasch ergaben sich daraus Bündnisse. Einige bewachten die Beute, während andere die Stadt weiter nach Schätzen durchs t r e iften. Jetzt ist es schon so weit gekommen, dass sich d i e Männer m it Knüppeln und Messern bewaffnen und Posten an den Korridoren aufstellen, die sie für sich in Anspruch nehmen. Die Sta d t ist jedoch ein Labyrinth, und es führen v i ele verschlungene Wege hindurch. Die Männer kä m pfen jetzt gegeneinander um ihre Beute.
Meine Söhne und ic h bleiben bei den Gebrechlichen, den Alten, sehr j u ngen und den Schwang e ren hier auf der Plattfor m . Wir bilden unsere eigenen Allianzen. Da die
Männer vollko m men da m it bes c häftigt sind, sich gegenseitig zu bestehlen, sucht niemand me hr nach Nahrung. Die Bogenschützen, die Tiere für uns gejagt haben, jagen jetzt Schätzen hinterher. Die F a llensteller, die Kaninchen erlegten, stellen sich jetzt gegenseitig Fallen. Jathan kehrte kurz zu unserer Hütte zurück, verschlang alles, was von unseren Vorräten übrig war, und brach dann wieder auf. Er lachte nur über meinen Zorn und höhnte, dass ich m i r Sorgen über Wurzeln und Sam e n m a chte, während es doch Juwelen und Münzen zu sammeln gäbe. Ich war sehr froh, als er wieder in die Sta d t zurückkehrte. Soll sie ihn verschlingen! Alle Nahrung, d i e wir jetzt find e n, gebe ich entweder sofort m einen Söhn e n oder esse sie selbst. Wenn ich ein Versteck finde, wo ich sie verbergen kann, werde ich es tun.
Da Petrus nicht mehr in die Stadt darf, hat er angefangen, Nahrung zu suchen. Mit großem Erfolg. Heute kam er m i t Schilfroh r en zurück, ähnlich denen, welche die Bauern auf dem Mo saik ernte t en, das wir in der Stadt gesehen haben. Petrus me inte, dass die Stadtbewohner sie nicht angebaut hätten, wenn s i e keinen Nutzen a u fwiesen. Wir m ü ssten nur herausfinden, welchen. Es hat m i ch sehr beunruhig t , dass er behauptete, er erinnere sich daran, dass jetzt die Zeit für ihre Ernte w ä re. Als ich ihn zur e chtwies, dass er sich an etwas Derart i ges auf keinen Fall erinnern könne, schüttelte er den Kopf und m u rmelte etwas von seinen »Stadterinnerungen«.
Ich hoffe inständ i g, dass der Einfluss dieses merkwürdigen Ortes bald nachlässt.
Der Ausschlag auf Car l m ins Haut hat sich verschli m mert. Er greift m ittlerweile auf Wangen und Brauen über. Ich habe einen U m s c hlag darauf gelegt, in der Hoffnung, dass er das Geschwür eind ä mme. Mein jüngerer Sohn hat heute kaum ein Wort m it m ir gesprochen, und ich habe Angs t vo r de m , wa s ih m im Kopf heru m g eht.
Mein Leben besteht nur noch aus Warten. Mein Ehemann kann jederzeit aus d e r Stadt zurückkehren und verfügen, dass jetzt die Zeit für uns gekommen ist, die Reise flussabwärts zu beginn e n. Nichts, was ich jetzt noch baue, kann von Dauer sein, w e il ich weiß, dass wir bald weggehen werden.
Olpey ist immer noch nicht gefunden worden. Petrus macht sich bittere Vorwürfe. Chellia ist beinah wahnsinnig vor Schmerz. Ich beobachtete sie nur von fern, denn sie spricht ni c h t mehr mit m ir. Sie stellt jeden Mann z u r Rede, der aus der Stadt zurückkom m t , und löchert ihn m it Fragen nach ihrem Sohn. Die mei s t en weichen ihr m it einem Schulterzucken aus, andere antworten barsch. Ich weiß, was sie befürchtet, denn m ir geht es ebenso. Ich denke, dass Olpey in die Stadt zurückgekehrt ist. Er glaubt, er habe ein Recht auf ihre Schätze, aber da er vaterlos i st und von niederer Geburt, achtet nie m and seinen Anspruch. Haben die anderen den Jungen vielleicht gar u m gebracht? Ich gäbe viel darum, wenn ich m ich nicht so schuldig fühlte wegen Olpey. Was k a nn ich tun? Nichts. Warum fühle ich m i ch dann so elend? Was könnte es uns nützen, wenn Petrus bei einem weite r en Bes u ch der S t adt sein Leben aufs Spiel se t zt? Ist es nicht bereits tragisch genug, dass ein Junge verschwunden is t ?
Tag acht der Stadt
Jahr eins der Regenwildnis
Jathan ist heute Mittag zurückgekehrt. Beladen m it einem Korb vol l er Juwelen und m erkwürdigen Sch m uckstücken, kleinen Werkzeugen aus ein e m seltsa m en Metall und einer Tasc h e a u s Metallgliedern, gefüllt m it seltsam g e prägten Goldmünzen. Sein Gesicht war übel zugerichtet. Er verkündete, dass uns dies gen ü gen m ü sse und eine sinnlose Gier in der Stadt um sich greife. Er erklärte, wir sollten die anderen einholen, d i e bereits
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