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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ich darüber so einfach hinweggehen darf. Wenn man m ir sagt, ich solle all d a s zurücklassen, was ich hier begonnen habe, ist das mehr, als ich ertragen kann. Und wofür?
    Um in eine W elt zu r ü ckzukehren, in der ich nicht mehr Bedeutung besitze als ein a m üsanter Singvogel in einem kostbaren Käfig.
     Marthi war heute bei m ir, als Chellia kam und Petrus bat, ihr bei der Suche nach Olpey zu helfen. Petrus hat sie nicht einmal angese h en. Chell i a flehte ihn an, doch Petrus hielt sich die Ohren zu. Sie hat ihm zugesetzt, bis er anfing zu weinen und Carl m in Angst bekam. Chellia schrie, als wäre sie verrückt geworden, und beschuldigte Petrus, sich nicht um seinen Freund zu sch e ren, sondern sich nur für die Reich tü mer der Stadt zu begeistern. Sie hob die Hand, als wolle sie me in en Sohn schlage n . Ich trat hastig dazwisc h en und stieß sie zurüc k . Chell i a stürzte, doch ihre Töchter zogen sie auf die Füße und führten s i e weg.
    »Komm nach Hause, Mutter!«, baten sie sie. »Komm nach Hause!« Als ich m ich u m dre ht e , war Ma r thi geflüchtet.
    Ich sitze allein auf einem Ast über meiner Hängehütte, in der me ine Söhne schlafen. Ich schä m e m i ch. Aber meine Kinder sind alles, was ich noch habe. Ist es da falsch, für ihre Sicherheit zu sorgen? Was würde es nützen, wenn ich meine Söhne opfert e , um ihren Sohn zu retten? Am Ende verlieren wir sie vielleicht alle.
     
     
Tag fünf der Stadt
    Jahr eins der Regenwildnis
     
     
    Ich fürcht e , wir haben so viele Hei m suchungen und Drangsale nur überstanden, um j e t zt an unserer eige n en Gier zugrunde zu gehen. Gestern Nacht sind in der Stadt drei Männer u m s Le b e n gekommen. Niemand will m ir sage n , wie sich das zugetragen hat. Die anderen haben die unversehrten Leichen m it zurückgeb r acht. Einige behaupten, der Wahnsinn trüge die Schuld dar a n, andere r e den von böser Magie. Aufgrund dieses gra u sigen Vorfalles haben sich siebzehn Menschen zusammengeschlossen und von uns anderen verabschied e t. Wir haben ihnen Seile, geflochtene Matten und alles m i tgegeben, was wir erübr i gen konnten, und ihnen alles Gute gewünscht. Ich hoffe, dass sie die andere Siedlung sicher err e ichen und m a n eines Tages in Ja ma illiastadt erfährt, was uns hier widerfahren ist. Marthi hat die Gruppe angefleht, die Bewohner der anderen Siedlung dazu zu bewegen, noch ein oder zwei Tage zu warten, bevor sie sich auf ihren Marsch zur Küste mache n . Sie versicherte ihnen, dass i h r Ehemann sie schon bald zu ihnen bringen werde.
    Retyo habe ich seit der Rü c kkehr me ines Mannes nicht mehr gesehen. Ich hätte nic h t erwarte t , dass er ebenfalls auf Schatzsuche in die Stadt gehen würde, aber es m u ss wohl so s e in. Ich hat t e m ich daran gewöhnt, ohne Jathan zu leben. Ich habe zwar keinerlei Anspruch auf Retyo, aber dennoch i st er der j enige, den ich weit sch m erzlicher ver m isse.
    Ich habe Marthi erneut besuc h t. Sie ist blasser geworden und ebenfalls sichtlich vom Ausschlag geze i chnet. Ihre Haut ist so trocken wie die einer Echse. Und die Schwerfälligkeit durch die Schwanger s chaft setzt ihr übel zu. Sie fantasiert von den ungeheuren Reichtümern, die ihr Ehemann finden wird, und malt sich aus, wie sie da m it vor denen protzen will, die uns ver b annt haben. Sie redet sich ein, dass der Satrap sofort ein Schiff senden wird, uns alle nach Jamaillia zurückzuholen, wenn erst der Botenvogel die Hauptstadt erreicht hat. D o rt werde sie dann ihr Kind in Reichtum und Geborgenheit gebär e n. Ihr Ehemann ist kurz aus der Stadt zurückgekommen und hat ihr einen kleinen Korb m it Juwelen gebracht. Marthi hat ihr glanzloses Haar jetzt m it einem j u welenbeset z ten Haarnetz gesch m ückt, und glänzende Armbänder bau m eln an ihren s c hmalen Handgelenken. Ich gehe ihr a u s dem Weg, da m it ich ihr nicht sage, was für eine Närr i n sie sei. Denn das ist sie nicht, jedenfalls nicht in W a hrheit. Nur klammert sie sich m it einer verrückten Hoffnung an etwas vollkommen Aussichtloses. Ich hasse diesen Reichtum, den wir weder essen noch trinken können, denn alle werfen sich ausschließlich darauf und leiden freiwillig Hunger, während sie nur daran denken, noch me hr zusammenzuraffen.
    Der verb l iebene Rest unserer C o mpan i e hat sich in verschiedene Lager gespalt e n. Die Männer haben Allianzen gebildet und die Stadt unter sich aufgeteilt. Dann fingen S t reitereien wegen der Berge von Beute an und darüber,

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