Heimkehr
e hrten gehetzt und ängstlich zurück. Sie wollten nicht von ihren Erlebnissen sprechen. Dafür sc h m iede t en sie so f o rt Pläne, gleich am nächsten Tag i m Morgengrauen aufzubrechen. Sie wollten den Fluss entlangmarschieren und zu d e n anderen stoßen, die dort warte t en.
Jathan ließ sich gar nicht blicken.
Diejenigen, die von der Beute besessen sind, reden laut und trunk e n von altem Wein und verrückten Träumen. Sie fangen bereits an, die Schätze zu horten. Zwei Männer sind verletzt. Sie haben sich weg e n einer Vase geprügelt. Wohin wird die Gier uns bringen? Ich fühle m i ch so einsam mit meinen trübsinnigen Fantasien.
Die Stadt ist kein erobertes Feindes l and, das man einfach a u splündern kann. Sie ähnelt eher einem verlassenen Te m p el, dem man die Achtung erweisen muss, m it der man jedem unbekannten Gott begegnen soll t e. Sind nicht alle Götter nur Facett e n von Sas Allgegenwärtigkeit? Doch es ist zu spät, die s en Gedanken auszusprechen. Niemand würde auf mich hören. Eine schrec k liche Vorahnung überfäl l t m i ch. Die s e Orgie der Plünderung wird schlimme Folgen haben.
Meine Bau m siedlung war heute Morgen so gut wie ausgestorben. Die meisten Bewohner sind vom Schatzfieber inf i ziert in die unterirdische Stadt gegangen. Nur die Gebrechlichen, Alten und Frauen m it den kl e insten Kindern s i nd in uns e rem Dorf g e blieben. Ich sehe m i ch u m und werde von Trauer erfüllt, denn ich habe den Tod meiner Träu m e vor Augen. Soll ich eloquenter argumentieren, dramatischer und poetischer formulieren, wie ich es ein m al für angemessen hielt? Nein. I ch sage nur, dass ich vol l kommen enttäuscht bin. Und dass mich dieses Gefühl bestürzt.
Es ist s c hwer, m ich zu dem zu bekennen, was ich betrauere. Ich zöge r e, es zu Papier zu bringen, denn die Worte werden überdauern und m i ch später anklagen. Doch Kunst ist vor allem aufrichtig, und zunächst bin i c h Künstlerin, noch vor Gattin, Mutter oder sogar Frau. Also schreibe ich es nieder. Und es spielt dabei keine Rolle, dass es m ittlerweile einen Mann g i bt, den ich meinem Ehemann vorziehen würde. Das g e be ich unumwunden zu. Es kümmert m i ch nicht, dass Retyo ein g e meiner Seemann ist, dazu sieben Jahre jünger a l s ich, keine Bildung hat und keine vorneh m e Abstam m ung vo r weisen kann, die für ihn spräche. Nicht was er ist, son d ern wer er ist, lässt ihm mein Herz zufliegen und zieht me ine Blicke auf ihn. Ich würde ihn noch heute Nacht in me in Bett nehmen, wenn ich das tun könnt e , ohne die Zukunft meiner Söhne aufs Spiel zu setzen. Das schreibe ich in aller Deutlichkeit. Kann es Schande sein, wenn ich sag e , dass ich Retyo weit mehr schätze als meinen Ehemann, wo dieser Ehemann doch so deutlich gezeigt hat, dass er die Achtung and e rer Männer in seiner Umgebung höher schätzt als die L i ebe seiner Frau?
Nein. Doch was me i n Herz heute verzagen lässt, ist, dass die Rückkehr meines Mannes, die Entdeckung der Schätze in der versunkenen Stadt und das Gerede über eine Rückkehr nach Jamailliastadt das Leben zerstören, das ich hier aufgebaut habe. Das grämt m i ch zutiefst. Und es fällt m ir schwer, darüber nachzuden k en. Wann habe ich m i ch so sehr verändert? Das Leben hier ist rau und hart. Die Schönheit dieses Landes ist m it der Schönheit einer sich sonnenden Schlange zu vergleichen. Sie droht ebenso, wie sie lockt. Ich bilde mir ein, das Leben hier me istern zu können, wenn ich ihm tiefe De m u t entgegenbringe. Ohne es zu merken, habe ich begonnen, Stolz auf m eine Fähigkeit zu e m pfinden, hier überleb e n und einen kleinen Teil der Wildheit dieser Landschaft zähmen zu können. Dabei habe ich auch anderen gezeigt, w i e sie es ans t ellen müssen. Ich habe hier Vieles ins Werk gesetzt, und a l l da s wa r von großer Bedeutung.
Nun wird m ir das alles gen o mmen. Ich bin erneut nur Lord Carrocks Eheweib. M e i n e Vorsicht wird als weibische Ängstlichkeit abgetan und mein Ehrgeiz, ein schönes He i m zw i schen den Bä u men zu errichten, als alberne Laune einer gelan g w e ilten Frau verhöhnt.
Vielleicht hat er Recht. Nein. Ich weiß, dass er in gewissem Sinne Recht hat. D o ch irgendwie kümmert m i ch nicht m e h r, was richtig und klug ist. Ich habe ein Leben hinter m ir gelassen, in dem ich Kunst schuf, da m i t andere Menschen sie bewundern. Je tz t ist me ine Kunst, wie ich hier bestehe, und sie hält m i ch jeden Tag am Leben.
Ich glaube nicht, dass
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