Heimkehr in den Palast der Liebe
er näher. "Wer ist da?"
"Ich bin Shakira, Mr. Gulab! Erinnern Sie sich nicht an mich? Shakira al Nadim, die Tochter von Mahlouf und Saira." Es machte sie immer noch stolz und glücklich, diese Namen auszusprechen. "Sie waren – Sie haben die Rosen meiner Mutter gepflegt, nicht wahr?"
Der alte Mann starrte sie unter seinen buschigen Augenbrauen ungläubig an. Dann warf er staunend die Arme in die Luft. "Ya allah! Shakira! Khanum Shakira!" rief er. "Sie sind am Leben? Alhamdu-lillah! Gott sei gepriesen, denn es war Sein Wille! So viele Jahre! Und jetzt sind Sie eine Frau! Und was ist mit Ihrem Bruder?" Er drehte sich zu Sharif um. "Sind Sie Mazin? Ist auch er, Gott sei gepriesen, den Mörderbanden entkommen?"
"Die anderen Diener sind alle geflohen", erklärte Gulab, als er ihnen kurz darauf Pfefferminztee in winzigen Gläsern mit Goldrand servierte. "Hier ist Zucker. Trinken Sie ihn süß, Khanum Shakira, denn das ist ein schwerer Tag für Sie. Erkennen Sie diese Gläser? Es waren die Lieblingsgläser Ihrer Mutter. Ich habe sie mir vor vielen Jahren ausgeliehen, möge sie mir verzeihen."
"Sie sind alle geflohen?" fragte Shakira erstaunt. Sie blickte sich im Zimmer des Gärtners um, und plötzlich wurde ihr klar, dass sie nicht das erste Mal hier saß und Pfefferminztee trank. Jetzt wurden Erinnerungen wach, die jahrelang blockiert gewesen waren.
Gulab setzte sich und schenkte sich selbst ein. "Sie hatten Angst", erklärte er. "Und außerdem bezahlte ja niemand mehr unsere Löhne. Sie flohen noch in derselben Nacht, obwohl ich protestierte, dass Sie und Mazin doch jemanden brauchten."
"Er war zu dem Zeitpunkt also noch da!" rief Shakira. "Manchmal denke ich, ich hätte das nur geträumt."
Der alte Mann sah sie ernst an. "Er war ein tapferer Junge, Ihr Bruder. Ich sagte ihm, dass ihr beide in Gefahr wart, denn wer konnte wissen, wann Ghasibs Männer zurückkommen und sich überzeugen würden, dass niemand überlebt hatte?"
"Sie wussten also, dass es kein Unfall war?"
"Wir wussten, dass Ihr Vater Mahlouf der Enkel des Sultans war", erwiderte der Alte. "Es war ein Geheimnis, aber wir wussten Bescheid."
"Gulab", sagte Shakira nach kurzem Zögern. "Wissen Sie, was in der Nacht passiert ist, als man mich wegbrachte? Wissen Sie, was mit Mazin geschehen ist?"
Der alte Mann nickte. "Ich hatte eine Botschaft an gewisse Leute geschickt", begann er, immer noch so vorsichtig, wie er es in den Jahren von Ghasibs Herrschaft gelernt hatte. "Sie kamen in der Dunkelheit, denn sie konnten nicht riskieren, gesehen zu werden, Arif Bahrami und seine Frau. Sie wollten den Jungen mitnehmen, der in noch größerer Gefahr wäre, von Ghasib getötet zu werden als ein Mädchen. Ihr jüngster Sohn war gestorben, und sie hofften, Mazin einfach an dessen Stelle treten zu lassen. Aber als sie Mazin sahen, sagten sie, das würde nicht funktionieren. Er war fast genau so alt wie ihr älterer Sohn, es wäre also früher oder später aufgefallen. Sie überlegten, ob sie stattdessen dich mitnehmen und als ihren Sohn ausgeben sollten."
Shakira riss die Augen auf. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. "Deshalb musste ich also ein Junge sein! Oh, warum haben sie es mir nicht erklärt?"
"Mazin war sehr, sehr tapfer. Er sagte ihnen, sie sollten dich nehmen, er würde schon allein zurechtkommen. Bahrami warnte ihn davor, im Haus zu bleiben – er solle sich lieber in den Bergen verstecken oder in der Wüste. Sie hätten Informationen, denen zufolge die Geheimpolizei bereits wüsste, dass ein Kind überlebt hatte."
"Am nächsten Abend nahm Mazin einen Beutel mit Proviant und Wasser und sagte mir Lebwohl. Das war das Letzte, was ich von ihm sah. Er war zwölf Jahre alt und so tapfer. Vielleicht war er ja stark genug und hat überlebt. Was auch immer Gottes Wille war."
Tränen strömten über Shakiras Wangen. In den Bergen. Allein. Oh, Mazin!
14. Kapitel
"Begrüßen Sie bitte mit mir – Prinzessin Shakira Warda Jawad al Nadim und Scheich Sharif ibn Bassam Azad al Dauleh!"
Der Applaus war höflich, aber nicht enthusiastisch. Mit klopfendem Herzen blickte Shakira auf den Lichtkegel vor ihr. Unsicher drehte sie sich zu Sharif um. Er flüsterte ihr ins Ohr: "Da draußen ist niemand, mit dem Hani es nicht aufnehmen kann."
Sie wollte loslachen, hatte sich aber gleich wieder in der Gewalt und trat mit erhobenem Kopf hinaus ins Licht. Ihre Augen funkelten, ein leichtes Lächeln spielte um ihre Lippen. Sharif ging direkt hinter ihr. Die
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