Heimlich Fee 2: Wie wir den Dieb im Schlafanzug verfolgten (German Edition)
während wir Unterricht hatten. Aber verpasst hat sie an diesem Tag wirklich nichts.
Abends hatten wir Kimi fast so weit, dass sie aus ihren düsteren Gedanken auftauchte. Wir malten uns nämlich Fallen aus, mit denen wir den Seiten-Herausreißer und Ring-Dieb entlarven könnten.
Am Schluss jeder Idee fiel irgendein Netz von der Decke und der Dieb war hoffnungslos verknotet. Da lag er nun in unserer Fantasie, strampelte wie ein Säugling und schimpfte auf uns vier Freundinnen ein. Aber es waren eben nur Gedanken. In Wirklichkeit waren wir absolut ratlos.
Es wird euch nicht sonderlich überraschen, dass ich in dieser Nacht äußerst unruhig schlief. Immer wieder träumte ich von vermummten Mädchen, die in unserem Klassenzimmer herumwanderten und Seiten aus dem Zauberbuch rissen. Bei jedem Ratsch! schreckte ich hoch. Einmal war sogar ich selbst, Amanda Birnbaum, die Übeltäterin. Ratsch!
Wieder fuhr ich hoch. Jetzt rennen die Mädchen aus dem Traum schon in unserem Zimmer herum, dachte ich. Ein Luftzug streifte meinen Arm.
Nelly schlief. Ich sah etwas lila schimmern und hörte, wie unsere Tür zuging. War Marin bei Nelly gewesen? Das hätte gegen mindestens dreiundzwanzig Schulregeln verstoßen. Nein, das konnte nicht sein. Ich hatte wohl auch das nur geträumt.
Puh! Vor dem, was ich euch jetzt erzählen muss, graut mir. Aber es hilft ja nichts. Die Geschichte ging nun mal so weiter.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, drehte sich alles in meinem Kopf. Kennt ihr dieses Gefühl? Wenn die Nacht mit ihren Gespenstern einfach nicht verschwinden will? Vor lauter Zauberbüchern und maskierten Schurken konnte ich Nelly kaum sehen. Dabei zog sie sich höchst auffällig mitten im Zimmer um. Sie pfiff sogar ein Lied.
„Offenbar hast du besser geschlafen als ich“, kam es aus meinem Mund. Sprechen will ich diese Geräusche nicht nennen.
Nelly brummte mit verstellter Stimme: „Jo! Jo!“, und riss ihre Schranktür auf. Ein Stapel T-Shirts und zwei Kleider flogen ihr entgegen.
Ich musste losprusten. Nelly ist wirklich die unordentlichste Fee, die ich kenne. Aber ihr machte dies scheinbar nichts aus.
„Was ziehe ich heute an?“, fragte sie sich selbst.
Sie nahm mehrere Teile in die Hand und betrachtete sie kritisch. Was ihr nicht gefiel, landete wieder in einem der Fächer.
„Meinst du nicht, du würdest mit Licht deutlich mehr sehen?“, sagte ich und knipste meine Nachttischlampe an.
Und schon war es vorbei mit der Fröhlichkeit.
„Mamas Ohrringe!“ Ich stieß einen spitzen Schrei aus. Meine nigelnagelneuen Ohrringe aus Rom waren weg! Ich war mir hundertprozentig sicher, dass ich sie am Abend zuvor auf meinen Nachttisch gelegt hatte. Und jetzt war dort nur noch Staub.
Nelly kam zu mir und runzelte die Stirn. „Du hast sie doch vor dem Einschlafen noch mal angezogen“, sagte sie. Dann ging sie in die Knie und sah unterm Bett nach. Aber auch da: Fehlanzeige.
Was ich jetzt sagte, will ich lieber nicht wiederholen. Ihr sollt nämlich nicht wissen, dass ich so schreckliche Wörter kenne.
Mir stand ein harter Tag bevor. Das Frühstück ließ ich aus. Stattdessen ging ich beim Läuten der Schulglocke von meinem Zimmer direkt in die Klasse.
Fortunea Tautropf kam wie immer pünktlich. Sie nickte Kimi aufmunternd zu, aber Kimi senkte den Blick. Als sich alle Mädchen gesetzt hatten, blieb ich stehen.
„Ich …“ Sofort versagte mir die Stimme. So stelle ich es mir vor, einem Jungen meine Liebe zu gestehen. Später, wenn ich mal groß bin. Jetzt hatte ich etwas noch viel Unangenehmeres zu sagen. „Ich muss einen weiteren Diebstahl melden!“
Unsere Lehrerin sah mich entsetzt an.
„Meine Ohrringe sind weg“, schniefte ich. „Sie waren das Geburtstagsgeschenk meiner Mutter!“
Zehn Mädchen sahen mich betroffen an. Nur Freia, die fiese Kuh, lächelte.
„Meinst du wirklich, Frau Tautropf fällt auf diesen Trick rein?“, spottete sie. „Das hast du doch nur erfunden, um deine Freundin zu entlasten! Wir sollen glauben, dass hier ein anderer Dieb umgeht, weil Kimi dich ja niiiiemals beklauen würde.“
Ich schwöre euch, wenn ich nicht so ein friedliebender Mensch wäre … Aber auch das hätte nichts genutzt. Das Gift, das Freia versprüht hatte, begann schon zu wirken.
Fortuneas Gesicht wurde wieder sachlich. „Ehrlich gesagt, Amanda, auch mir fällt es schwer, dir zu glauben. Ich finde es toll, dass du dich für deine Freundin einsetzt. Doch bleibe bitte immer bei der Wahrheit! Wir Lehrer
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