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Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Dudley, langte in seine Gesäßtasche und zog einen Schlüssel für die Handschellen raus. »Freddy, schließ Mr. Engels die Handschellen auf, ja?«
    »Klar, Dud.«
    Ich schloß sie auf, und Engels lächelte mich dankbar an. Meiner Rolle entsprechend, lächelte ich zurück. Dudley warf ihm eine Schachtel Chesterfield und ein Streichholzheftchen zu. Engels’ Hände zitterten so sehr, daß er das Streichholz nicht ankriegte, deshalb zündete ich die Zigarette für ihn an und lächelte wieder. Er verschlang den Rauch und erwiderte mein Lächeln.
    »Dick, Freddy«, sagte Dudley, »ich möchte, daß ihr mal zum Schnapsladen runtergeht. Eddie, mein Junge, auf welches Gift stehst du?«
    Engels sah entgeistert aus. »Meinen Sie Schnaps? Ich trinke nicht viel.«
    »Nicht, mein Junge? Ein Barhocker wie du?«
    »Manchmal trinke ich ’nen Gin und Coke.«
    »Ahhh großartig. Freddy, Dick, ihr habt die Bestellung gehört. Auf gehts; unten an der Straße ist ein Schnapsladen.«
    Als wir draußen waren, erklärte Carlisle mir den Plan. »Dudley sagt, das Stichwort ist ›weitschweifig‹ das heißt aufmischen. Erst machen wir Engels betrunken, dann bringen wir ihn dazu, von sich zu erzählen. Du machst auf offiziell, also eine Art Staatsanwalt. Du und Dudley, ihr spielt den guten und den bösen Buben und prügelt ihm die Scheiße raus. Wir halten ihn die ganze Nacht wach und quetschen ihn aus. Das Zimmer nebenan ist gereinigt. Wir können uns dort ausruhen. Und mach dir keine Sorgen: Dudley hat Freunde hier bei der Polizei von Gardena - die werden uns in Ruhe lassen.«
    Ich lächelte und wieder kam mir Dudley Smith wie ein pragmatischer Zauberer vor. »Und was machen Mike und du?«
    »Mike stenografiert alles mit, dann schreibt er Engels’ Geständnis nieder. Er ist ein kluges Köpfchen. Ich spiele zusammen mit Dudley den bösen Buben.«
    »Und was ist, wenn er nicht gesteht?«
    »Er wird gestehen«, sagte Carlisle, nahm seine Brille ab und rieb sie an seiner Krawatte.

    Als wir vom Schnapsladen mit einer Flasche Gin, drei Flaschen Coke und einem Dutzend Papierbechern zurückkehrten, erfreute Dudley gerade Eddie Engels mit Geschichten aus seinem Leben in Irland während des Ersten Weltkrieges. Mike Breuning war im Raum nebenan und richtete Sandwiches und kochte Kaffee.
    Mike kam mit einem halben Dutzend Stenoblöcken und einer Faust voll gespitzter Bleistifte in den Verhörraum. Er zog einen Stuhl neben das Bett und lächelte Engels an. Engels’ Augen wanderten zwischen Mikes offenem Gesicht und seiner 38er im Schulterhalfter hin und her. Eddie versuchte, tapfer auszusehen, aber er hatte Angst. Und er fragte sich, was wir alles wußten, dessen war ich ganz sicher. Er hatte mindestens eine Frau getötet, war aber offensichtlich in so viele ungesetzliche Handlungen verstrickt, daß er nicht wußte, weswegen wir ihn geschnappt hatten. Aber er benahm sich nicht wie einer, der in der Falle sitzt - er hatte so eine blasierte Arroganz an sich, die hinter seiner Angst zu erkennen war. Er war jetzt schon dreißig Jahre lang unter der Flagge seines guten Aussehens und seines Charmes gesegelt und hielt sich natürlich für etwas besseres. Seine selbstzufriedene Maskerade würde aber nicht mehr lange halten, und ich fragte mich, ob er das wußte.
    Dudley begann mit der Prozedur, er knallte seine riesigen Hände auf den kleinen Holztisch, auf dem Mikes Stenoblöcke lagen.
    »Mr. Engels«, sagte er, »Sie wundern sich wahrscheinlich, wer wir eigentlich sind und warum wir Sie hierher gebracht haben.« Er hielt inne, goß je zur Hälfte Gin und Cola in einen Papierbecher und reichte ihn Engels, der ihn nahm und gehorsam austrank. Seine klugen dunklen Augen wanderten von einem zum andern.
    Dudley räusperte sich und fuhr fort. »Ich möchte Ihnen meine Kollegen vorstellen«, sagte er. »Mr. Carlisle, Los Angeles Police Department; Mr. Breuning vom Büro des Staatsanwalts; ich bin Lieutenant Dudley Smith, ebenfalls Los Angeles Police Department; und dieser Herr« - er machte eine Pause und neigte seinen Kopf in meine Richtung - »ist Inspektor Underhill vom FBI.« Ich mußte beinahe lachen über meine neue Beförderung, blieb aber ernst. »Wenn Sie irgendwelche juristischen Fragen haben, fragen Sie den Inspektor. Er ist Jurist, er wird sie Ihnen gerne beantworten.«
    Ich fiel ihm ins Wort, weil ich Engels vor dem unvermeidlichen Ausbruch von Gewalt beruhigen wollte. »Mr. Engels, kann sein, daß Sie sich dessen nicht bewußt sind, aber Sie sind

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