Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimlich

Heimlich

Titel: Heimlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
Funken.«
    »Ich weiß.«
    »Warum guckst du dann so belämmert?«
    »Ich möchte wissen, wie mir die Arbeit bei der Kripo gefällt.«
    »Wird dir gut gefallen. Das beste bei der ganzen Polizei. Jetzt ruh dich aus.«
    Ich ging in das Zimmer neben dem Verhörraum und machte es mir auf einem abgetakelten Feldbett bequem, das gut einen Fuß kürzer war als ich. Ich stand auf und ging ins Bad. Es war relativ sauber; fast sauber genug, um es zu benutzen. Ich betrachtete mich in dem zerbrochenen Spiegel oberhalb des Waschbeckens. Ich war unrasiert und hatte kein Rasierzeug dabei.
    Ich legte mich wieder auf das Feldbett. Bevor ich die Schuhe ausziehen oder das Halfter ablegen konnte, überkam mich die Erschöpfung. Eine kurze Weile kämpfte ich gegen den Schlaf an und murmelte: »Lorna, Lorna, Lorna.« Dann siegte der Schlaf.

    Ich wachte auf, als mich jemand in die Seite stieß. Ich schoß hoch und faßte nach meiner Knarre. Dick Carlisle kam in Sicht. Er hielt mir die Arme fest. Das Licht der Deckenlampe spiegelte sich in seiner Nickelbrille.
    Ich schwang meine Beine über den Bettrand und merkte plötzlich, daß ich Carlisle nicht mochte. Er hatte etwas Dumpfes, Animalisches an sich. Und er war einfach nervös.
    »Schau dir das an«, sagte er, faßte in seine Jackentasche und zog Maggie Cadwalladas Diamantenbrosche hervor.
    »Jesus!« sagte ich. »Woher zum Teufel hast du die? Ist die echt?«
    »Dudley sagt ja. Er kennt sich bei diesem Zeug aus, und er sagt, die ist echt. Ich hab’ sie in Engels’ Wohnung in einem Krawattenfach gefunden.«
    »Jesus«, sagte ich in vorgetäuschter Ehrfurcht, während ich krampfhaft nachdachte. »Jesus. Als ich die Wohnung von dieser Cadwallader durchsucht habe, habe ich ein kleines Foto von ihr gefunden. Auf dem trug sie genauso eine Brosche!«
    »Herrgott, Underhill! Was hast du damit gemacht?«
    »Ich hab’ es verloren, als ich mir von dem Zeitungsfoto Abzüge machen ließ.«
    »Scheiße. Ich werde es Dudley sagen.«
    Carlisle verschwand durch die Tür, die die beiden Räume miteinander verband. Ich warf mir Wasser ins Gesicht und kämmte mir das Haar. Als ich in das Verhörzimmer kam, weckte Dick Carlisle Eddie Engels durch Schläge ins Gesicht auf; Dudley und Mike Breuning tuschelten miteinander. Als sie mich sahen, winkte Dudley mich zu sich.
    »Freddy, bist du sicher, daß du so eine Brosche auf dem Foto gesehen hast, das du gefunden hast?« Er hielt sie mir vor die Nase.
    »Ganz bestimmt, Dud.«
    »Großartig, noch ein Beweis. Jetzt entspann dich, mein Junge. Denk an dein Stichwort.«
    Carlisle ging zurück, um Eddie aufzuwecken. »Wach auf, wach auf, du gottverdammter Perverser!« schrie er, dann gab er frustriert auf, zog seinen Gürtel ab und knallte ihn Eddie über den blanken Rücken.
    Engels wachte aus seinem narkoseähnlichen Schlaf auf, rollte sich zusammen wie ein Embryo und bedeckte sein Gesicht mit den Armen. »Nein, nicht schlagen, ihr könnt es haben. Ihr könnt alles haben, nicht schlagen!« kreischte er.
    Carlisle kreischte zurück: »Wir wollen die Wahrheit wissen, du Homo! Die Wahrheit!«
    »Ich bin kein Homo!«
    »Beweis es!« Carlisle knallte Eddie wieder eins über. Die schwere, metallene Gürtelschnalle riß ganze Fleischstreifen von seinen Schulterblättern, und Eddie warf sich auf den Rücken, um sich zu schützen.
    Dudley wand Carlisle den Gürtel aus der Hand und wickelte ihn sich um seine breite, rechte Faust. »Fragt Janet!« bat Eddie.
    »Hab’ ich, mein Junge. Soll ich dir erzählen, was sie gesagt hat?«
    Eddie fiel zusammen. »Sags mir«, flüsterte er.
    Dudley Smith ging zum Bett, faßte Engels unter die Arme und warf ihn durch das ganze Zimmer. Er landete in einem wilden Gewirr von Armen und Beinen und schrie. Ich war sprachlos über dieses Bravourstück an Stärke. Dudley ging zu Engels und riß ihn mit seiner Linken hoch, dann rammte er die lederumspannte Rechte in seinen Magen. Engels schrie wieder und fiel vornüber. Aber die Hand, die Dudley ihm in die Schulter gegraben hatte, hielt ihn aufrecht.
    »Janet hat mir erzählt, daß du ein schmutziger, degenerierter Schwanzlutscher bist«, sagte Dudley, »der ihr Bett verschmäht hat, um zu einem Muskelbubi zu steigen. Ist das wahr, Eddie?«
    »Nein!«
    »Nein?« Dudley grub Engels seine Hand in die Schulter, bis kleine Blutfontänen herausschössen. »Nein, Eddie?«
    Eddie Engels schrie. »Nein!«
    »Nein?«
    »Nein!«
    »Nein?« Blut tropfte über Engels’ Brust und vermischte sich mit seinem

Weitere Kostenlose Bücher