Heimlich
der Marine! Wir waren während des Krieges zusammen in Long Beach stationiert!« Engels schwitzte, sein Gesicht und Oberkörper waren schweißüberströmt. Ich reichte ihm ein Glas Wasser. Er spülte es in einem Zug hinunter, dann blickte er mich hilfesuchend an.
»Ich glaube Ihnen«, sagte ich. »Sie wohnten früher in der Nähe dieser Bar in Venice, stimmts?«
»Stimmt! Mit einer Frau. Wir wohnten in der gleichen Hütte. Ich sag’ Ihnen doch, ich steh’ auf Frauen. Fragen Sie Janet, sie wird’s Ihnen schon sagen!«
»Janet?«, fragte ich unschuldig.
»Janet Valupeyk. Sie ist die Dame, mit der ich die Immobiliengeschäfte mache. Sie wird’s Ihnen sagen. Wir lebten zwei Jahre zusammen in derselben Hütte, sie wird’s Ihnen sagen.«
»Okay, Mr. Engels.«
»Nicht okay, Inspektor«, sagte Dudley, und seine Stimme schwoll an, »überhaupt nicht okay. Wir haben Zeugen, die diesen degenerierten Hund in bekannten Schwulenbars gesehen haben, im ›Hub‹, in der ›Black Cat‹, ›Sergio’s Hideaway‹, dem ›Silver Star‹, dem ›Knight in Armor‹ und der Hälfte der Homo-Treffpunkte im ganzen Tal.«
»Nein, nein, nein!« Engels schüttelte seinen Kopf in heftiger Ablehnung.
Ich wurde lauter und blitzte Dudley böse an. »Diesmal sind Sie zu weit gegangen, Lieutenant. Sie sind schlecht informiert. Der ›Silver Star‹ ist kein Homo-Treffpunkt - ich war selbst schon dort, schon oft. Es ist ’ne ganz normale Kneipe für die Nachbarschaft.«
Engels packte, was er für einen Rettungsring hielt. »Das stimmt! Ich war auch schon da, schon oft.«
»Um zu wetten?« warf ich ein.
»Teufel nein, um Weiber zu jagen. Beste Ware hab’ ich da schon abgeholt.« Ohne zu wissen, daß er sich den Strick um den Hals legte, brabbelte Engels weiter und krümmte sich auf der inzwischen schweißgetränkten Matratze. »Ich hab’ schon in jeder zweiten Bar in Hollywood zugeschlagen. Schwul, von wegen! Irgend jemand hat Ihnen falschen Stoff verabreicht! Ich bin ein Altgedienter. Larry Brubaker ist schwul, aber ich habe ihn nur benutzt, mir Geld von ihm geborgt. Der hat nie versucht, mich anzumachen! Fragen Sie Janet. Fragen Sie sie!« Eddie richtete alle seine Aussagen jetzt an mich. Es war offensichtlich, daß er mich als seinen Retter betrachtete. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich Dudley mit dem Finger über die Kehle fuhr.
»Mr. Engels«, sagte ich, »machen wir ’ne kleine Pause, in Ordnung? Warum ruhen Sie sich nicht ein bißchen aus?«
Engels nickte. Ich ging ins Badezimmer und befeuchtete ein Papiertuch im Waschbecken. Ich warf es Engels zu, und er wischte sich Gesicht und Oberkörper damit ab.
»Ruhen Sie sich aus, Eddie«, sagte ich und lächelte den gutaussehenden Mörder an.
Er nickte wieder und vergrub sein Gesicht in den Händen.
»Ich geh’ spazieren«, verkündete ich Dudley und Mike Breuning. Ich schnappte mir einen Becher kalten Kaffee, einen kalten Hamburger und ging nach draußen.
Von Santa Ana her war Wind aufgekommen, und der schäbige Rasen vor dem Haus war mit frischem Abfall übersät. Palmwedel waren auf den Gehsteig geweht worden. Der Wind hatte alle Spuren von Smog in der Luft beseitigt, und das Dämmerlicht am Himmel bestand aus einem reinen Hellblau, durchsetzt mit Resten eines rosaroten Sonnenlichts.
Ich versuchte, meinen Hamburger zu essen, aber er war zu fett und zu kalt, und mein nervöser Magen rebellierte. Ich warf das Sandwich auf die Erde und schlürfte meinen Kaffee, während ich über die Rituale der Gerechtigkeit nachdachte.
Dudley kam eine Minute später raus. »Unser Freund schläft jetzt, mein Junge«, sagte er. »Mike hat ihm Medizin verabreicht. Er wird in etwa vier Stunden mit mörderischen Kopfschmerzen aufwachen. Dann werde ich ihn bearbeiten.«
»Wo ist Carlisle?«
»Der durchsucht des schönen Eddies Wohnung. Er müßte bald zurück sein. Wie geht’s dir, mein Junge?«
»Kann kaum erwarten, bis es vorbei ist.«
»Bald, mein Junge, bald. Ich mach’ mich erst mal gemütlich an diesem Untier zu schaffen. Du hältst dich raus, bis ich meine Krawatte ausziehe. Dann greifst du ein. Gewalt gegen Gewalt, mein Junge, ob verbal oder physisch. Kannst du folgen?«
»Ja.«
»Ahhh, großartig. Du bist ein brillanter junger Polizist, Freddy. Weißt du das?«
»Ja, ich weiß.«
»So einen Schützling wie dich wollte ich schon immer, mein Junge. Mike und Dick sind auch gute Bullen, aber sie haben nichts im Hirn, keine Phantasie. Und du hast Funken, brillante
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