Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
übrig blieb, als es ihm gleichzutun. Der Damensattel war reichlich unbequem, und sie wurde ordentlich durchgerüttelt.
„Sie machen Ihre Sache recht gut. Ich wusste doch, dass Sie bereits nach einer kurzen Eingewöhnungszeit wieder ganz in Form sein würden“, ermutigte er sie.
„St. John, ich bin mir nicht sicher …“
„Es ist nicht mehr weit. Wir halten am Eichenhain und führen die Pferde dann zu Fuß zurück nach Haughleigh Grange.“
Miranda zwang sich zu lächeln. Eine kurze Strecke würde sie wohl noch aushalten. Allerdings gewann sie den Eindruck, dass ihr Begleiter zunehmend schneller ritt. Und ihr Pferd, erpicht darauf, mit seinem Genossen Schritt zu halten, trabte ebenfalls rasanter. Indessen wurde der Pfad immer schmaler, bis er gar nicht mehr vorhanden war. Sie erreichten zwar wenige Augenblicke später den Hain, aber die Stute, die ihre Reiterin nicht gewohnt war, kam so abrupt zum Stehen, dass Miranda seitwärts aus dem Sattel glitt und unsanft auf die Wiese am Waldessaum stürzte.
St. John sprang vom Pferd und eilte ihr mit entsetzter Miene entgegen. „Oh, gütiger Himmel, Miranda. Ich hätte niemals gedacht …“
„Vielleicht war es doch kein solch guter Gedanke, einen Ausritt zu unternehmen“, brachte sie mit vor Schmerz verzerrter Miene hervor.
„Vielleicht nicht“, erwiderte er leichthin, als kümmerte ihn der Sturz seiner Begleiterin wenig. Dabei hatte er eine besorgte Miene aufgesetzt. „Sind Sie verletzt?“
„Ich denke nicht.“ Sie versuchte, sich mit seiner Hilfe zu erheben, musste sich indes augenblicklich wieder setzen, da ihr der Knöchel heftig zu schmerzen begann. „Anscheinend doch“, fügte sie verzagt hinzu.
„Bleiben Sie, wo Sie sind, und bewegen Sie Ihren Fuß nicht, falls der Knöchel gebrochen ist.“
Seinem Rat folgend, legte sie sich in das Gras und blickte zu den Baumkronen hinauf. Was muss der Duke nur von mir denken, wenn er erfährt, wie dumm ich mich beim Reiten angestellt habe, dachte sie bekümmert. „Er ist bestimmt nicht gebrochen“, sagte sie, als wollte sie sich Mut zusprechen.
Ohne Ankündigung schob St. John ihre Röcke hoch und schickte sich an, ihr die Stiefeletten auszuziehen. Vor Schreck richtete sie sich blitzartig auf. Dabei schoss ihr das Blut so heftig in den Kopf, dass sie sich unverzüglich wieder hinlegen musste. „Was tun Sie da?“
„Herausfinden, wie ernsthaft Sie verletzt sind. Bewegen Sie sich nicht, damit ich Ihnen nicht unnötig wehtun muss.“
Er begann ihre Füße, insbesondere die Fesseln, abzutasten, obwohl Miranda betonte, dass der rechte Fuß bei dem Sturz nichts abbekommen hatte. Sie war zutiefst erleichtert darüber, dass keiner der Stallburschen oder andere Bedienstete zugegen waren, denn der Anblick, den sie und St. John boten, war zweifellos mehr als unschicklich. Er nahm sich viel Zeit, jeden einzelnen Punkt an ihren Knöcheln zu untersuchen, und sie musste sich eingestehen, dass seine Berührungen ihr keineswegs unangenehm waren. Bisweilen durchfuhr sie sogar ein wohliger Schauer.
Seine Hand umfing ihre verletzte Fessel jetzt fester. „Schmerzt das?“
Sie nickte und biss sich auf die Lippe.
„Dann ist es nicht so schlimm, wie ich dachte.“
„Ich bin froh, das zu hören“, erwiderte sie trocken. „Und nun würde ich mir gern meine Stiefeletten wieder anziehen, wenn Sie nichts dagegen haben.“
„Es wäre besser, wenn Sie das nicht täten, falls der Knöchel noch anschwellen sollte.“
Sie setzte sich auf und nahm die Stiefeletten zur Hand. „Ich kann nicht auf Strümpfen nach Hause zurücklaufen.“
„Wie sollen Sie reiten, wenn der Schaft Ihre Fessel einschnürt?“ Er nahm ihr die Stiefeletten aus der Hand und warf sie kurz entschlossen ins Gebüsch.
„St. John! Die Schuhe gehörten Ihrer Mutter!“
„Sie wird sie nicht mehr brauchen, vermute ich. Und Sie auch nicht, da sie nicht wirklich gut gepasst haben. Wir werden eine andere Lösung finden, wenn wir das nächste Mal ausreiten.“
Bevor das geschieht, müsste die Hölle gefrieren und die Dowager Duchess ihre Stiefeletten zurückverlangen, ging es Miranda durch den Kopf, während sie ein freundliches Gesicht aufsetzte. „Also schön. Wenn Sie mir jetzt helfen würden, wieder in den Sattel zu kommen, können wir nach Hause zurückkehren.“
Seine Hand ruhte noch immer auf ihrem Fuß, und als sie dies gewahrt hatte, durchfuhr sie erneut ein wohliger Schauer. Es war höchste Zeit, dass sie ihm das Bein entzog, doch sie
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