Heimliche Hochzeit um Mitternacht (German Edition)
zögerte zu lang: Ehe sie es sich versah, hatte St. John sich den lädierten Fuß in den Schoß gelegt.
Er lächelte anzüglich. „Wir sollten nichts überstürzen, meine Liebe. Ich denke, ich habe hier eine Schwachstelle entdeckt.“ Er strich mit der flachen Hand über die Fessel und begann, die Fußsohle zu massieren. „Eben noch waren Sie versucht, mich anzulächeln. Ich werde Ihren Fuß erst in Ruhe lassen, wenn Sie mir den Gefallen tun und mich anlächeln. Denn ich schwöre, dass ich nicht länger in diesem Haus weilen kann, ohne Sie so entzückend lachen zu sehen.“
„St. John, ich bitte Sie. Ihr Gebaren ist höchst unschicklich.“ Miranda warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Mit Mühe schob sie den Rock zurück, doch hatte sie nicht bedacht, dass der Saum auf seine Hände fallen konnte. Zu ihrem Verdruss verschwanden seine massierenden Finger nun tatsächlich unter dem Stoff.
„Sie haben vollkommen recht, wir sollten uns beeilen. Sie müssen nur rasch lächeln, und wir können aufbrechen.“
„St. John, hören Sie augenblicklich auf!“ Sie versuchte streng zu klingen, aber ihre Kurzatmigkeit verhinderte dies.
Wieder strich er mit den Fingern über ihre Sohle. „Wenn Sie mich erst besser kennen, Miranda, werden Sie feststellen, dass es unmöglich ist, sich mir zu widersetzen. Sparen Sie sich die Mühe, und geben Sie mir, was ich will. Dann helfe ich Ihnen in den Sattel und bringe Sie wohlbehalten nach Haughleigh Grange zurück.“ Er massierte sie jetzt am Ballen, wobei sich feste und sanfte Berührungen abwechselten.
Seltsam erregt, schluckte sie einen Seufzer hinunter. „St. John …“ Sie wollte ihn eigentlich belehren, doch seine Hände fühlten sich zu angenehm an auf ihrer Haut. Und er ging so selbstverständlich daran, ihren Fuß zu massieren, dass es ihr umso schwerer fiel, ihm zu widerstehen. Zu ihrem größten Verdruss entfuhr ihrer Kehle plötzlich ein Keuchen, dann kitzelte er sie so geschickt am großen Zeh, dass sie kichern musste. Der Bann war gebrochen, und sie legte sich ins Gras, um herzhaft zu lachen. Unverzüglich ließ er von ihr ab und zog sittsam den Rocksaum über ihre Fesseln.
„Na also. Sehen Sie, es war doch gar nicht so schrecklich schwer, meinem Wunsch nachzugeben und ein wenig vergnügt zu sein.“
Sie schüttelte den Kopf und wich seinem Blick aus. Sie wusste, dass sie flammend rot geworden war. Trotzdem konnte sie nicht anders und lächelte noch immer amüsiert zu ihm hinüber.
„Gut, denn ich will, dass Sie auf Haughleigh Grange glücklich werden, Miranda. Es gibt viele Gründe, weshalb man hier glücklich sein kann. Mein Bruder … war nicht immer so, wie er jetzt ist. Als Kind war er herzlicher. Diese Distanziertheit! Wenn es Ihnen nicht gelingen sollte, seine guten Seiten zu entdecken, wenden Sie sich an mich. Ich werde stets für Sie da sein, wenn Sie sich einsam fühlen.“ Er stand auf. „Und nun nehmen Sie meine Hand, damit ich ihnen in den Sattel helfen kann. Das heißt, wenn Sie sich kräftig genug fühlen. Es steht Ihnen natürlich frei, mit mir auf einem Pferd zu reiten.“
Es war ein solch unschuldig anmutendes Angebot – zu unschuldig, vermutete sie misstrauisch. Wie er sie so ansah mit seinen blauen Augen, konnte sie nicht andeutungsweise eine Tücke in ihnen entdecken. Sie stellte sich vor, wie sie eng umschlungen und im Rhythmus des leichten Trabs mit ihm über das Feld ritt, und spürte, wie ihr wieder das Blut in die Wangen stieg. „Nein, es geht mir gut. Ich bin sicher, dass ich allein zurückreiten kann.“
„Tatsächlich? Sie sehen so unentschlossen aus. Lassen Sie mich Ihnen helfen.“ Er umfing ihre Taille und hob sie mit Schwung in den Sattel. Sie indessen wandte das Gesicht ab, damit er ihr nicht in die Augen sehen konnte.
Irgendetwas stimmt nicht mit mir, dachte sie besorgt. Aber vermutlich hatte sie diese unziemlichen Gedanken, weil sie zu viel über romantische Dinge wusste. Sie wünschte, sie wäre so unwissend und naiv, wie sie vorgab zu sein. Doch Cecily hatte ihr allerlei über die Fleischeslust erzählt. Vielleicht wurde sie aus diesem Grund so schnell schwach, wenn ein Mann sie berührte – obendrein ein Mann, der nicht ihr Gemahl war. Dass St. John der Bruder ihres Gatten war, machte die Angelegenheit nicht besser, da sie vermutlich für den Rest ihres Lebens mit ihm zu tun haben würde. Sie musste ihr Verlangen nach Zärtlichkeit unbedingt unterdrücken, damit niemand merkte, wie schwach sie war. Vor allem der
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