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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ihres Alters mit Paketen beladen durch die Stadt ging.
    »Nun, Nellie«, sagte Miss Emily, als die beiden wieder senkrecht vor ihr standen — der junge Mann hielt ihre Pakete in der Hand und blickte dabei Nellie so zufrieden an wie eine Katze, die einen Topf voller Sahne ausgeschleckt hatte —, »willst du mich nicht deinem jungen Mann vorstellen?«
    »Mr. Montgomery ist nicht ... ich meine, wir sind nicht . . .« stammelte Nellie mit blutrotem Gesicht.
    Jace grinste, und Miss Emily blinzelte überrascht. Was für ein überaus gutaussehender junger Mann. »Ich mag zwar noch nicht sein, was Sie eben angedeutet haben«, sagte er leise, »habe aber vor, es bald zu werden. Ich bin Jace Montgomery.«
    »Emily«, erwiderte sie, »oder Miss Emily, wenn Ihnen das lieber ist.« Und dann, ihm einen scharfen, schlauen Blick zuwerfend, setzte sie hinzu: »Ich habe den Eindruck, daß Sie außerordentlich zufrieden sind mit sich, junger Mann.«
    »Bin ich auch.« Er sah Nellie an, deren Gesicht noch immer rot überhaucht war. »Was für ein Mann wäre das nicht, wenn er eine so schöne Frau begleiten darf?«
    Wieder spürte Nellie ein Verlangen, sich umzudrehen, um zu sehen, wen er damit meinte: aber da merkte sie, daß er lächelnd auf sie hinunterblickte.
    »Na, so was«, staunte Miss Emily, »endlich treffe ich einen jungen Mann mit Verstand in dieser Stadt. Nellie ist eine feine junge Frau — eine sehr, sehr feine junge Dame —, und Sie tun recht daran, sich an ihre Fersen zu heften.«
    Jace nahm Nellies Hand und schob sie unter seinen Arm. »Ich denke, ich werde Ihren Rat beherzigen«, sagte er und blickte Miss Emily lächelnd an.
    »Kommen Sie doch zum Tee in mein Lokal«, sagte Miss Emily.
    »Das wird leider nicht gehen, weil ich wieder nach Hause muß, um . . .«
    »Wir werden dort sein«, sagte Jace, während Miss Emi-ly ihm ihre Einkäufe abnahm und sich dann wieder in Bewegung setzte.
    Jace begann, in die entgegengesetzte Richtung zu gehen, Nellies Arm fest unter den seinen geklemmt.
    »Mr. Montgomery«, begann Nellie, »Sie können wirklich nicht so etwas sagen.«
    »Was kann ich nicht sagen?«
    »Daß ich ... ich schön bin und Sie mein junger Mann wären. Sie werden den Leuten einen falschen Eindruck von uns vermitteln.«
    Es wäre Jace niemals in den Sinn gekommen, daß Nellie nicht wußte, daß sie schön war. Er hatte die Erfahrung gemacht, daß schöne Frauen häufig über ihr schlechtes Aussehen klagten, und wenn sie das taten, dies als Aufforderung zu verstehen war, ihnen Komplimente zu machen. Doch er fand, daß die Zeit noch nicht reif war für überschwengliche Komplimente. Er wollte mit seinen Händen Nellies Körper berühren, wenn er ihr sagte, wie schön sie sei. »Was wäre denn Ihrer Meinung nach der richtige Eindruck, den die Leute von uns bekommen sollten?«
    »Daß Sie für meinen Vater arbeiten, und daß ich, als seine Gastgeberin, verpflichtet bin . . .« Verpflichtet zu was? überlegte sie. Sie war bisher noch nie mit einem Angestellten ihres Vaters in die Stadt gegangen.
    »Mich den Bewohnern von Chandler vorzustellen«, beendete er für sie den Satz. »Und das ist der Grund, weshalb ich meine, daß wir Miss Emilys Teestube besuchen sollten.« Plötzlich hielt er mitten im Schritt an und blickte auf sie hinunter. Sein Gesicht war todernst, als wäre ihm soeben ein schrecklicher Gedanke gekommen. »Sie verabscheuen mich doch nicht etwa, Nellie? Vielleicht wollen Sie sich gar nicht mit mir in der Stadt zeigen. Möglich, daß ich — nun — daß Sie mich reizlos finden.«
    Nellie konnte nur sprachlos zu ihm hochsehen, war un-fähig, ihm eine Antwort zu geben. Ihn verabscheuen? Ihn reizlos finden? Er war der hübscheste Mann, der ihr in ihrem Leben begegnet war. Er war gütig, rücksichtsvoll, warmherzig, witzig und bezaubernd. »Ich mag Sie«, flüsterte sie.
    »Gut.« Er drückte ihren Arm noch fester an sich und setzte sich wieder in Bewegung. »Nun erzählen Sie mir mal etwas über diese Stadt.«
    Nellie bemühte sich, ihre Befangenheit abzuschütteln; aber das war gar nicht so einfach. Sie verstand ihn nicht, weil er sich so sehr von allen Männern, die sie bisher kennengelernt hatte, unterschied. Die meisten Männer blickten sie von Kopf bis Fuß an und ließen sie dann stehen. Ein paar hatten zwar Interesse für sie gezeigt, aber in der Regel nur für ihre Eigenschaften als Köchin und Haushälterin. Vor vier Jahren hatte ein Witwer mit fünf Kindern bei ihrem Vater um ihre Hand

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