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Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod

Titel: Heinichen, Veit - Proteo Laurenti 01 - Gib jedem seinen eigenen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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verfahren so, wie ich es Ihnen bereits sagte.« Der Questore warf wieder einen seiner Pausenblicke in die Runde. »Laurenti, es wird Zeit, daß Sie uns einen vollständigen Überblick geben.«
    »Danke, Questore. Das Problem, vor dem wir stehen, ist, daß wir lediglich über Indizien verfügen. Kein einziger Beweis. Aber so viele Indizien, daß wir mit Bestimmtheit sagen können, es kann sich nicht mehr um Zufall handeln. Wir werden mit unserem Vorgehen auf jeden Fall fündig werden. Wie groß unsere Trefferquote sein wird, weiß ich nicht. Doch wenn alle meine Befürchtungen zutreffen, dann haben wir einen großen Fall vor uns. Keinen kleinen, meine Herren. Erstens Bruno de Kopfersberg. Als Tatverdächtiger kommt als erstes sein Sohn in Frage.
    Sollte er das Tagebuch seiner Mutter kennen, das uns vorliegt, dann kann er gar nichts anderes glauben, als daß sein Vater sie umgebracht hat. ›Ich habe Angst. Er wird immer schlimmer‹, schreibt sie. Er wird den Alten noch identifizieren müssen, das haben wir uns bis zuletzt aufgehoben.
    Dann: Das Tagebuch wurde bei Olga Chartow gefunden. Wir wissen nicht, woher sie es hat, aber vermutlich wurde sie umgebracht, weil sie es hatte. Mit dem Tagebuch haben wir auch Fotos von offensichtlich bessergestellten Herren in korrumpierenden Situationen erhalten. Ideales Erpressungsmaterial. Also hatten auch andere genug Anlaß, Kopfersberg aus dem Weg zu räumen.«
    »Was für Material?« fragte der Carabinieri. »Was für Situationen? Reden Sie doch klar, Laurenti!«
    Der lächelte. »Stellen Sie sich vor, Sie gehen zu einer Nutte, was jemand wie Sie natürlich nie tun würde. Nicht wahr, Colonello?«
    »Und?«
    »Und da werden Sie fotografiert, sehr einfach. Fotografiert, ohne es zu wissen. Und danach sagt jemand zu Ihnen, daß man die Fotos Ihrer Frau oder an die Presse schickt, wenn Sie nicht … Hat’s geklingelt, Colonello? Weiter: Die Wohnung Olga Chartows, die sie mit ihrem Bruder teilte, wurde durchsucht. Olga Chartow war in der Via dei Porta angestellt, dort hat sie das Tagebuch und die Fotos wahrscheinlich gestohlen. In der Villa des Bruno de Kopfersberg war man uns gegenüber nicht sehr zuvorkommend. Ich hatte grundsätzlich den Eindruck, daß man etwas verbarg. Anfangs dachte ich, daß Kopfersberg sich dort versteckt hielt, bis man ihn dann tot gefunden hat. Dann aber fielen mir viele junge Mädchen auf, alle hübsch und alle aus dem Osten. Auch einer unserer Beamten hat dies bei seinem ersten Besuch bemerkt.
    Dann die Partys, die für die Anwohner eine Plage waren und bei denen die Polizei nie eingegriffen hat. Einige dieser Gäste sind laut Hotellisten auch heute abend wieder da. Immer hatte Fossa in diesen Nächten Dienst. Nach unseren schlimmsten Befürchtungen steht er in Verbindung mit der Villa und hat das Eingreifen der Polizei verhindert. Drittens wurde seine Frau, die Stadträtin, die Sie alle kennen, mit Viktor Drakic gesehen, dem Bruder von Kopfersbergs Lebensgefährtin Tatjana und Prokurist in der TIMOIC. Elvira Fossa ist stellvertretende Leiterin der Ausländerbehörde. Der Österreicher war im Import-Export tätig. Ich nehme an, leider kann ich es noch nicht beweisen, daß seine Firma auch Mädchen aus dem Osten einschleust, mit neuen Dokumenten versieht und weiterverkauft. Dazu paßt auch, daß Kopfersberg am Abend vor seinem Tod laut Auskunft der dortigen Hafenbehörde in Rimini war. Was dort los ist, dürfte jedem Anwesenden bekannt sein: Es ist ein riesengroßes Bordell, und immer wieder wurde die Verbindung Rimini, Turin, Amsterdam, Berlin und Wien festgestellt, wenn ausnahmsweise einmal eines der Mädchen ausgepackt hat. Daß Triest damit in Verbindung steht, ist besonders unangenehm. Da entwickelt sich etwas. So ruhig wie bisher wird unsere Stadt nicht bleiben. Viertens die Türkei-Hilfe: Die dafür wenig prädestinierte Firma TIMOIC hat einen Riesenauftrag an Land gezogen. Es geht um hohe Summen. An diesem Punkt hakt es noch etwas. Aber vielleicht hilft eine letzte Tatsache: Am vergangenen Samstag ist in Triest ein Mann eingetroffen, den Sie alle kennen. Unter dem Alias Romano Rossi ist Vincenzo Tremani in der Stadt …«
    Der Carabinieri pfiff leise durch die Zähne.
    »Er hat Kontakt zur TIMOIC, zu der Prokuristin Eva Zurbano, zu Viktor Drakic und zu Spartaco de Kopfersberg, der gestern in Triest ankam, mit seinem Motorboot, das in Montenegro registriert ist, in Bar.«
    Laurenti machte eine kurze Pause. Das Erstaunen in der Runde war groß. Sie

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